Entlang der faszinierenden Küsten des Eismeeres

Die festgefahrene Waschbrettpiste führt wenige Kilometer durch sumpfiges Vorland, das den Leirpollen vom Tanafjorden trennt. Høyholmens handvoll bunter Holzhäuser liegen auf einem schmalen Uferband am Fuße steiler Felswände, die so typisch für den Tanafjorden sind.
Drüben, jenseits des Fjordes, liegen in den östlichen Senken des Duolbagáisá wieder Altschneewächten, auch dieser Berg steigt weit über 600 Meter auf.
Heute jagt ein böiger Wind Schauer um Schauer entlang des Fjordes, wilde Wetterbilder, aber ungemütlich. Die Wogen der Winterstürme haben den schmalen Wall des Sträßchens angeknabbert, es ist über Land der einzige Zugang nach Høyholmen, hier liegen die Boote der Einheimischen, die sie über die Meerenge nach Hause bringen.

Høyholmen am Tanafjorden

Altschneewächten am Duolbagáisá
Altschneewächten am Duolbagáisá
Høyholmen zwischen Leirpollen und Tanafjorden
Høyholmen zwischen Leirpollen und Tanafjorden
Schauer jagen über den Fjord
Schauer jagen über den Fjord
Opfer der Winterstürme
Opfer der Winterstürme
Scrabbleroad in den Sümpfen
Scrabbleroad in den Sümpfen

Useliges Wetter = Fahrtag, wir brechen auf gen Osten. Müssen aber, der hiesigen Geographie geschuldet, erst einmal bis Tana bru nach Süden zurück. Garnicht schlimm, dicht bei der Brücke über den Deatnu Tana, der Tana bru, haben die Norweger eine exzellente Entsorgungstation auf einem Parkplatz eingerichtet. Nach unserem Servicestop geht es dann aber wirklich Richtung Osten, Richtung russische Grenze. Wieder auf der E6, weil sie wieder die einzige Möglichkeit ist. Doch sie führt uns, wo immer möglich, dicht am Eismeer entlang durch so wechselhafte wie einzigartige Landschaften.
Zwischen Gandvik und Sopnesmyra verläuft sie im landschaftlich wie geologisch interessanten Gletschergrabenbruch, den die Eismassen der Eiszeit, die fast bis ans Meer reichten, geformt und später massive Schmelzwasserströme ausgewaschen haben. Völlig a-typisch verläuft der Grabenbruch von Südost nach Nordwest, entgegen der hier vorherrschenden Berg-Tal-Richtung des Faltengebirges. Seine Talsohle ist geprägt von Wasser und Moor, in dem sich robuste, arktische Kleinbäume behaupten…
Ab Neiden folgt die Straße dem Uferverlauf des Neidenfjordes, klettert über Höhenzüge zum nächsten Fjord und gibt so viele schöne Aussichten preis!
– Zum Glück spielt auch das Wetter langsam wieder mit.

Am Eismeer entlang nach Osten

Servicestop in Tana bru
Servicestop in Tana bru
Im Naturpark Gletschergraben
Im Naturpark Gletschergraben
Scandinavischer Traum...
Scandinavischer Traum...
Norwegens ältestes Fjell
Norwegens ältestes Fjell
Wir biegen vorher ab!
Wir biegen vorher ab!

Endlich zurück am offenen Eismeer 🙂 !!!
Unergründlich tief Blaugrün, im Sonnenschein bei 7 Beaufort von strahlend weißem Schaum gekrönt, empfängt uns das tosende Meer. – Was für ein Anblick! Was für ein Empfang!
Bei dieser nord-nordöstlichen Windrichtung können Wind und Wogen frei von der bremsenden Wirkung einer Landmasse weit draußen in der Barentssee Anlauf nehmen, um hier mit Wucht auf den rund gewaschenen Küstenfels aufzulaufen…

Wir können uns einfach nicht satt sehen an diesem kraftvollen Naturschauspiel!
Erst spät am Abend, als längst die Ebbe eingesetzt hat, beruhigt sich das Meer. Vor dem glühende Ball der untergehenden Sonne leuchten die Tropfen der letzten Wellen auf, während sie am Fells zerstieben.
Dann wird das Eismeer still.
Diese Nacht ist eine durchgehende Dämmerung, in der der Schein der knapp unter dem Horizont dahin wandernden Sonne den Himmel in fahlem Licht erhellt – bis sie nach wenigen Stunden wieder über den Bergrücken empor kommt.

Das offene Eismeer bei Grense Jakobselv

... überall neue Schilder...
... überall neue Schilder...
Die örtlichen Gegebenheiten
Die örtlichen Gegebenheiten
Landmarke Kong Oscar IIs kapell
Landmarke Kong Oscar IIs kapell
... nur noch wenige Meter!
... nur noch wenige Meter!
MB zurück am Eismeer...
MB zurück am Eismeer...
...bei Sonnenschein...
...bei Sonnenschein...
... und 7 Beaufort...
... und 7 Beaufort...
Ebbe setzt ein...
Ebbe setzt ein...
... und beruhigt die Wogen.
... und beruhigt die Wogen.
Nachts 2.20 Uhr !!!
Nachts 2.20 Uhr !!!

Bei unserem Morgenspaziergang entdecken wir, dass die Winterstürme weite Teile des kleinen Strandes in der hinteren Bucht weggerissen haben. Kahl liegt jetzt auch hier der rundgewaschene Gneis, der als Barents Blue ein begehrter Baustoff ist. Bis zu drei Milliarden! Jahre alt ist dies Gestein – waren wir auf dem Weg hierher doch durch das älteste Fjell des Landes gefahren…
Auch die Besiedlung des Flusstales lässt sich durch archäologische Funde auf bis zu 10.000 Jahre zurück datieren. Grense Jakobselv als Dorf wurde erst 1851 gegründet, Ostsamen lebten schon viel länger hier im Tal am Flüsschen. Die Flussfischerei war überlebenswichtig und wurde noch bis Anfang letzten Jahrhunderts zusammen mit den Russen am anderen Ufer mit Zugnetzen betrieben.

