Danmark ~ Sverige ~ Soumi ~ Norge ~ Sápmi – Herbst 2021

Bilderbogen einer Traumreise

Windflüchter am Ostseestrand
Windflüchter am Ostseestrand
Sonnenuntergang am Inari
Sonnenuntergang am Inari
Skandinavischer Anglertraum
Skandinavischer Anglertraum
Leuchtender Indian Summer
Leuchtender Indian Summer
Geheimnisvolle Lichtstimmung am Jarfjorden
Geheimnisvolle Lichtstimmung am Jarfjorden
Eismeer bei Grense Jakobselv
Eismeer bei Grense Jakobselv
Sonnenuntergang an der Barentssee
Sonnenuntergang an der Barentssee
Am Jarfjorden
Am Jarfjorden
Stellplatz in den Klippen
Stellplatz in den Klippen
... neugierig...
... neugierig...
Slettnes fyr, nördlichster Festland-Leuchtturm weltweit!
Slettnes fyr, nördlichster Festland-Leuchtturm weltweit!
... hoheitsvoll...
... hoheitsvoll...
Aurora Borealis!
Aurora Borealis!
Endlose Weite auf Nordkinnhalvøya
Endlose Weite auf Nordkinnhalvøya
Wal in der Meerenge
Wal in der Meerenge
Traumhafter Lagerplatz
Traumhafter Lagerplatz
... abseits unterwegs
... abseits unterwegs
Am Stora Lulevatten
Am Stora Lulevatten
Gletscher am Akka
Gletscher am Akka
Sonne über dem Akkajaure
Sonne über dem Akkajaure
Kaskade am Akkajaure
Kaskade am Akkajaure
Zauberhafte Lichtstimmung am Lulevatten
Zauberhafte Lichtstimmung am Lulevatten
Wetterwechsel über Sápmi
Wetterwechsel über Sápmi
Lachsfluss
Lachsfluss
Der Tännforsen, Schwedens größter Wasserfall
Der Tännforsen, Schwedens größter Wasserfall

Sápmi – ein gelebter Traum

Sápmi bezeichnet länderübergreifend das gesamte Siedlungsgebiet der Samen im hohen Norden Europas. Von der Nordatlantikküste Norwegens im Westen erstreckt es sich ostwärts bis zur Kola-Halbinsel in der Barentssee. In Norwegen, Schweden und Finnland reicht es bis weit über den Polarkreis hinab nach Süden. Die Nordgrenze setzt das Eismeer.

Lappland, das klingt verlockend nach endlosen, dichten Wäldern in denen Elche zu Hause sind, Wolfsrudel ihre Reviere durchstreifen und Bären in mächtigen Strömen auf Lachsfang gehen.
Das klingt nach der Weite der kargen, arktischen Tundra, deren Kälte den kleinen Polarfuchs in seinen dichten Pelz hüllt und über deren unendliche Hügelketten friedlich äsend Rentierherden ziehen.

Dort, wo majestätische Adler über endlosem Meer und tiefblauen Seen kreisen und mächtige Wale in tiefen Fjorden oder engen Sunden auf Fangzug gehen.
Lappland, das ist der Traum von überwältigenden Indian Summer Farben und die Sehnsucht nach der Magie der Nordlichter…

Dort wollen wir hin!

Ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Manche Bildschirme haben ein Farbmanagement, welches Rottöne stark herausfiltert, so dass den Indian Summer-Farben viel von ihrer Intensität verloren geht. Auf meinem Laptop war das auch so. Mit dem Farbprofil ‚Best RGB‘ werden sie nun nahezu authentisch dargestellt. 😉

Aber, lasst uns von Anfang an beginnen: Auf unserem Weg nach Dänemark hören wir von einem Campingplatz, der bei Esberg direkt in den Dünen liegt. – Wir sind gespannt! – Und das Konzept ist echt interessant: Es gibt windgeschützte Stellplätze in Dünentälern und solche auf den Dünen mit weitem Rundblick über die hügeligen Dünenketten bis hinüber zum Küstenwald, dessen dunkle Kiefern allmählich in die Dünen einwandern. Das Meer versteckt sich 300 Meter weiter westlich hinter den höchsten Dünen – schade.
Später folgen wir einem der angelegten Trampelpfade von unserem Dünenkamm Richtung Meer. Niedrige, reich
tragende Sanddornbüsche und weit ausgebreitete Heckenrosen kuscheln sich windgeschützt in die Dünentäler, auf den Kämmen und seeseitigen Flanken duckt sich der Strandhafer unter den rauen Böen weg und der feinkörnige Strand – steht soweit das Auge reicht voller Autos und Camper. Bis Sonnenuntergang kann man hier sein Fahrzeug zum Strandhaus umfunktionieren und mit ihm am Meer stehen, abends geht’s zurück in die Dünen. – Wie gesagt, das Konzept ist interessant.
Unseren angedachten Strandtag vergrault uns allerdings eine aus Westen aufziehende Kaltfront mit Starkwind und Regen…

Okay, dann also auf nach Schweden!

Vejers Strand Camping - Dänemark

Vejers Strand Camping...
Vejers Strand Camping...
... mitten in den Dünen.
... mitten in den Dünen.
Storebæltbrücke
Storebæltbrücke
Øresundbrücke
Øresundbrücke
Schwedens Südküste
Schwedens Südküste

Von der stürmischen Nordseeküste wenden wir uns ostwärts, durchqueren das dänische Festland und die Inseln Fünen und Seeland, bevor wir uns nach der imposanten Øresundbrücke an der sonnigen Südküste Schwedens einen Platz für die Nacht suchen. – Gar nicht so einfach an einem Freitagabend im dicht besiedelten Süden zwischen Malmø und Trelleborg… Aber an der kleinen Küstenstraße liegt ein Parkplatz direkt hinterm Strand. Den teilen wir uns mit dort badenden Schweden, einem polnischen, einem österreichischen und einem weiteren deutschen Camper.
Später bummeln wir am schmalen Naturstrand entlang und sitzen dann noch lange an diesem milden Spätsommerabend mit offener Tür in MB – aus seiner Höhe haben wir den besten Blick über den Strandwall hinweg auf den malerischen Sonnenuntergang über’m Meer.
… bald darauf huschen lautlos Fledermäuse durch die Nacht…

