Gran Bosco & Mont Cenis & Abschied von der Vision Terra-Crew
Samstagmorgen – und Petrus macht Ernst mit Spätherbst in den Alpen: Nach einer recht stürmischen, hellen Mondnacht, ist der Himmel nun wieder grau in grau verhangen, dicker Sprühregen stiehlt dem Morgen das Licht und macht die Luft empfindlich nasskalt.
Auf den Gipfeln schneit es und die Schneegrenze ist deutlich herabgesunken – den Sommeiller könnten wir schon nicht mehr ansteuern…
Noch einmal genießen wir die wohlig warmen Duschen von Gran Bosco, verstauen unsere nassen Zelte, dann brechen wir auf zur letzten Tour dieser außergewöhnlichen Woche – zum Mont Cenis!
Vom Susatal aus geht es die ersten paar Hundert Höhenmeter auf Serpentinen durch den Wald, an einem malerischen, kleinen See vorüber und weiter am Berghang aufwärts. Doch diese Strecke präsentiert sich ganz anders, als alle, die wir in den vergangenen Tagen gefahren sind!
Bald folgen wir dem steinigen, alten Sträßchen durch einen von Wind und Höhe geformten – und gerade deshalb so fremd anmutenden Baumbestand. Licht in der Landschaft verstreut stehen die oft schon herbstlich gelben Lärchen und lassen viel Platz für knorrige Büsche, Teppiche rotgefärbter Preiselbeersträucher oder nass leuchtender Moose und Flechten. Kleine Teiche liegen in den Senken verstreut und riesige Felsklötze säumen unseren Weg – die ganze Landschaft wirkt märchenhaft verwunschen…
Solche Gegenden haben wohl unsere Vorfahren zu den alten Sagen inspiriert.
Landschaft wie aus Sagen
Der Regen begleitet uns über Stunden, doch wir lassen uns die Laune nicht vermiesen!
Zwei kniffelige Passagen bringen noch einmal Herausforderung und interessante Bilder:
In einer ausgewaschenen Bachfurt, quer über die Spur, liegt lose aufgeschüttetes Geröll und der Weg ist ordentlich abgerutscht. Der Regen macht Erde und Flechten auf den Steinplatten rutschig. Mit scharfen Kanten stehen Gesteinsbrocken aufrecht zwischen den Platten und mancher dieser Klötze gibt wankend unter unseren Autos nach, bis er wieder Halt findet. Unsere derzeitige Bodenfreiheit kommt hier an ihre Grenzen, aber Martin lotst Jörg wieder über Funk und so schaffen es die beiden, Noah unversehrt durch dieses Geröllfeld zu bringen.
Als letztes Hindernis versperren lose aufeinandergehäuften Felsplatten, deren Höhenunterschiede beachtlich sind, die Strecke.
Martin lotst wieder über Funk und muss dieses Mal sogar einen Stein unter’s Hinterrad basteln, damit Noah beim Kippen nicht aufsitzt.
Über den letzten großen Absatz kraxelt unser Großer dann noch einmal auf drei Rädern…
Doch viel zu schnell erreichen wir den großen Stausee Lac du Mont Cenis. – Ja, Ihr seht es am Namen, wir haben irgendwo unterwegs unbemerkt wieder die Grenze nach Frankreich überschritten.
Strömender Regen geht hier auf 1200m schon in Schneeregen über, Noah zeigt 4° Plus und für uns heißt es nun leider Abschied nehmen von der Vision Terra-Crew – wie schade, dass so schöne Zeiten nuŕ so verfliegen!
Die Beiden wollen noch nach Briacon, Baquettes bunkern und dann auf direktem Weg nach Hause und wir haben einen letzten Campstopp am Kleinen Sankt Bernhard eingeplant, quasi zum Entwöhnen…
Wir kommen genau bis zur Zufahrt zum Col de l’Iseran, der vor unserer Nase wegen Eis und Schnee für dieses Jahr gesperrt wird. Mit 2802m ist er der zweithöchste Pass im offizielle Transitverkehr und nur von Juli bis September geöffnet. Jetzt ist er zu und wir? – Wir trollen uns nach Hause…
1200km Dauerregen…
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Okay, Ihr habt ja Recht: Wir waren ein Mal mehr eindeutig neben der Spur unterwegs… 😉
Das Programm glaubt mir immer noch nicht, dass Noah Fußgänger ist und weigert sich auf allen verfügbaren Ebenen, den Weg anzuzeigen, dafür pocht es drauf, Straßen, die wir nie gefahren sind, blau zu markieren – was ich noch nicht wirklich gut ausbessern konnte…
Der Startpunkt sitzt auf der Abzweigung des Sträßchens Richtung Bar Cenisio kurz vor Susa, mit einigen Wegepunkten habe ich Euch einfach den Streckenverlauf abgesteckt. Der fünfte Wegepunkt liegt am Lago d’Arbon, hinter dem die italienisch-französische Grenze verläuft. Der sechste Wegepunkt kennzeichnet den Lac de Roterel und unser Zielpunkt sitzt auf der 120m hohen Staumauer des Lac du Mont Cenis.