Wir starten im entlegensten nordöstlichen Winkel Norwegens, hier im Reinsjöfjellet, unsere Reise entlang dieser so einzigartigen Küste.
Das war der Plan. – Wie schön, dass er trotz der angespannten Lage in Europa gelingen kann!
Enorm vielgestaltig ist diese Küste mit ihren verschiedenen Landschaften und Meeren. – Was haben wir schon alles an beeindruckenden Berichten gesehen! Wie viele verlockende Bilder im Kopf…
Über mehr als 2530 Kilometer, mit Buchten und Fjorden 28953! Kilometer, wird diese abwechslungsreiche Küstenlinie uns von der kalt blaugrünen Barentssee im hohen Norden an den stürmischen Nordatlantik führen, auf die malerischen Lofoten, am Ufer abgrundtiefer Fjorde zu gewaltigen Gletschern und später an der hier ausgesprochen tiefen Nordsee bis zur Meerenge des Skagerrak…

Im Tal des Jakobselva

Reste des Strandes
Reste des Strandes
Blick auf das Kosinfjellet
Blick auf das Kosinfjellet
Kong Oscar IIs kapell
Kong Oscar IIs kapell
Seeadler oder Steinadler?
Seeadler oder Steinadler?
Auf dem hohen Flussufer
Auf dem hohen Flussufer

Die oft schroffe, in ihren dunklen Farben fast abweisend wirkende Landschaft der weiten, nahezu unberührten Fjells macht ruhig und nachdenklich – im positivsten Sinne des Wortes.
Fjelle werden uns, in ihren verschiedensten Landschaftsformen, für Wochen hier im hohen Norden begleiten. Werden immer wieder als zu übersteigende Felsbarrieren zwischen den tief ins Land schneidenden Fjorden liegen – und uns jedes mal wieder beeindruckende Blicke auf eben diese ermöglichen.
Im Südenwesten des kargen Kosinfjellet führt uns die kleine 886 nun für einige Kilometer an das Ufer des idyllischen Jarfjorden, er ist keiner der ganz großen, aber für mich einer der schönsten!
Wenig später, bei der Grenzstation Storskog, mündet das kleine Sträßchen in die E105, die keine 8 Kilometer später mit dem Abzweig nach Kirkenes in der E6 aufgeht. Kirkenes ist eher zweckmäßig, aber eine gute Versorgungsmöglichkeit. Von hier aus könnten wir den knapp 3 Kilometer langen Tunnel tief unter dem Eismeer hindurch nach Vardø nutzen, ein beeindruckendes Bauwerk, aber wir wollen ja das Land sehen und umrunden lieber gemütlich den Varangerfjorden.
Übrigens, für Instandhaltungsarbeiten werden die oft einzigen Verbindungsstraßen kaum gesperrt, man wird von einem ‚Ledebil‘ hindurchgeleitet. 😉

Ledebil

Ledebil – folg meg
Ledebil – folg meg


Mit der E6 folgen wir den Ausläufern des kargen Simlefjellet zum südöstlichen Ufer des Neidenfjorden – und genießen auch hier so manch schöne Aussicht, bevor die Strecke wieder über ein ausgedehntes, locker bewaldetes Fjell führt. Kurz vor Neiden überquert die Straße die schäumenden Stromschnellen des Neidenelva, wenig flußaufwärts tost der imposante Skoltefossen.
Bald darauf sind wir wieder im düster wirkenden Gletschergrabenbruch. Über weite Flächen recken die arktischen Zwergbirken ihre größtenteils abgestorbenen Zweige kahl gen Himmel. Morbide, bizzar – und trotzdem schön…
Kurz vor seinem Ende zweigt ein verlockendes Ministrässchen direkt an das Ufer des Varangerfjorden ab – na, dann nehmen wir das doch mal!

Grense Jakobselv bis Gletschergrabenbruch

Typisch Fjell
Typisch Fjell
Idylle am Jarfjorden
Idylle am Jarfjorden
Boote auf dem Neidenfjorden
Boote auf dem Neidenfjorden
Tosender Skoltefossen
Tosender Skoltefossen
Am Gletschergrabenbruch
Am Gletschergrabenbruch


Und das war eine gute Wahl! Die kleine Straße, kaum mehr als ein befestigter Weg, führt uns am Fuße des Bahttervárri-Höhenzuges dicht am Ufer dieses riesigen Fjordes zur Ostspitze der Halbinsel.
Immer wieder halten wir an, laufen über den von Eis und Wind rundgeschliffenen Fels Richtung Fjord oder an die kleinen Strände. – Und entdecken die ersten dieser so malerischen Zwerge von Bäumen, die sich im kargen Fels und rauen Klima behaupten. Wir beobachten einen kapitalen Renhirsch, der in einen appetitlich aussehenden Pilz beißt – aber das war wohl nix, wild mit dem Kopf schüttelnd spukt er ihn sofort wieder aus…
Weiter ostwärts liegt in einer der Buchten eine große Lachsfarm mit ihrem Versorgungsschiff – dies ist keine Strecke, um schnell vorwärts zu kommen, jedenfalls nicht für uns…

Am Südufer des Varangerfjorden

Kalt blaugrüner Varangerfjorden
Kalt blaugrüner Varangerfjorden
Arktische Zwergwuchsform
Arktische Zwergwuchsform
Schmeckt nicht!
Schmeckt nicht!
Was für ein prächtiges Tier!
Was für ein prächtiges Tier!
Lachsfarm mit Versorgungsschiff
Lachsfarm mit Versorgungsschiff


Schon diese Strecke ist ein kleines Traumsträßchen, der einsame Ort, in den sie uns führt, nicht minder sehenswert. Auf der schmalen Landzunge zwischen zwei tiefen Buchten kuscheln sich die bunten Häuschen von Bugøynes um die weiße Kirche mit dem spitzen Turm. In der nach Westen gewandten Bucht gibt es einen kleinen Sandstrand und sogar einen Stellplatz mit einer Versorgungsstation. Die östliche Bucht ist fest in der Hand der Fischereiwirtschaft. Trawler an den Stegen vertäut, Netze trocknen auf Holzgestellen, Fangkörbe bei den Verarbeitsungsgebäuden…
Bugøynes wäre vor nicht einmal einem halben Menschenleben, nach dem Zusammenbruch der Fischerei, fast untergegangen, sollte aufgegeben werden – und dann haben sich die Bewohner die Rote Königskrabbe von einer Plage zum Wirtschaftsfaktor gemacht. Dank einer engagierte Vermarktungsstrategie findet man nun weltweit in vielen Edelrestaurants leckere Königskrabben aus Bugøynes auf der Karte – und der Ort ist aufgeblüht!