Schwedens sonnenverwöhnte Südküste, für diesen schönen Landstrich nehmen wir uns Zeit.
Die schmale Küstenstraße windet sich durch malerische Fischerdörfer, folgt dabei eng dem Küstenverlauf und gibt so immer wieder herrliche Ausblicke zur Ostsee frei. Obstplantagen mit Apfelbäumen, die mehr Äpfel als Laub zu tragen scheinen, wechseln auf dem sanfthügeligen Land mit abgeernteten Kornäckern und Pferdekoppeln – und im Hintergrund immer wieder die im Sonnenlicht gleißende See.
Traditionelle Holzhäuschen, in zartem Pastell gestrichen, liegen in blütenreichen Gärten. Stehen sie in Hafennähe direkt an der Straße, schmücken sie sich zumindest mit bunten Stockrosen, zwischen denen oft auch eine Hausbank steht. Die kleinen Häfen riechen nach Räucherfisch und Meer. Trutzige Wälle aus Findlingen schützen sie als Wellenbrecher vor den heranrollenden Wogen der Winterstürme.

Vom Smygehuk, der Südspitze Schwedens, sind es laut Reiseführer 1572 Kilometer zum nördlichsten Punkt im Dreiländereck, dem Treriksröset. Direkt am Strand vom Smygehuk steht das historische Køpmansmagazin, ein stattliches, 200jähriges Speichergebäude, in dem die Kaufleute ihre Schmuggelwaren lagerten…

Später in Østerlen werden die Hügel höher, erinnern uns an Endmoränen-Landschaften. Beim kleinen Fischerdorf Kaseberga fallen sie als steil abgebrochene Sandklippen in die See. Oben auf dem kahlen, vom heftigen Seewind gezeichneten Plateau thront weithin sichtbar Ales stenar, eine Steinsetzung aus 59 massiven Steinstelen in Form eines Schiffsrisses. Wohl aus der Wikingerzeit stammend sind sich die Gelehrten nicht ganz einig, ob es ein Wikingergrab oder doch ein Sonnenkalender ist – oder Beides… ?

Schwedens sonnenverwöhnte Südküste

Abend am Meer nahe Trelleborg
Abend am Meer nahe Trelleborg
Historisches Køpmansmagazin
Historisches Køpmansmagazin
Ales stenar
Ales stenar
Hintergrundinfo
Hintergrundinfo
Schwedens Südwesten
Schwedens Südwesten

Wir folgen dem Küstenverlauf gen Norden und die Landschaft verändert sich zusehens. Ausgedehnte Wälder bedecken den mehr und mehr felsigen Grund, in den tief eingeschnittenen Tälern liegen glasklare Seen und wilde, wasserreiche Flüsse bahnen sich ihren Weg dorthin. Wo Fels und Geröll sie einengt, jagen sie mit reißender Strömung, voller Stromschnellen, die sich an den größten Brocken aufbäumen, dahin oder stürzen sich als gischtdampfende Wasserfälle über Felsstufen herab. – Eine ungebändigte Natur, in der Trolle und Fabelwesen ganz selbstverständlich ihre Daseinsberechtigung haben…
Stand in Dänemark und Südschweden die Heide noch in voller Blüte, mischt sich gen Norden Tag für Tag mehr Gelb in das Laub der Birken und die Farnwedel stehen wie filigrane Bronzeskulpturen im Sonnenlicht am Waldweg.

Der stille Wanderparkplatz tief im Wald passt uns gut für die Nacht. So sitzen wir zum ersten Mal auf unserer Tour im Dunklen mit einem Feierabendbier auf Elchwache…
Um Neun ist es stockdunkel mit einem grandiosen Sternenhimmel über dem nachtschwarzen Wald. Halb Sechs dafür taghell. Die Elche haben sich ein Mal mehr gut versteckt – und wahrscheinlich wenige Meter neben uns im Wald schlappgelacht, frei nach dem Motto: Die schon wieder…

Hatten wir doch wegen unseres Gewichts den Trinkwassertank nicht ganz gefüllt… und das in den letzten Tagen erfolgreich verdrängt… jetzt sind wir zu tief im Tank unterwegs… der war zwar akribisch sauber gemacht, aber doch sind jetzt dunkle Brösel im Wasser – woher auch immer – nun, der zweckentfremdete Teebeutel rettet erst einmal unseren Morgenkaffee…

Rosersberg Slott & Uppland

Das sieht schon nach Schweden aus...
Das sieht schon nach Schweden aus...
... das auch!
... das auch!
... hilft erstmal
... hilft erstmal
Rosersberg Slott
Rosersberg Slott
Bronzeskulpturen
Bronzeskulpturen

Uppsala mit Linné’s historischem Garten und der eng mit diesem verbundene Botanische Garten am Schloss sind gesetzte Wegpunkte. Linnè selbst ließ diesen historischen Garten zu Lebzeiten nach seiner Binären Nomenklatur der Pflanzennamen gestalten. Derart mit Gattungs- und Artnamen versehen werden bis heute weltweit Pflanzen zweifelsfrei zugeordnet. – Nach einer wechselvollen Vergangenheit ist dieser geschichtsträchtige Garten in der von Linné gesetzten Form nach seinen detaillierten Aufzeichnungen Anfang des 20. Jahrhunderts rekonstruiert worden und gehört heute wieder zur Universität.
Leider hat er ausgerechnet montags geschlossen. Umgeben von einem hohen, dichten Zaun gewährt einzig das Portal einen sehnsüchtigen Blick ins Innere…
… und dann entdeckt Jörg im Schatten hoher Bäume den Meister persönlich!
Der Botanische Garten ist frei zugänglich, aber auch hier haben Orangerie und Linnéanum montags geschlossen. – Das sollten wir nächstes Mal anders planen. Trotzdem war es eine gute Idee, den Knotenpunkt Stockholm an einem Sonntag ohne Berufsverkehr mit weniger Stau zu passieren. –
Und dann erzählt uns der dänisch-schwedisch-stämmige Gärtner aus Marburg, der sich seit mehr als 30 Jahren im Botanischen Garten um die Pflanzen kümmert, mit noch immer stark hessischem Einschlag vom ältesten Baum dort, einer Lübecker Sommerbergamotte. Als junger Baum hat sie im ausgehenden 18. Jahrhundert Linné selbst noch erlebt…

Carl von Linné in Uppsala

Die Orangerie im Botanischen Garten
Die Orangerie im Botanischen Garten
Ältester Baum aus Linné's Zeiten
Ältester Baum aus Linné's Zeiten
Das königliche Schloss
Das königliche Schloss
Linné's historischer Garten
Linné's historischer Garten
... der Meister selbst?
... der Meister selbst?