Das malerische Bugøynes

Bugøynes lebt vom Krabbenfang
Bugøynes lebt vom Krabbenfang
Der Fischereihafen
Der Fischereihafen
Malerisches Örtchen
Malerisches Örtchen
Im Fischereihafen
Im Fischereihafen
Landzunge zwischen den Buchten
Landzunge zwischen den Buchten


Auf unserem gemächlichen Rückweg senkt sich die späte Dämmerung über den Fjord, wir finden einen schönen Nachtplatz wenig abseits des Sträßchens mit einer tollen Aussicht über den Varanger. Die Wolkendecke reißt auf und die letzten Strahlen der untergehenden Sonne lassen den Fels in warmen Rottönen aufleuchten. Lange genießen wir noch diese schöne Landschaft in der sinkenden Dämmerung dieser Nacht.
Am nächsten Morgen weckt uns strahlender Sonnenschein und ich entdecke beim Morgenspaziergang einen perfekt von der Natur gefassten „Edelstein“.
Heute Abend wollen wir drüben auf dem anderen Ufer stehen…

Nachtplatz am Varangerfjorden

Abends am Fjord
Abends am Fjord
Nachtplatz mit Aussicht
Nachtplatz mit Aussicht
Abendsonne lässt den Fels glühen
Abendsonne lässt den Fels glühen
Perfekt gefasster Edelstein
Perfekt gefasster Edelstein
Guter Morgen am Fjord
Guter Morgen am Fjord


Wieder sind wir dicht am felsig kahlen Südufer des Varangerfjorden unterwegs, passieren kleine Siedlungen wie Byluft, Reaphen und Sirddagohppi bevor wir am Varangerbotn im gleichnamigen Ort Mittagsrast machen.
Im kleinen Samenmuseum überlegt dann die ganze freundliche Crew, wo ich ein Rentierfell bekommen könnte. Sie selbst haben sie nur als Ausstellungsstücke, geben mir aber den Insidertipp, dass ich ein Fell für Draußen erfragen soll, weil die anders gegerbt sind, weniger haaren und robuster sind.
Die E6 führt von Varangerbotn westwärts, wir aber folgen der E75 entlang der Südküste der Varangerhalvøya gen Osten. Sehen uns die malerisch auf einer Landzunge liegende Kirche von Nesseby an, die sich ihre Landzunge mit einem großen Stockfischgestell teilt. Zwei der verwitterten Eisenkreuze im alten Friedhof interessieren uns. Sie stehen dicht beieinander und haben sich im Laufe von mehr als 150 Jahren zueinander geneigt. Es sind die Grabkreuze einer Mutter und ihres kleinen Sohnes…

Vadsø ist heute gesetztes Ziel. Den historischen Ankerturm für Luftschiffe aus der Zeit dieser Nordpolexpeditionen wollen wir sehen. Auf der dem Zentrum vorgelagerten kleinen Insel Vadsøya ragt der rote Gitterturm hoch in den blauen Himmel. Ihn umgibt der Vadsøya Kulturpark mit Befestigungsanlagen und einer reichen Natur.
1926 machten hier Roald Amundsen und seine Mitstreiter ihren Zeppelin „Norge“ auf dem Weg zum Nordpol fest. Die Reise führte sie sicher bis Alaska. Im Jahr 1928 nutzte Umberto Nobile den Turm für sein Luftschiff „Italia“, auch er auf Nordpolexpedition. Nobile stürzte später beim Rückflug auf einer Eisscholle ab und starb. Amundsen kam beim Rettungsversuch für ihn ums Leben. Sein Wasserflugzeug stürzte ebenfalls ab und ist bis heute verschollen.

Im Süden der Varangerhalvøya

Schmucke Kirche von Nesseby
Schmucke Kirche von Nesseby
Mutter & Kind
Mutter & Kind
Ankermast für Luftschiffe
Ankermast für Luftschiffe
Und seine Historie
Und seine Historie
Der Hafen von Vadsø
Der Hafen von Vadsø


Die Gegend um Vadsø liegt am südlichsten Punkt der ausgedehnten Varangerhalvøya. Wir wollen heute über Vardø, das mit seiner vorgelagerten Insel Vardøya den östlichsten Punkt markiert, bis hinauf in den Norden ins beschaulich schöne Hamningberg. Die Landschaft auf unserem Weg könnte nicht vielfältiger sein! Vom steppenähnlichen Süden mit seinen weiten Graslandschaften kommen wir bald in schroff felsige Areale, in denen das Fjell bis ans Meer reicht. Scharf gezackte Klippen ziehen sich bis tief ins Wasser – die kleine Straße wurde knapp am Küsterverlauf hindurchgezogen. Graue Geröllfelder wechseln mit kargen Matten und wir fragen uns, wovon die prächtigen Rentiere, die wir vereinzelt selbst hier sehen, in dieser Landschaft leben können.
Das ganze Innere der Halbinsel zwischen der 890 / 891, die nach Batsfjord und Berlevag führen im Westen, Vadsø im Süden, Vardø im Osten und Hamningberg / Batsfjord im Norden ist ein ausgedehnter Nationalpark und gibt so auch dem kleinen Polarfuchs mit seinem vorwitzigen Gesichtl ein sicheres Zuhause. – Letztes Jahr hatten wir in Hamningberg das große Glück, eines dieser leider sehr seltenen Tiere sehen zu können…

Varangerhalvøya von Süd nach Nord

Hamningberg an seiner kleinen Hafenbucht
Hamningberg an seiner kleinen Hafenbucht

Gegen Abend liegt Hamningberg weit jenseits der letzten großen Bucht vor uns. Noch etliche Kilometer durch diese schroffen, schwarzen Klippen, durch ausgedehnte, graue Geröllfelder in den kleineren Buchten, dann sind wir da – an diesem wirklich sehr schönen Ende der Welt!
Heimelig und still liegen die bunten Holzhäuser im Sonnenschein. Die Geschichte dieses einstmalig zu den größten Fischerdörfern der Ost-Finnmark zählenden Ortes können wir neuerdings auch von den nun aufgestellten Informationstafeln erfahren.
Die Fischgründe um Hamningberg waren reich und ergiebig, doch der Hafen war für die größer werdenden Fischereischiffe zu flach. Der Ort lebte vom Fischfang, so kämpften die Bewohner erbittert mit den Behörden um den Ausbau des Hafens – der nicht bewilligt wurde. Sie mussten sich letzendlich geschlagen geben. 1965 mussten sie ihren Heimatort dann aufgeben, nur vier wackere, alte Pensionäre hielten noch bis 1978 standhaft aus.
Heute ist Hamningberg, auch weil es im Krieg nicht zerstört wurde, ein einzigartiges kulturhistorisches Denkmal. Die schönen Häuser, die in ihrer Bauweise mit Haupthaus und Nebengebäuden typisch für die Ost-Finnmark sind, werden größtenteils als Wochenend- und Ferienhäuser – zum Teil von Nachfahren der einstigen Fischer – erhalten.

Nach einer klaren Nacht scheint am nächsten Morgen wieder die Sonne, es weht kaum und das Thermometer klettert auf 23,5 Grad – am Eismeer!
Die Hafenbucht hat einen schmalen Sandstreifen am verlockend dunkelblauen Meer…

Das mir dann aber mit seinem 8 Grad kalten Wasser beim Eintauchen echt den Atem nimmt – Eismeer! Zu Recht!
Ich trotze ihm ein paar Schwimmzüge ab, taste mich aber, bevor ich einzufrieren drohe, wieder über das glitschig bewachsene Geröllfeld unter Wasser zurück an den Strand.
– Ich bin sowas von erfrischt!! 😉

Als wir aufbrechen halten wir am ebenfalls neuen Denkmal für die norwegischen Seenotretter an. – Das interessiert uns als ehemalige Segler natürlich und auch hier erzählt eine Tafel dessen Hintergrund.
Das allererste Boot der Seenotretter war eine sehr seetüchtige Colin Archer – die Segler unter uns wissen, was da geht. Sie war 1894 in Vardø stationiert worden und ihr erster Einsatz führte sie nach Hamningberg.
Mitten in der Hochsaison des Fischfangs fiel damals ein gewaltiger Schneesturm über den flachen Hafen voller Fischerboote her. So wurde die Seenotrettung per Telegramm um Hilfe gebeten. Stunden später hatte sich die Colin Archer unter ihrem Schiffsführer Nikolai Anthonisen durch die aufgewühlte See um den ganzen Osten der Varangerhalvøya bis Hamningberg durchgekämpft. Ihnen ist zu verdanken, dass in diesem Sturm kein Menschenleben verlorenging – 85 Schiffe hatte der Sturm in jener Nacht zerschmettert…

Malerisches Hamningberg

Bunte Häuser von Hamningberg
Bunte Häuser von Hamningberg
Zur Historie
Zur Historie
Verwaister Hafen
Verwaister Hafen
Die ältesten Häuser - denkmalgeschützt
Die ältesten Häuser - denkmalgeschützt
... einfach so schön...
... einfach so schön...
Dämmerung über dem Eismeer
Dämmerung über dem Eismeer
Nacht in Hamningberg
Nacht in Hamningberg
Guten Morgen, Ren.
Guten Morgen, Ren.
Seenotretter-Denkmal
Seenotretter-Denkmal
Die Geschichte dazu
Die Geschichte dazu

Unser Rückweg führt uns wieder Richtung Südosten in diese schroff abweisenden Klippen zwischen Sandfjord und dem Persfjorden – eine der spektakulärsten Landschaften entlang der vielgestaltigen Küsten Norwegens!
Mit aufrecht stehenden, scharfkantigen Zacken, die dem stürmische Meer trotzen, ziehen sich hier die grauschwarzen Ausläufer des Seglkollfjellet bis ins Eismeer. Dazwischen oft tief eingeschnittene Spalten. Gespickt mit scharfem, von Moos und Flechten rutschigem Gestein, verwehren sie jeden Zutritt.
Aber das schmale Sträßchen gewährt wieder und wieder beeindruckende Ein- und Ausblicke in diesen unwirtlichen und doch so faszinierenden Küstenabschnitt. – Hier eine Straße anzulegen war schon… sportlich.

Schroffe Klippenlandschaft am Seglkollfjellet

Jetzt wird's eng...
Jetzt wird's eng...


Von Norden ist die erste Landmarke, die wir von Vardø zu sehen bekommen, das auf der kleinen, vorgelagerten Insel Hornøya stehenden Vardø fyr. Weiß ragt der vierkantige Turm in den dunstig blauen Sommerhimmel. Leuchtturmwärterhaus und Nebengebäude kuscheln sich im selben Weiß dicht um seinen Sockel.
Über einen kleinen Fischerhafen hinweg kommen dann die markanten Kuppeln der Radarstationen auf Vardøya in Sicht. Vardø liegt teils auf dem Festland, größtenteils aber auf der Insel Vardøya, beide Stadtteile sind mit einem Tunnel unter dem rauen Eismeer hindurch verbunden.

Vardø auf dem Ostende der Varangerhalvøya

Vardø fyr auf Hornøya
Vardø fyr auf Hornøya
Fischerhafen mit den markanten Radarkuppeln
Fischerhafen mit den markanten Radarkuppeln
Werbung mal anders
Werbung mal anders

Etliche Kilometer und Buchten später sind es ganz anders geartete Klippen, die uns zum Anhalten und Erkunden locken.
Der Skallhalsen misst grade einmal 136 Meter, doch in dieser hohen nördlichen Breite bietet er damit dieses schöne Landschaftsbild. Geformt von Schneestürmen, die im Winter ungebremst über die offene Weite fegen, von Wassern, die in Spalten im Fels dringen und als Eis dann Geröllbrocken aus den Abbruchkanten sprengen und, wo die Klippen steil ins Meer abfallen, nagen stetig Wellen am Gestein… Dort, wo wir letztes Jahr noch komfortabel standen, liegen jetzt unüberwindliche Felsbrocken auf dem kleinen Plateau. Auf mehr als 10 Metern Länge ist die Bruchkante der bunten Klippe abgestürzt…

Die bunten Klippen am Skallhalsen

Die Klippen am Skallhalsen
Die Klippen am Skallhalsen
... wirkt ganz klein...
... wirkt ganz klein...
Schöne Pisten...
Schöne Pisten...
... vom Berg zum Meer.
... vom Berg zum Meer.
Die bunten Klippen brechen...
Die bunten Klippen brechen...
senkrecht ins Eismeer ab.
senkrecht ins Eismeer ab.
Unterhöhlte Klippe
Unterhöhlte Klippe
Vogelsuchbild
Vogelsuchbild
Mineralstoffreiche Zusatzkost
Mineralstoffreiche Zusatzkost


Gegen Abend kündigt sich über dem Varangerbotn ein heftiger Wetterwechsel an, der auf unserem Weg über’s Fjell zum Deatnu Tana hinüber wilde Wolkenbilder mit dramatischen Licht- und Schattenspielen inszeniert.
Auch über Høyholmen und dem Tanafjorden verdunkeln düstere Wolken den Abend und hängen tief im Bergmassiv des Duolbagáisá gegenüber. Immer mehr frischt der Wind auf, wird rempelig und fällt MB in dieser Nacht mit handfesten Böen an.

Wetterfront über Varangerhalføya

Wetterwechsel am Varangerbotn
Wetterwechsel am Varangerbotn
Die Front kommt entgegen
Die Front kommt entgegen
Düstere Wolken über dem Tanafjorden
Düstere Wolken über dem Tanafjorden
Hängen tief auf dem Duolbagáisámassiv
Hängen tief auf dem Duolbagáisámassiv
Wenig Besserung morgens
Wenig Besserung morgens


Morgens noch immer trübes Regengrau, das dem Tag das Licht stiehlt. Aber das Wetter kann hier zwischen Fjord und Fjell schnell wechseln. Wir machen uns auf den Weg nach Berlevag.
Entlang des Leirpollen führt die 890 nah am gleichnamigen Ort vorbei, bevor sie dem grünen Juladalen nordostwärts folgt. Noch prägen Gräser, Kräuter und nordische Sträucher das Bild entlang des Julaelva.
Hier im Westen der Varangerhalvøya ist das Fjell von ganz anderer Art. Metallisch bunt schimmern die rundgeschliffenen Felsformationen im Licht.
Lange Kilometer später dann, einsam zwischen Seen im Fjell gelegen, die Abzweigung nach Batsfjord.
Die Straßenmeisterei auf einsamer Flur ist der „Ort“, den unser Atlas angibt…
Doch wir bleiben auf der 890, die nun entlang des Kongsfjordelva bis zum Ort Kongsfjord am gleichnamigen Meeresarm geradewegs nach Norden führt.