Weiter im Norden malen Herbstfarben die Flechten und Beerensträucher auf den sonnigen Halden und Mooren bunt. Aus den Hügeln werden ansehnliche, dicht bewaldete Berge, deren Böden nun mehr Geröll als Erde aufweist – manch ein Brocken ist größer als MB. Doch tapfere Kiefern und die kleinen Beerensträucher finden noch immer Nahrung genug und Halt für ihre Wurzeln. – Etliche Zeit fahren wir durch diese verwunschenen Sagenwälder, in denen sicher so manch ein Troll zu Hause ist.
Dann öffnet sich der Wald und gibt einen kleinen Ausblick auf die landschaftlich sehr reizvolle Hohe Küste frei.

Malerisch säumen die typisch roten Holzhäuser in Bönhamn den geschützten Naturhafen und der September überzieht bunt die Steinflächen, auch die Heide steht nahezu verblüht. Das Wasser ist so klar, dass wir bis auf den Grund sehen können. Kleine Fischerboote liegen an den Stegen vor den Häusern vertäut und dazwischen im Land stehen überall Holzgestelle zum Trocknen des Stockfischs bereit.

Bönhamn & die Hohe Küste

Malerisches Bönhamn
Malerisches Bönhamn
Urgemütlich wohnen!
Urgemütlich wohnen!
Ein Haus, ein Steg, ein Boot...
Ein Haus, ein Steg, ein Boot...
Stockfisch-Gestelle
Stockfisch-Gestelle
Felsige Hohe Küste
Felsige Hohe Küste

Auf dem Rückweg über diese in ihrer Schroffheit so schöne Halbinsel schlägt Jörg sich wieder auf kleinsten „Straße ohne Namen“ durch diese sagenhaften Wälder und manchmal zeigt unser Navi ratlos Grün, wenn es die alten Rückewege nicht mehr finden kann.
Umea sollte heute Abend südlich von uns liegen.
Am
alten Hafen im geschichtsträchtigen Örtchen Ratan wollen wir übernachten. – Ratan, das ist eine Hand voll Häuser, gut 50 Einwohner und eine lange maritime Tradition. Als „Der Hafen von Norrland“ war es einst geschäftiger Knotenpunkt im Warenumschlag zwischen Binnenland und den Seestädten, heute träumt es still von diesem vergangenen Ruhm…

Nordwärts ändert sich das Landschaftsbild weiter. Nadelbäume werden so schlank und hoch, wie wir sie nur aus schneereichen Gebirgsregionen kennen. Immer häufiger aber auch durchsetzt von Laubbäumen, meist Birken – mitunter schon in sattem Herbstgelb. Im Wald sind die Laubfarben deutlich verhaltener als auf den offenen, sonnigen Flächen…
Vor Lulea setzt heftiger Seitenwind ein, der von Jörg volle Aufmerksamkeit verlangt. Derbe Böen rempeln gegen MB – tückisch in diesem Wechsel von dichten Wäldern und offenen Windschneißen
Konzentriert lesen wir die Landschaft, beobachten die Bewegung in den Bäumen und versuchen, den Böen immer einen Schritt voraus zu sein.
Dann geht die Landschaft mehr und mehr in Taiga über. Die Wälder lichten sich, weite Moorflächen, zwischen deren tiefbraunen Wassern Inseln aus Schilf und Reetgras liegen, überziehen immer größere Flächen.

Zur Nordküste des Bottnischen Meerbusens dominiert dann wieder dunkler Kiefernwald. „Arctic Wood“ verkündet eine große Tafel am Wegesrand...
Wir übernachten auf der kleinen Ostsee-Insel Säskarö am Puukkofjärden. Abends erkunden wir den mit runden Felsbrocken durchsetzten Küstenwald und halten in dieser Nacht zum ersten Mal, trotz besseren Wissens, nach Polarlichtern Ausschau. – Sollte sich doch eines in der Zeit verirrt haben, wollen wir es auf keinen Fall verpassen!

Nordufer des Bottnischen Meerbusens

Tiefbraunes Moorwasser
Tiefbraunes Moorwasser
Winternadelbäume
Winternadelbäume
Steinufer von Säskarö
Steinufer von Säskarö
Blick zum Meer
Blick zum Meer
Der Fahrwall nach Säskarö
Der Fahrwall nach Säskarö

Auf der Rückfahrt am nächsten Vormittag läuft uns dann doch im Inselwald auf der schmalen Sandpiste eine Elchkuh mit ihren beiden Kleinen über den Weg – wobei „klein“ in diesem Fall sehr relativ ist!
Ohne Eile verschwinden sie in lässigem Trab zwischen den dichten Stämmen, das Muttertier äugt noch einmal argwöhnisch zu uns zurück, dann werden sie quasi unsichtbar…
Unsere ersten Elche! – Und dann gleich drei!

Wir haben für Stunden ein Dauer-Elch-Grinsen im Gesicht! 😉

Bei Haparanda-Tornio wechseln wir nach Finnland über, auch das eine Premiere – und werden zum ersten Mal nach unseren Impfzertifikaten gefragt.
Kurz darauf machen wir am breiten Unterlauf des Kemijoki Rast. Beeindruckend, wie sich dieser mächtige Strom still und erhaben dem Meer entgegenschiebt. – Er strahlt so unendliche viel Ruhe aus…

Nun sind wir in Lappland, besser gesagt in Lappi, wie die Finnen ihr Lappland nennen. Im Kemijoki haben wir eine erste Lachsfarm liegen sehen und im Wald die ersten Rentierspuren und die einer mittelgroßen Pfote mit beachtlichen Krallen entdeckt…

Tornio bis Rovaniemi

Der mächtige Kemijoki und...
Der mächtige Kemijoki und...
... seine schroffen Ufer.
... seine schroffen Ufer.
... hmmm...
... hmmm...
Felsbrocken in den Wäldern
Felsbrocken in den Wäldern
Wer war das?
Wer war das?