Von Juladalen zum Kongsfjorden

Ganz anders geartetes Fjell
Ganz anders geartetes Fjell
Gednjehøgda, die Straßenmeisterei ist der Ort.
Gednjehøgda, die Straßenmeisterei ist der Ort.
Entlang des Kongsfjordelva...
Entlang des Kongsfjordelva...
... zum Kongsfjorden.
... zum Kongsfjorden.
Eine letzte Fjellpassage
Eine letzte Fjellpassage


Im Hafen von Kongsfjord halten lautstark krekelende Möwen das alte Speichergebäude besetzt.
Längst haben wir die nördliche Breite von Hamningberg überschritten und sind in dürftiger Vegetation unterwegs. Der kleine Tunnel am Risfjorden, einem Seitenarm des breiten Kongsfjorden, ist unbeleuchtet, einspurig und hat eine leichte Linkskurve – man darf gespannt sein. Zumal auch Rentiere diese komfortablen Passagen nutzen – und die haben keine Scheinwerfer… – Also: Langsame Fahrt voraus. 😉
Bis Berlevag folgt die schmale Straße weiter eng dem Ufer, oft eingezwängt zwischen der schroffen Eismeerküste und den nicht minder schroffen Ausläufern des Rákkocearrumassivs – und wir halten immer wieder an, um diese herrlichen Anblicke zu genießen!

Entlang der schroffen Eismeerküste

Krakelende Hausbesetzer
Krakelende Hausbesetzer
Licht?
Licht?
Unwirtlich schön!
Unwirtlich schön!


Zu unserem Glück hat der stete Wind die graue Wolkendecke aufgerissen. Sonnenstrahlen blinzeln hindurch, zeigen uns wahre Postkartenidyllen bis Berlevag und setzen die bunten Trawler im umtriebigen Fischereihafen perfekt in Szene…
Hinter dem Hafen, am anderen Ende von Berlevag, liegt der kleine Flugplatz. Weit abgelegene Orte, die im Winter durch Schneeverwehungen und Lawinen nicht mehr erreichbar wären, haben einen kleinen Flugplatz, so wie Berlevag. Auf dem Berg darüber drohnt eine weiße Radarkugel – nur für den Flugplatz?

Berlevag, hoch im Norden der Varangerhalvøya

Malerisches Flüsschen
Malerisches Flüsschen
Berlevag an seiner Bucht
Berlevag an seiner Bucht
Im geschäftigen Hafen von Berlevag
Im geschäftigen Hafen von Berlevag
Flugplatz am Ende der Welt
Flugplatz am Ende der Welt
Radar über dem Flugplatz
Radar über dem Flugplatz

Uns fällt im Atlas eine kleine, weiße Straße auf, die sich hinter dem Flugplatz durch ein langezogenes Tal Richtung Südwesten zieht. Kleine, weiße Straßen sind unsere Favoriten. Diese führt uns entlang zweier Flüsschen über eine Wasserscheide hinüber an den nördlichen Tanafjorden. Die samische Siedlung Stora Molvik, eine Hand voll Holzhäuser, ist ihr Ziel – und unser Wendepunkt. Wollen wir zurück ins Luftlinie 50 Kilometer weiter südlich am gleichen Fjord gelegene Høyholmen, ist das heute nicht mehr zu schaffen. Einmal mehr haben wir nur die Möglichkeit, den kleinen Straßen, auf denen wir hierher kamen, zurück zu folgen – aber sie sind so schön gelegen, dass wir sie gerne ein zweites Mal fahren!

Der Weg nach Stora Molvik

Durch's grüne Tal
Durch's grüne Tal
Molvik's kleine Bucht
Molvik's kleine Bucht
Seewege sind oft die schnellsten...
Seewege sind oft die schnellsten...
Zerklüftete Küste der Nordkinnhalvøya
Zerklüftete Küste der Nordkinnhalvøya
Wasserläufe formen
Wasserläufe formen


Auf dem Rückweg gibt die kleine Traumstraße ganz andere, wunderschöne Ausblicke frei – und wir lassen uns Zeit dafür. Gegen Abend finden wir dann unter all unseren schönen Nachtplätzen einen der schönsten der ganzen Tour!
Ein kleines Plateau in den Klippen hat Platz genug für MB und Lagerfeuer und bietet eine unglaubliche Aussicht über die Berge, die die Bucht umgrenzen und das heute stille, tiefblaue Eismeer.

Während Jörg sich um’s Feuer kümmert, sehe ich mich mit der Kamera um. – Dieser Platz allein ist außergewöhnlich schön, doch das sich während des Sonnenuntergangs verändernde Licht gibt ihm einen ganz besonderen Zauber.
Bis spät in den Abend hinein lässt die tiefstehende Sonne die Berge im Osten golden leuchten, bevor die Blaue Stunde mit ihren intensiven Farben das ruhig daliegende Meer verzaubert.

Am Horizont draußen zieht ein Hurtigroutenschiff langsam seine Bahn, laut Fahrplan müsste es die Trollfjorden auf ihrem Weg von Batsfjord nach Berlevag sein.

Wunderbarer Nachtplatz in den Klippen

Traumstraße
Traumstraße
Toller Nachtplatz
Toller Nachtplatz
Mit phantastischer Aussicht...
Mit phantastischer Aussicht...
Gute Nacht, Feuer...
Gute Nacht, Feuer...
Die Trollfjorden am Horizont
Die Trollfjorden am Horizont


Nach Sonnenuntergang wandert der blassgelbe Lichtschein der Sonne für wenige Stunden von Nordwest nach Nordost über den Bergrücken, dann kommt sie knapp über dem Meer wieder dahinter hervor und verbreitet ein wahres Feuerwerk an Farben – mitten in der Nacht…
Dies ist definitiv keine Nacht zum Schlafen.

Eine Nacht am Eismeer


Am nächsten Morgen verlassen wir ein bisschen widerwillig diesen beeindruckenden Küstenabschnitt mit diesem wunderbaren Nachtplatz – aber wir wollen diesmal ja der langgestreckten Küstenlinie Norwegens folgen und wir wissen, dass dort noch der ein oder andere lohnende Platz auf uns wartet…
Später fahren wir wieder entlang des Kongsfjordelva, diesmal nach Süden, und kommen durch das Juladalen zurück an den Leirpollen. Mit einem wehmütigen Abschiedsblick auf mein knuffiges Høyholmen wenden wir uns mit dem Verlauf der 890 entlang des Deatnu Tana gen Süden. Nach einem Servicestopp in Tana bru führt uns die 98 auf dem anderen, dem Westufer, wieder nordwärts.
Hier gibt es eine Stelle, an der wir diesem mächtigen Fluss ganz nahe kommen können. Wir spazieren über seine ausgedehnten Sandbänke und schauen nach Wolfsspuren, die wir letztes Jahr hier sahen.