Der Wald wird lichter, ist aber noch immer mit kantigen Gesteinsbrocken durchsetzt. Auf der schmalen Straße, die ihn auf einem Damm durchzieht, begegnen uns immer weniger Autos. Wir sind auf dem Weg zum Polarkreis nördlich von Rovaniemi, der Hauptstadt finnisch Lapplands.
Direkt am Polarkreis wurde die E75 verlegt und ausgebaut. Die alte Trasse mitsamt des historischen Hinweisschildes ist leider zum Radweg degradiert…
Bei strahlendem Sonnenschein und milden Spätsommertemperaturen passieren wir diesen Sehnsuchts-Wegepunkt unserer Reise – in T-Shirts…
Das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt…
Im Weihnachtsmanndorf – Joulupukin Pajakylä – geht es rummelig touristisch zu, so dass wir bald weiter auf dem Weg nach Norden sind.
Kaum haben wir den Polarkreis passiert, treffen wir auf Motorschlittentrassen, die diese Hauptroute einfach mal so queren, blau markiert – und gut ist’s. Rentiere laufen ohne Scheu vor uns über die Straße und abends am Perunkajärven merken wir, dass wir mit Finnland in eine neue Zeitzone eingefahren sind – und haben’s mal wieder verpennt…
Diesen ereignisreichen Tag mit unserer ersten, so heiß ersehnten Elchsichtung, unserem ersten Mal Finnland, unserer allerersten Polarkreispassage und unseren ersten Rentieren feiern wir gebührend im Sonnenuntergang am Perunkajärven!

Am Polarkreis

Polarkreis-Passage
Polarkreis-Passage
Typische Lappland-Kreuzung...
Typische Lappland-Kreuzung...
... mit Motorschlitten-Trassen
... mit Motorschlitten-Trassen
Einsame Weite
Einsame Weite
Feierabend am Perunkajärven
Feierabend am Perunkajärven

Am nächsten Morgen hat sich Eisnebel über den See gelegt, wir haben 2 Grad Minus, doch hoch über uns ist das Blau des Himmels zu ahnen. Während ich den Nebelsee fotografiere, höre ich – nichts…
Stille…
Tiefe Stille…
Später, als die höhersteigende Sonne Bewegung in den Nebel bringt, rollt er imposant von den hügeligen Flanken des Uferwaldes über den See. Hinter mir tropft der schmelzende Raureif deutlich hörbar von den Bäumen und irgendwo im Nebel auf dem See trompeten zwei Singschwäne.

Die ausgedehnten Moore reduzieren die Möglichkeiten, nach Norden zu fahren auf wenige Straßen. Kleine enden in der Regel als Stichstraßen in einer entfernten Siedlung oder an einem See und nützen uns daher nichts in unserer Richtung. So folgen wir weiter der beschaulichen E75 zum Inarisee und entdecken dabei, dass sie sich zwischen Aska und Sodankylä zu einer Notlandbahn verbreitert.
Auch Rentiere schlendern gemütlich die E75 entlang oder wechseln über und lassen sich von den seltenen Autos kaum stören…

Vom Perunkajärven nordwärts

Eisiger Nebel
Eisiger Nebel
Wer seid ihr denn?
Wer seid ihr denn?
Am Perunkajärven
Am Perunkajärven
... malerisch...
... malerisch...
Immer diese Fußgänger ;-)
Immer diese Fußgänger 😉

Mit jedem Kilometer kommen wir nun tiefer in den Indian Summer, in ein unglaubliches Feuerwerk aus prächtigen Herbstfarben, die selbst bei bedecktem Himmel wenig von ihrer Intensität und Strahlkraft verlieren. – Im Sonnenschein erscheinen manche fast unwirklich…

Indian Summer in Sápmi

Farbenprächtige Moore...
Farbenprächtige Moore...
... und bunte Wälder
... und bunte Wälder
Leuchtende Birken im Sonnenschein
Leuchtende Birken im Sonnenschein
Zauberwald
Zauberwald
Indian Summer
Indian Summer

Wir haben unglaubliches Glück mit dem Wetter! Lange Phasen Sonnenschein plus nachts sehr niedrige Temperaturen bis in den Frostbereich hinein sind die besten Voraussetzungen für einen spektakulären Indian Summer!
Mehrfach sind wir mit Einheimischen über diese Farbenpracht ins Gespräch gekommen, haben uns alle daran gefreut und immer wieder gehört, dass dies ein Herbst mit besonders intensiven Farben ist – eben aufgrund dieses genialen Wetters.
– Was für ein Geschenk!!

Auf dem Weg nach Tankavaara könnten wir alle paar hundert Meter anhalten und diesen Farbenrausch auf Fotos verewigen…
Das historische Goldgräbercamp Tankavaara ist ein gesetzter Wegepunkt von Jörg – er möchte Gold waschen!

Vor gut hundert Jahren war Tankavaara Finnlands Zentrum des Goldrauschs.
Heute ist es eine Ansammlung rustikaler Blockhäuser im Stil einer alten Westernstadt, doch mit viel Liebe zum Detail. Den Weg zu dem kleinen Bach, an dem die für Hobby-Goldgräber zugängige Schürfstelle liegt, begleiten originalgetreue Nachbauten historischer Häuser aus den legendären Goldgräbercamps dieser Welt. – Tolle Idee!
Noch immer werden Claims in dieser Gegend an zugelassene Goldgräber verpachtet.
Wir verschieben das Goldwaschen aber besser auf morgen, die Sonne ist bereits untergegangen und die Temperatur nahe am Gefrierpunkt…

Tankavaara, das Goldgräbercamp

... damals war's...
... damals war's...
Respektable Tischgenossen!
Respektable Tischgenossen!
Gold chain of the world
Gold chain of the world
Wow!
Wow!
Historische Technik
Historische Technik

Abends gönnen wir uns ein Essen in diesem urigen Restaurant, in dem wir uns für die Nacht angemeldet hatten – und sind begeistert! Dieser Koch versteht sein Handwerk! Als Nachtisch gibt es ‚Lappland’s Traum‘ und so lernen wir ‚Lappland’s Gold‘ der anderen Art kennen – Lakkoja – Moltebeeren – hmmm…

Am nächsten Morgen ist der Tümpel, in dem das Gold gewaschen wird, überfroren und Jörg muss erst einmal mit den Füßen das Eis brechen, bevor er waschen kann. Aber die Sonne scheint und wärmt ein bisschen…
Ein Campmitarbeiter zeigt ihm vielversprechende Stellen, an denen er schürfen kann und dann die Schritte, wie man am Besten das Gold aus der steinigen Erde herauswäscht, ohne es zu verlieren. – Mehr als eine Stunde später sind dann ein paar Minikrümel tatsächlich die Ausbeute des breit grinsenden Goldschürfer-Jörgs – und steifgefrorene Finger…

Diggin' for gold

Das... wird kalt!
Das... wird kalt!
Graben an einem vielversprechenden Platz...
Graben an einem vielversprechenden Platz...
das Grobe rauswaschen...
das Grobe rauswaschen...
... dann vorsichtig spülen...
... dann vorsichtig spülen...
und - wer findet die drei Mini-Goldkrümelchen?
und - wer findet die drei Mini-Goldkrümelchen?

Immer flacher und offener wird die Landschaft. Immer tiefer sinkt die Baumgrenze auf den Hügeln durch die wir fahren herab. – Wir bewegen uns im Grenzbereich zwischen Taiga und Tundra.
Auch der wenige Kilometer hinter Saariselkä liegende Kaunispää ragt mit seinen gerade einmal 437 Metern weit über die Baumgrenze hinaus.
Niedrigen arktischen Wälder umgeben die Füße der höheren Hügel, ziehen sich über die flacheren und füllen die Senken. Weiter oben zieren bunte Moose und Flechten, rot leuchtende Preiselbeersträucher und fahlgelbes Gras die runden Kuppen.
Mit seiner Höhe ist der Kaunispää einer der Triangulationspunkte, deren Netz zur Vermessung der Welt sich seit Jahrhunderten über die Kontinente spannt. – Historische Basis unserer Karten.

Der hölzerne Messturm bietet Etliches an Information und – eine grandiose Fernsicht!
Von oben entdecken wir die Steinzeichen im niedrigen Bewuchs, schon stehen die Schneefang-Gatter, die in den harten Wintern die schmale Zufahrsstraße sichern, gleich daneben zieht sich eine Motorschlittentrasse mit ihren roten Markierungskreuzen über den bunten Hang.

Kaunispää

Weiter durch den Indian Summer
Weiter durch den Indian Summer
Blick vom Kaunispää
Blick vom Kaunispää
Historischer Vermessungspunkt
Historischer Vermessungspunkt
Schneefanggatter und Motorschlittenpiste
Schneefanggatter und Motorschlittenpiste
Zwischen Taiga und Tundra
Zwischen Taiga und Tundra

Richtung Inarisee umgeben uns dann wieder diese dunklen, tiefgrünen Wälder, aus denen verstreut stehenden Birken hell aufleuchten. Kark und mit urigen Felsbrocken übersät sind die Böden, ziehen sich als wahre Geröllhalden bis in viele Seen. – Lange Monate regieren hier Eis und Schnee und halten alles Leben fest in ihrem Bann…

Wir verbringen einen geruhsamen Abend direkt am Ufer des Inari und erleben einen schönen Sonnenuntergang. Heute stehen wir auf einem Campingplatz um noch einmal Trinkwasser zu bunkern, wissen wir doch nicht, ob weiter im Norden die Leitungen auf den Serviceplätzen schon wegen Frost abgesperrt sind.

Abend am Inari

Wälder, Seen...
Wälder, Seen...
... und Felsbrocken
... und Felsbrocken
Weiter Himmel über dem Inari
Weiter Himmel über dem Inari
Durch die Blume...
Durch die Blume...
Sanftes Abendlicht
Sanftes Abendlicht

Morgens noch eben die zu fahrenden Kilometer peilen und Tankmöglichkeiten unterwegs checken – und dann auf nach Grense Jakobselv ans Eismeer!
Wenig später verlassen wir kurz vor Kaamanen die E75 und folgen der schmalen 971 nach Nordosten. Eng zieht sie sich auf ihrem Fahrdamm entlang der zerklüfteten Küstenlinie des Inarisees und seiner ausgedehnten Moore. – Hier umgibt uns eine urtümliche Natur, in der Wachsen und Vergehen ihrem natürlichen Rhythmus überlassen bleiben.

Die weiten Moore des Inari

Herbst von seiner schönen Seite
Herbst von seiner schönen Seite
Farbenprächtige Moore...
Farbenprächtige Moore...
... soweit das Auge reicht.
... soweit das Auge reicht.
Am Ufer des Inari
Am Ufer des Inari
Feuerwerk der Farben im Gegenlicht
Feuerwerk der Farben im Gegenlicht

Arktische Wälder mischen sich ab Partakko immer wieder zwischen die weiten Sumpfflächen.
In dieser einsamen, nahezu unberührten Natur können wir gut nachvollziehen, warum eine der tausende zählenden Inseln im riesigen Inari ein heiliger Kultplatz der hier lebenden Samen ist…

Stunden später machen wir Rast am bizarren Steinufer des Ukonselkä. Eine kleine Trailerrampe ebnet durch ein ausgedehntes Geröllfeld über und unter Wasser den Weg in den See.
Ein idealer Rastplatz in der warmen Spätsommersonne.
Während wir zufrieden unsere Brote mummeln, lassen wir die Blicke über den See schweifen – ein skandinavischer Anglertraum! – Und tatsächlich kommt weit über den See her langsam ein kleines Boot getuckert.
Als die Beiden, ein Paar in unserem Alter, ihr Angelboot auf dem Trailer und den aufgedrehten Hund im Kombi verstaut haben, kommen wir ein bisschen ins Gespräch. Auch sie haben sich frei genommen und genießen diese herrlichen Indian-Summer-Tage hier am See. Ein paar Kilometer zurück haben sie ihr Mökki, ihr Sommerhaus am See. Spontan zeige ich auf MB und sagte, dass er unser Mökki ist. Der Mann taxiert ihn kurz, so ein Mökki könnte er sich auch vorstellen und lachend bietet er uns sein Trailergespann im Tausch…

Noch weiter im Norden, in Norwegen schon, wird die Landschaft wieder schroffer, kantige Felsbrocken dominieren die Böden, die vielen Flüsse bahnen sich kraftvoll ihren Weg darum herum.
Der breite Skoltefossen bei Neiden ist unser erster großer Wasserfall.
Lautstark rauschen seine Wassermassen über die Felsstufe herab, schleudern Gischt in die klare Luft und schießen schäumend zwischen den Felsen unterhalb des Falls hindurch. Auf einem der Felsen, etliche Meter vom Fall entfernt, wo die reißenden Wasser sich allmählich beruhigen, hat ein großer Steinadler Stellung bezogen und beobachtet aufmerksam, was der Skoltefossen ihm heute servieren wird.