Zurück an den Deatnu Tana

Am Buefjell
Am Buefjell
Sonnenstrahlen als Spotlight
Sonnenstrahlen als Spotlight
Zurück an der Tana bru
Zurück an der Tana bru
Am Unterlauf des Tana...
Am Unterlauf des Tana...
... mit seinen ausgedehnten Sandbänken.
... mit seinen ausgedehnten Sandbänken.


Von Ruostefielbmá führt die 98 als einzige Straße quer über das Fjell zwischen Tana- und Laksefjorden Richtung Ifjord. Da, wo wir im letzten Jahr für etliche Kilometer durch die Baustelle gefahren waren, um uns hunderte Kilometer Umweg zu ersparen, rollt MB jetzt komfortabel auf der neuen Trasse. Sogar Leitplanken gibt es jetzt…
Die „Passhöhe“ zwischen dem Smalfjorden und der Vestertana, beides Ausläufer des großen Tanafjorden, bietet sehenswerte Panoramen zu beiden Meeresarmen hin. Hier machen wir doch gerne Pause.

Auf unserem weiteren Weg stimmt uns dann die karke Tundralandschaft der höheren Lagen im weitläufigen Ifjordfjellet mit ihren Zwergepflanzen und Farben auf die nördlichste Halbinsel im Eismeer ein. – Wir sind auf dem Weg zur Nordkinnhalvøya.

Vom Tanafjorden an den Laksefjorden

Tolles Panorama zwischen Meeresarmen
Tolles Panorama zwischen Meeresarmen
Unterwegs im Fjell
Unterwegs im Fjell
Nordwärts
Nordwärts
Weites Land
Weites Land
Im Blafjellet
Im Blafjellet


Zurück am malerischen Laksefjorden – Norwegen, wie es schöner in keinem Bildband beschrieben sein könnte!
Es ist schon Abend, als wir ankommen, doch der Laksefjorden verbündet sich mit dem Starkwind und inszeniert über Stunden faszinierende Lichtspiele, die in den typisch nordischen Farben zum Sonnenuntergang gipfeln.
Am nächsten Morgen hat der kräftige Wind die Wolken auf’s Eismeer hinausgetrieben und ich schnappe mir die Kamera und ziehe los. – Nein, ich stelle hier nicht alle Fotos ein, die ich gemacht habe. 😉
Später frühstücken wir im Windschatten von MB und lassen uns von den Sonnestrahlen wärmen. – Draußen im Fjord zieht ein junger Finnwal gemächlich nach Süden…

Lieblingsplatz am malerischen Laksefjorden

Abendliche Lichtspiele
Abendliche Lichtspiele
Leckere Beerenlese
Leckere Beerenlese
Was für Farben!
Was für Farben!
Einer meiner Lieblingsplätze
Einer meiner Lieblingsplätze
Trawler aus Bekkarfjord
Trawler aus Bekkarfjord
So schön!
So schön!
Weites Land
Weites Land


Von diesem herrlichen Platz aus geht es für uns weiter nordwärts. Entlang der Fjorde bestimmen schroffe Felsen oder grüne Berge mit tief eingeschnittenen Tälern das Bild. Wieder gibt es manch schönen Ausblick auf die kleinen Seitenfjorde des breiten Laksefjorden. Vom Bekkarfjorden an führt der Nordkynvegen hinauf ins karke, weitläufige Slettfjellet mit seinem hellen Geröll und blauen Wassern. Eine fremde, fast unwirklich scheinende Welt – wunderschön…
Erst am Hopsfjorden, als die Strecke uns hinunter nach Hopseidet führt, gibt es wieder kleine Sträucher und Bäumchen.

Über's weite Slettfjellet

Leuchttürmchen am Fjord
Leuchttürmchen am Fjord
Der Bekkarfjorden
Der Bekkarfjorden
Mit dem Nordkynvegen nordwärts
Mit dem Nordkynvegen nordwärts
Schöne Strecken
Schöne Strecken
Blick zum Stora Torskefjorden
Blick zum Stora Torskefjorden
Auf dem Fjell
Auf dem Fjell
Weites Slettfjellet
Weites Slettfjellet
Steinig und kark
Steinig und kark
Wasser und Geröll
Wasser und Geröll
Am Hopsfjorden
Am Hopsfjorden


Aus diesem grünen Tal klettern wir hinauf ins Fjell der Nordkinnhalvøya. Sonnenschein liegt über den endlos scheinenden Ebenen, azurblau spiegelt sich der Himmel in den unzähligen Wassern. Robuste Gräser prägen die spärliche Vegetation hier im hohen Norden der arktischen Tundra.
Auf halbem Weg nach Mehamn verlassen wir die 888 und folgen der 894, die uns nach Westen, hinab vom Fjell nach Kjøllefjord am gleichnamigen Fjord führt.

Sonne über Nordkinnhalvøya

Weites, offenes Land
Weites, offenes Land
Von Wassern durchsetzt
Von Wassern durchsetzt
Rentiere, wo seid ihr?
Rentiere, wo seid ihr?
Malerische Strecke
Malerische Strecke
Hinab zum Kjøllefjorden
Hinab zum Kjøllefjorden


Malerisch schmiegen sich die bunten Häuser auf dem schmalen Landstreifen zwischem dem Botn des Fjordes und den himmelhohen Geröllbergen um die Bucht. Vielfache Lawinensicherungen in den Hängen sollen das Ärgste verhindern.
Im Fischereihafen liegt das volle Größensortiment von Angelbooten bis zu Hochseetrawlern und auf der Mole warten aufgestabelte Fankkörbe auf ihren nächsten Einsatz, Trawler laufen aus. – Kjøllefjord überrascht uns durch seine Betriebsamkeit. An der Hauptstraße reihen sich Geschäfte aneinander, es gibt ein Café und kleine Restaurants mit Tischen direkt am Hafen. – Vielleicht haben hier die Hurtigroutenschiffe einen längeren Aufenthalt??
An der Mündung des Fjordes liegen auslaufend links zwei markante Klippen, wovon eine der Silhuette einer Kirche gleicht. Völlig natürlich durch Wind und Wogen entstanden ist sie wohl geschichtlich ein geheimer Opferplatz der Sami.
Eine Legende besagt, dass auch Seefahrer, die die oft genug sehr raue und gefährliche Passage um die Nordkinnhalvøya vor sich hatten, dort Opfer brachten. Beim Auslaufen baten sie um sicher Passage auf diesem riskanten Seeweg, beim glücklichen Einlaufen dankten sie dafür. – Und ich bin sicher, so manch einer mag das bis zum heutigen Tage in Gedanken tun, denn weder Wind und Wetter, noch das tiefe Eismeer sind immer so friedlich wie an diesem schönen Sommertag…