Arctic Wood und Skoltefossen

Das Sonnenlicht eingefangen
Das Sonnenlicht eingefangen
Kark und schroff
Kark und schroff
Der tosende Skoltefossen...
Der tosende Skoltefossen...
... in seiner ganzen Ausdehnung.
... in seiner ganzen Ausdehnung.
Wunderschönes Land
Wunderschönes Land

Zum Eismeer hin steigen die Berge wieder höher an und lassen die niedrigen Laubwälder an ihren Flanken zurück. Bunte Beerensträucher und Flechten klettern noch bergan, doch die Vegetationsdecke ist spärlich, überall zeigt sich nun der kahle, von Wind und Eis rundgeschliffene, graue Fels.
Bald wird die E6 zur reizvollen Küstenstraße, führt uns um den sumpfigen Botn, das landseitige Ende des Neidenfjorden, und dann an seinem abwechslungsreichen Ostufer entlang.
Still und erhaben liegt der tiefblaue Meeresarm zwischen den aufragenden Bergen.
Von seiner Mündung, vom Eismeer her, weht eine eisige Luft, die uns trotz des strahlenden Sonnenscheins daran erinnert, wo wir sind…

Zwischen den Fjorden müssen wir von nun an immer wieder über’s Fjell steigen, die letzten Ausläufer des skandinavischen Faltengebirges trennen sie.
Wenige Kilometer hinter Hesseng zweigt die E6 nach Kirkenes ab. Uns führt nun die E105 ostwärts durch ein so typisches Stück Fjordnorwegen: Ein langer Tunnel durchquert den Berg, kaum kommen wir wieder ans Tageslicht, geht’s auch schon mit einer massiven Stahlbrücke über einen breiten, rauschenden Fluss…

Kurz darauf stehen wir vor der russischen Grenze. – Schon ein eigenartiges Gefühl, wenn dann ganz normal auf dem Wegweiser Murmansk steht…

Fjorde und Fjell am Eismeer

Der Botn des Fjords
Der Botn des Fjords
Tiefblauer Neidenfjorden
Tiefblauer Neidenfjorden
Hinauf ins Fjell
Hinauf ins Fjell
Am Sandneselva
Am Sandneselva
Endpunkt der EU
Endpunkt der EU

In Sichtweite der Grenzstation zweigt die schmale 886 nach Grense Jakobselv ab. Durch leuchtendgelbe Birkenhaine führt sie uns hinab zum Ufer des Jarfjorden, der im Sonnenschein daliegt, als wäre ein Stück vom Himmel herabgefallen. Streckenweise schmiegt sich das Sträßchen eng an das tiefe Gewässer, landseitig oft von Fels und Geröll bedrängt.
Dann, nach Tarnet, bringt sie uns wieder hinauf in die Berge und gibt damit immer wieder eindrucksvolle Ausblicke auf den nun dunkel erscheinenden Fjord und die mystisch vom Gegenlicht verzauberte Felslandschaft frei.

Traumstraße am Jarfjorden

Mit der schmalen 886...
Mit der schmalen 886...
... am Ufer des Jarfjorden entlang.
... am Ufer des Jarfjorden entlang.
... hmmm, appetitlich!
... hmmm, appetitlich!
Im Fjell über dem Fjord
Im Fjell über dem Fjord
Malerische Fjordlandschaft
Malerische Fjordlandschaft

Je weiter wir nach Nordosten kommen, desto karger wird das Land. Fels dominiert nun die Höhenlagen. Dort kämpft die Vegetation am Limit und beschränkt sich an den Bergflanken auf arktische Zwergformen.
In den Niederungen begleiten uns noch die fröhlichen Farben des Indian Summers durch die lichten, niedrigen Laubwälder.
Die schmalen, einsamen Pisten durch dieses menschenleere Land bieten wortwörtlich hautnah an der spektakulären Natur jede Menge Fahrspaß. Oft genug führen unbefestigte Wege abseits an sehenswerte Orte, manchmal nur eine Fahrspur zu einem abgelegenen Angelplatz…

Unterwegs im Fjell

Vom Eis gezeichnet
Vom Eis gezeichnet
Vegetation am Limit
Vegetation am Limit
Arktisches Stilleben
Arktisches Stilleben
Bildschöne Landschaft
Bildschöne Landschaft
Straßen mit Fahrspaß
Straßen mit Fahrspaß

Ab Björnstad wird aus der schmalen Straße eine ausgefahrene, mit Schlaglöchern übersäte Sand-Geröll-Piste, die dem flachen Westufer des Jakobselv folgt. – Die hohen Bergflanken am anderen Ufer, keine 30 Meter von uns, sind schon russisches Hoheitsgebiet. Die Grenze zieht sich in der Mitte des gewundenen Flusslaufes entlang. Angeln und etliches mehr ist hier strikt verboten.

Nach wenigen Kilometern liegen im niedrigen, arktischen Laubwald verstreut einzelne Holzhäuser. Die schiefergraue Steinkirche thront weithin sichtbar darüber am Hang, wie ein erster Gruß an alle, die den weiten Weg nicht gescheut haben.

Grense Jakobselv

Grenzfluß Jakobselv
Grenzfluß Jakobselv
... authentisch...
... authentisch...
Am Horizont die Kirche
Am Horizont die Kirche
Wir sind da!
Wir sind da!
MB steht am EISMEER!
MB steht am EISMEER!

Nur noch ein paar Kurven und dann öffnet sich das Eismeer vor uns…
Wir sind da!
In kaltem Blaugrün erstreckt sich die Barentssee bis hinter den Horizont – dort liegt das ewige Eis der Arktis.
Ein unbeschreibliches Gefühl! – Dankbar in dem Bewusstsein, dass es uns im friedlichen Europa unserer Zeit möglich ist, eine derartige Reise über alle Grenzen hinweg machen zu können – und überwältigt von der enormen Weite und Klarheit dieser wettergezeichneten Felsküste.

... und doch ist dies mit Sicherheit der am besten bewachte Stellplatz unserer ganzen Reise. Alle paar Stunden kommen norwegische Grenzer vorbei und sehen nach dem Rechten.