Idyllisches Kjøllefjord

Umfassende Fischereiflotte
Umfassende Fischereiflotte
Bunte Häuser um die Bucht
Bunte Häuser um die Bucht
Wohlsortiertes Fanggerät
Wohlsortiertes Fanggerät
Stockfisch privat
Stockfisch privat
Historisches Fischereigebäude als Museum
Historisches Fischereigebäude als Museum
Geröllhänge unmittelbar hinter dem Ort
Geröllhänge unmittelbar hinter dem Ort
Fjordmündung mit Finnkirka
Fjordmündung mit Finnkirka
Finnkirka = Sami Church
Finnkirka = Sami Church


Wir steigen vom Ufer des Kjøllefjorden durch die zerklüfteten, grauen Küstenberge wieder hinauf ins weite Fjell der Nordkinnhalvøya. Von Westen kommend werden wir diese karke Ebene einmal diagonal bis in den äußersten Norden durchqueren – weiter kann man auf europäischem Festland nicht nach Norden fahren…
In der Anfahrt auf Mehamn führt uns die 888 hinunter an den gleichnamigen Fjord und endet hier. Über mehrere Rücken des skandinavischen Faltengebirges führt eine kleine Straße Richtung Gamvik weiter.

Von Kjøllefjord nach Gamvik

Von Kjøllefjord...
Von Kjøllefjord...
... über's Fjell...
... über's Fjell...
...nach Mehamn,...
...nach Mehamn,...
... über's Fjell...
... über's Fjell...
... nach Gamvik.
... nach Gamvik.


Noch über ein paar Hügel klettern und dann sind wir endlich wieder da! – Slettnes fyr, der nördlichste Festland-Leuchtturm weltweit.
Was für ein vielfältiges, karkes, aber unbeschreiblich schönes Ende dieser Welt!
Ungestört können meine Augen über die weite Ebene und das schier endlose Eismeer schweifen. Kein Baum, kein Berg verstellt mehr den Blick zum weit entfernten Horizont. Beerensträucher und harte Seggen überziehen die dünne Torfschicht zwischen den gezackten Klippen. Rentierpfade führen hindurch – und wir folgen ihnen hinab in die hart ausgewaschenen Klippen in der Bucht.
Gen Westen liegt Kinnarodden im Dunst – das wahre Nordkap.
Spät am Abend, als es dämmrig wird, nimmt Slettnes fyr seinen Dienst auf und weist dem Hurtigroutenschiff sicher seinen Weg.

Slettnes fyr und sein weites Plateau

Endlich wieder da!
Endlich wieder da!
Plateau gespickt mit Klippen
Plateau gespickt mit Klippen
Ich seh dich.
Ich seh dich.
Hart ausgewaschene Klippen
Hart ausgewaschene Klippen
Sommer am Eismeer
Sommer am Eismeer
Kleines Stilleben am Strand
Kleines Stilleben am Strand
Blick zum Sandfjorden
Blick zum Sandfjorden
Natürliche Tränke
Natürliche Tränke
Kinnarodden im Dunst
Kinnarodden im Dunst
Hurtigrouten am Slettnes fyr
Hurtigrouten am Slettnes fyr


Slettnes fyr bietet uns immer etwas ganz Besonderes: Waren es im letzten Jahr diese majestätischen Rentiere und nachts unglaubliche Polarlichter, die mit ihren grünen Lichtschleiern lautlos über das ganze weite Himmelgewölbe schwebten – zutiefst beeindruckend! – So läd sich in diesem Jahr ein flauschiger, kleiner Herzensbrecher zum Abendessen ein, dessen süßem Charme sich wohl niemand entziehen kann…

Süßer Gast zum Abendessen

Immer der Nase nach.
Immer der Nase nach.
Das duftet so gut bei euch!
Das duftet so gut bei euch!
Aber ich habe Anstand und warte.
Aber ich habe Anstand und warte.
Kann ich dir trauen?
Kann ich dir trauen?
Habt ihr noch ein Häppchen für mich?
Habt ihr noch ein Häppchen für mich?
Vielleicht später?
Vielleicht später?
Okay, dann gute Nacht.
Okay, dann gute Nacht.


Was sich gestern spät am Abendhimmel ankündigte, hat uns über Nacht eingeholt – ein übles und zu allem Übel sehr ausgedehntes Tiefdruckgebiet, das für die nächsten Tage jeden Gedanken an Polarlichter über diesem so herrlich offenen Platz zunichte macht. Bei stürmischen Böen, Kälte und querkommendem Regen könnten wir uns nur noch in unserer Rettungskapsel verkriechen. So verlassen wir schweren Herzens früher als geplant diesen, meinen Lieblingsplatz.
Genau hier beginnt nun unsere lange Rückreise gen Süden.
Doch bevor wir aufbrechen, statten wir dem altehrwürdigen Leuchtfeuer unseren Abschiedsbesuch ab.
Weit mehr als hundert Jahre versieht es nun schon seinen verlässlichen Dienst als nördlichster Wachposten. Am 15. September 1905 strich sein heller Lichtkegel zum ersten Mal durch die Polarnacht und erst 2005 verließ der letzte Leuchtturmwärter das kleine weiße Haus am Fuße des Turmes.
Das karke Plateau, auf dem Slettnes fyr steht, ist ein Naturschutzgebiet, das eine besondere Bedeutung für die weltweite Population von Seevögeln hat und gleichzeitig eine große Biodiversität an arktischen Pflanzen und Landtieren beheimatet. Es gehört zum weltweiten Verbund dieser als IBA bezeichneten, speziellen Schutzgebiete. IBA steht für Birdlife Important Bird and Biodiversety Area.

Slettnes fyr – der nördlichste Festland-Leuchtturm weltweit!

Abschiedsbesuch am Leuchtfeuer
Abschiedsbesuch am Leuchtfeuer
Stolze 39 Meter hoch
Stolze 39 Meter hoch
Informativer Rahmen
Informativer Rahmen
Auf WIEDERSEHEN Slettnes fyr...
Auf WIEDERSEHEN Slettnes fyr...
Hab ihn ins Auto gepackt. ;-)
Hab ihn ins Auto gepackt. 😉

PS.: Ich hab Slettnes fyr klammheimlich in MB gepackt und mitgenommen – verratet mich bloß nicht…

Immer dunkler werden die Wolken, immer trüber das Licht des Tages. Wir verabschieden uns von den Rentieren in den Bergen zwischen Slettnes und Gamvik und ich mache ein – für diesmal – letztes Foto vom malerischen, alten Hafen dort.
Die Schwarzen Klippen machen ihrem Namen heute alle Ehre, steigen als dunkle Wächter steil aus den genauso dunklen Wassern des Eismeeres auf. Und in Mehamn liegt ungewöhnliche Stille über dem Hafen – die bunten Holzhäuser haben heute keine Chance, ihr Farben leuchten zu lassen.