Wogen, Eis und Sturm haben seit der Eiszeit die grauen Felsen glatt geschliffen. In unregelmäßigen Stufen fallen sie jetzt bei Ebbe ins Meer hinab. Träge brechen sich die massigen Wogen der Dünung daran. – Wir haben nahezu Windstille.
Am Eismeer!
Im September.
Sonnenschein bei 8° – immerhin plus…
Wie sagte vorhin der junge Norweger, der uns einladend neben seinen Sprinter gewunken hatte?: „A perfect day for swimming.“ …

Welch ein Kontrast zum Spätwinter mit Temperaturen bis unter minus 20 Grad, die der andauernde Starkwind schnell mal in ein Wind Chill von weit unter minus 30 Grad drückt. Starkwind und Sturmwarnungen sehen wir oft in unserer Wetterapp im Winter für Grense Jakobselv und auch regelmäßige Eiswarnungen für die Schiffe, die dann schwer unter den Eispanzern zu tragen haben…

Draußen auf einem vorgelagerten Fels hocken Kormorane dicht an dicht und wenn sich doch einmal eine der schweren Wogen an ihrem Eiland bricht, schütteln sich die nass geplantschten Gesellen schimpfend und breiten ihre schwarzen Schwingen zum Trocknen im Sonnenschein aus.
Vor der Küste patrouilliert eine Kegelrobbe und behält neugierig das Treiben auf dem hohen Ufer im Blick. Während im Brandungssaum ein Knutt mit seinem langen Schnabel nach Muscheln und Schnecken stochert.
Jenseits der Bucht bauen sich die runden Höhenzüge des Kosinfjellet wie Kulissen hinter dem Kobbholmfjorden auf – in immer lichter werdendem Graublau verschwimmen sie im Dunst der Ferne…

Abends zaubert der prächtige Sonnenuntergang ein Gemälde aus Farben und Wolken an den Himmel über dem stillen Meer. Doch mit der Flut frischt der Wind auf und scheucht mit eisigem Atem die Wolken fort, so dass wir einen herrlichen Sternenhimmel bekommen und ich in dieser wundervollen Nacht lange auf Polarlichtwache bleibe…

Abends am Eismeer

Erstaunlich ruhig im Sonnenschein
Erstaunlich ruhig im Sonnenschein
... aber ordentliche Dünung...
... aber ordentliche Dünung...
... die gegen die Küste läuft...
... die gegen die Küste läuft...
Biotop im Brandungssaum...
Biotop im Brandungssaum...
... als gedeckter Tisch
... als gedeckter Tisch
Neugierige Kegelrobbe
Neugierige Kegelrobbe
Kormoranfels in der Brandung
Kormoranfels in der Brandung
Es wird Abend am Eismeer.
Es wird Abend am Eismeer.
Ein Himmel wie ein Gemälde
Ein Himmel wie ein Gemälde
... Gute Nacht...
... Gute Nacht...

Bis nach Mitternacht habe ich nach Polarlichtern gespäht, hab drei Sternschnuppen beobachtet, doch dann wurde aus den lichtgrauen Schleierwolken eine nahezu geschlossene Wolkendecke…

Heute Morgen sind nun wieder die Wale dran…
Wenn sie sich denn zeigen…
Entgegen jeder Vorhersage steigt die Sonne über die östlichen Berge auf und kommt warm durch die lichte Wolkendecke. In dem milden Licht zeichnen sich die verschiedenfarbigen Strukturen im Fels gut ab und der Küstenstrich jenseits des Kobbholmfjorden wird fotogen beleuchtet.
Während wir zum Ministrand in der kleinen Bucht spazieren, frischt der Wind mit auflaufend Wasser ordentlich auf und wird so stark, dass wir später bei Abfahrt besser keine zwei Türen von MB gleichzeitig öffnen…

Inzwischen wissen wir auch von einem Fotografen, der etwas weiter mit seinem Bulli auf Nordlichtwache stand, dass die grauen Schleier, die ich beobachtet hatte, keine zarten Cirruswolken, sondern tatsächlich Nordlichter waren. Er hatte die gleichen Strukturen in lichtem Lindgrün auf seiner Kamera und erzählte uns, dass es diese kleinen, grauen Nordlichter recht oft gäbe. Mit bloßem Auge sind sie nur grau wahrzunehmen, es bedarf einer speziellen Langzeitbelichtung, um die Farbe auf’s Foto zu bekommen. – Davon hatten wir vorher noch nie gehört…

Grense Jakobselv II

Morgensonne inszeniert das Kosinfjellet
Morgensonne inszeniert das Kosinfjellet
Vom Sturm losgerissener Kelp
Vom Sturm losgerissener Kelp
Idyllisch einsam wohnen
Idyllisch einsam wohnen
Von den Wellen auf den Strand geworfen...
Von den Wellen auf den Strand geworfen...
... Wasserwege
... Wasserwege

Von nun an wird unsere Tour uns gen Westen führen, immer entlang der Eismeerküste.
Doch vorher müssen wir hier vom östlichsten Punkt unserer Reise, Grense Jakobselv, zurück bis Neiden…
Auf den gleichen Wegen, auf denen wir gekommen sind…
Andere gibt es nicht.
Aber sie sind so schön, dass wir sie gerne noch einmal fahren! 😉

Auf nach Westen

Grense Jakobsveien
Grense Jakobsveien
Im Reinsjöfjellet
Im Reinsjöfjellet
Zurück...
Zurück...
...an den Jarfjorden
...an den Jarfjorden
Typisch norwegische Straßenführung
Typisch norwegische Straßenführung

Ab Neiden führt uns die E6 durch neue Landstriche – und was für welche!
Zwischen dem Bugoyfjorden und der Juvravuonna, einer kleinen Bucht des Varagerfjorden, zieht sich ein breiter eiszeitlicher Gletschergraben entgegen der Richtung des Faltengebirges von Nordwest nach Südost durch’s Fjell. Sein Grund ist sumpfig, von Wasserläufen und Seen durchzogen. Die Höhenzüge nackt und dunkelgrau. An seinen Flanken kämpfen selbst die Birken ums Überleben. – Ein Geisterwald…
Der ganze Grabenbruch steht als Naturpark unter Schutz. Zu diesem Bild der Vergänglichkeit passt perfekt dieses düstere Grau des Himmels mit seinen dicken, dunklen Wolken heute.