Bei der Straßenmeisterei nahe des Flugplatzes stehen schon die Schneepflüge bereit – sie laufen auf Ski!
Wie anders zeigt sich Nordkinnhalvøya in dieser düsteren Lichtstimmung! Regendunst verschleiert jede Fernsicht, Schauer ziehen als weiße Schwaden über Land. Useliges Wetter. Also fahren wir…

Düstere Wolken über Nordkinnhalvøya und dem Slettfjellet

Tschüß, ihr Rentiere...
Tschüß, ihr Rentiere...
Gamvik's Hafen
Gamvik's Hafen
Die Schwarzen Klippen
Die Schwarzen Klippen
Zerklüftete Küste
Zerklüftete Küste
Stille im Hafen von Mehamn
Stille im Hafen von Mehamn
Schneepflüge auf Ski
Schneepflüge auf Ski
Die Rentierscheidung naht
Die Rentierscheidung naht
Regenschleier bis zum Horizont
Regenschleier bis zum Horizont
Am Laksefjorden
Am Laksefjorden
Eindeutig Schmuddelwetter!
Eindeutig Schmuddelwetter!


Erst als wir das Fjell zum Porsangerfjorden nahezu überquert haben, haben wir dieses Tiefdruckgebiet endlich durchfahren und trockenes Wetter für die schöne Silber Schlucht, die die Børselva hier in die Felsen gegraben hat. Ein Schotterweg führt von der Fv 98 auf einen Parkplatz, auf dem man auch campen darf, und von dort ein schmaler, rustikaler Fußpfad durch einen kleinen Urwald an den Rand der malerischen Schlucht.
Tief hat sich der Fluss in den Stein gegraben, sein smaragdgrünes, klares Wasser fließt zwischen steilen, graugelben Felswänden – hin und wieder rauscht ein kleiner Wasserfall. Die Silfar = Silber Schlucht soll eine der tiefsten in ganz Norwegen sein und die Børselva ein sehr lachsreicher Fluß. – Wir genießen sie bei einem ausgedehnten Spaziergang auf dem Fußpfad entlang der Abbruchkante durch diesen verwunschenen Mischwald.

Børselva in der Silfar Schlucht

Die lachsreiche Børselva
Die lachsreiche Børselva
Smaragdgrünes Wasser
Smaragdgrünes Wasser
Klar und rein
Klar und rein
Die Silfar Schlucht
Die Silfar Schlucht


Unser Nachtlager finden wir am Geröllufer des südlichen Porsangerfjorden. Eine dünne Vegetationsschicht überzieht hier überall landeinwärts den hellgrauen Fels. Am gegenüberliegenden Ufer steigen die dunklen Berge im Stabbursdalen Nationalpark an die tausend Meter auf.

Impressionen vom Porsangerfjorden

Geschützter Stellplatz
Geschützter Stellplatz
Wenn der Vater mit dem Sohne...
Wenn der Vater mit dem Sohne...
Brenna
Brenna
Die Fjells steigen höher auf...
Die Fjells steigen höher auf...


Wir nutzen den Tag für einen Abstecher entlang des Ministräßchens, das wir von unserem Nachtplatz aus entdeckt haben. Das helle Band, von uns als Schotterpiste eingeschätzt, entpuppt sich als ausgewaschenes, altersschwaches Asphaltband, das sich eng am Ostufer des mächtigen Porsangerfjorden nach Norden zieht. Ab Ytre Kjæs folgt es dem Tal zweier Flüsschen über eine Wasserscheide bis Veidneset am Lille Porsangen.
Dieser Abstecher hat sich gelohnt.

Aber wirklich weitergekommen sind wir heute nicht. Wir schlagen unser Nachtlager etwa auf gleicher Höhe am südlichen Porsangerfjorden auf – nur diesmal auf dem Westufer.
Eine kleine Bucht, geschützt von vorgelagerten Felsinselchen, empfängt uns mit Sonnenschein. Doch kaum bin ich im Wasser, zieht über die Berge eine bleigraue Gewitterfront. Ruppig fallen die Böen über Kiesstrand und Bucht her und schlagen kabbelige Wellen. Der Donner grollt immer näher – und zwingt mich nach einer viel zu kurzen Runde zum Rückzug…
Wie zur Versöhnung gibt es wenig später einen doppelten Regenbogen und viel später einen malerischen Abendhimmel.
Und mit dem Abend kommen die Tiere: Ein Haubentaucher geht auf einen späten Tour. Eine rote Feuerqualle mit ihren gefährlich langen, durchsichtigen Tentakeln trifftet vorüber und dann taucht ein Seeotter draußen in der Bucht. – Wie groß er ist! Erst denke ich, es sei eine Kegelrobbe – aber dann dreht er sich auf den Rücken und hält etwas mit seinen Vorderpfoten, das er genüsslich frisst.

Der erste Seeotter meines Lebens!! 🙂
… und dann kommt auch noch ein Finnwal in die Bucht und schwimmt gemütlich ein paar Runden… 🙂
… schöner könnte kein Abendprogramm sein!

Abendprogramm am Porsanger

Die E6 als Schafskino...
Die E6 als Schafskino...
Glockenblümchen in zartblau
Glockenblümchen in zartblau
Geschützer Nachtplatz
Geschützer Nachtplatz
Gewitterfront mit...
Gewitterfront mit...
... Versöhnungsangebot
... Versöhnungsangebot
Was für ein Abendhimmel!
Was für ein Abendhimmel!
Feuerqualle
Feuerqualle
Welcher Taucher ist das?
Welcher Taucher ist das?
Seeotter!! :-)
Seeotter!! 🙂
Finnwal! :-)
Finnwal! 🙂

Bis Olderfjord folgt die E6 eng dem Ufer des breiten Porsangerfjorden nach Norden. Von hier aus führt dann die E69 weiter hinauf nach Magerøya, wir aber gehen mit der E6 Richtung Westen ins Fjell. Im langgestreckten Repparfjordsdalen wird sie von der lebhaften Repparfjordelva begleitet – eine wirklich schöne Flusstrecke! Etliche Zeit später erstreckt sich um den Store Oksberget wieder eines dieser kargen, flachen Hochplateaus, deren spärlicher Vegetation das saftige Grün tiefer gelegener Regionen fehlt.

Mit dem Übersteigen dieses Fjells passieren wir seeseitig die imaginäre Westgrenze der Barentssee, die von Margarøya aus etwa bis zum Südkap Spitzbergens gezogen wird.
Die Barentssee ist ein Randmeer des Arktischen Ozeans und gehört mit einer Tiefe von bis zu 600 Metern zu den tieferen Schelfmeeren. Durch den Nordatlantikstrom, einen Ausläufer des Golfstromes, bleiben die meisten Häfen im Winter eisfrei.
Westlich schließt sich nun das Nordmeer, das östliche Randmeer des Nordatlantik an.

Auf dieser Folgeseite nehmen wir Euch gerne weiter mit entlang dieser unglaublich vielfältigen Küsten…