Brannsletta lanskapsvernomrade

Eiszeitlicher Gletschergraben
Eiszeitlicher Gletschergraben
Selbst Birken haben's schwer!
Selbst Birken haben's schwer!
Landschaftspark
Landschaftspark
Nur keine Eile...
Nur keine Eile...
Und wieder hoch ins Fjell...
Und wieder hoch ins Fjell...

Für lange Stunden folgen wir nun dem Ufer des großen Varangerfjorden. – Eine unglaublich abwechslungsreiche Strecke!
In der flachen, baumlosen Landschaft können wir vom Südufer aus, an das uns der Grabenbruch geführt hatte, den Straßenverlauf, dem wir zwei Stunden später folgen werden, schon erkennen.

Im Ort Varangerbotn führt die E6 weiter gen Westen, wir aber nehmen die E75, die bis hoch nach Vardö eng diesem beeindruckenden Küstenverlauf des Fjordes folgt.

Am Varangerfjorden

Straßenverlauf am Varagerfjorden
Straßenverlauf am Varagerfjorden
Bunte Tundra
Bunte Tundra
Laksfarm mit Futterschiff
Laksfarm mit Futterschiff
Knuddeliger Prachtkerl
Knuddeliger Prachtkerl
Aus der Tundra in den Fels
Aus der Tundra in den Fels

Aus den bunten Hügelketten der Tundra zweigt dann hinter der kleinen Siedlung Svartnes ein schmales Sträßchen Richtung Hamningberg ab und führt uns in eine schroff abweisende Felslandschaft, in der wir das raue Klima der Eismeerküste förmlich spüren können…
In diesem unzugänglichen Küstenabschnitt schrumpft das Sträßchen zu einer einspurigen Piste, auf der sich nicht einmal zwei Kleinwagen begegnen könnten. Wo immer es im tief zerklüfteten Fels möglich ist, sind kleine Ausweichstellen angelegt.
Kurvenreich schlängelte sich das schmale Asphaltband zwischen den schräg aufgestellten Gesteinsmassen hindurch. Mit ihren steilen, glatten Abbrüchen zu den tief eingeschnittenen Kerben hin würde hier selbst Klettern auf dem feuchten Stein zu einer waghalsigen Aktion.
Nach etlicher Zeit durch diese fremdartig herbe Natur, wo sich hinter jeder Kurve, nach jeder Kuppe ein weiteres, bizarres Gesteinsfeld auftut, schreibe ich einen Gruß nach Hause: „Wenn wir noch lange so weiterfahren, macht es Plumps und wir fallen von der Scheibe…“

Felsküste auf Varangerhalvoya

Schroffe Felsküste
Schroffe Felsküste
Arktische Vegetation
Arktische Vegetation
Bizarrer Fels...
Bizarrer Fels...
... bis ins Meer
... bis ins Meer
Hamningberg am Eismeer
Hamningberg am Eismeer

Nun, von der Scheibe geplumpst sind wir nicht, wir haben statt dessen am Rande des verlassenen Fischerörtchens Hamningberg halt gemacht. Von seinen einstigen Bewohnern nach Einbruch der Fischbestände aufgegeben, werden die Häuser heute als Feriendomizile genutzt. Hamningberg gilt als eine der besterhaltensten Fischersiedlungen Nordnorwegens. Auch die beiden alten Häuser in traditioneller Holzbauweise mit Gras auf dem Dach werden fürsorglich gepflegt. Als wir sie uns ansehen, kreuzt ein kleiner Polarfuchs vom Ufer aus unseren Weg. Eilig hat es der Kleine, lässt uns aber keine Sekunde aus den Augen bis er seinen vom Fellwechsel arg zerfransten Pelz in Sicherheit gebracht hat.
Die Nacht wird stürmisch.
Morgens jagen noch immer wilde Wolken vom Eismeer über Land, doch die Sonne nutzt eine kleine Lücke, um zum Abschied die ganze Szene in ein unwirklich leuchtendes Licht zu tauchen.

Auch von diesem nördlichen Wendepunkt aus müssen wir wieder stundenlang auf den gleichen Wegen, über die wir kamen, zurückfahren. Aber Ihr wisst ja: Sie sind so schön, dass… 😉

Über dem steinernen Meer holt uns eine düstere Regenfront ein, die den drüben Tag zur Nacht macht. Bleigraue Wolken schieben sich über die heute dunklen Wasser des Fjordes und waschen uns gründlich. Später lichtet sich die Wolkendecke und der Regen versucht nicht länger, uns von dem schmalen Asphaltband zu spülen.

Schroffe Küste bei Hamningberg

Morgenlicht über Hamningberg
Morgenlicht über Hamningberg
Eine Regenfront macht den Tag zur Nacht
Eine Regenfront macht den Tag zur Nacht
Rollendes Eismeer
Rollendes Eismeer
Es wird lichter...
Es wird lichter...
... und lichter
... und lichter

So können wir uns in Ruhe die bunten Klippen weiter südlich ansehen. Die Farben im Gestein sind beeindruckend. Die ganze Felsformation ist es. Schräg sinkt sie zum Meer hin ab, ihr Ende im Brandungssaum ist glitschig überwachsen und die harte Abbruchkante zum Fjord fällt senkrecht in die Tiefe. – Dramatische Landschaftsbilder hier im hohen Norden…
Dort, wo die Stufen im Stein so hoch sind, dass MB mit seinem langen Radstand droht aufzusetzen, bastelt Jörg kurzerhand Gesteinsbrocken als Auffahrhilfen an die Kanten.
Die höher gelegenen Abschnitte der Klippen eignen sich durchaus für ein rustikales Nachtlager – solange wir im Hinterkopf behalten, dass der Tidenhub im Varangerfjorden bis zu 4 Meter beträgt…

Bunte Klippen

Jörg geht die Strecke ab...
Jörg geht die Strecke ab...
... und steigt grinsend ein.
... und steigt grinsend ein.
Rutschiger Brandungssaum
Rutschiger Brandungssaum
Wende in Etappen
Wende in Etappen
Steine als Auffahrhilfe
Steine als Auffahrhilfe

Je weiter wir nach Süden kommen, desto mehr Farben kehren in die Tundra zurück – und diese stolzen, schönen Rentiere…
Der Indian Summer hat uns wieder.

Noch einmal führt uns unser Weg durch Vadsö, den historischen Startpunkt der Expeditionsluftschiffe von Nobile und Amundsen zu ihren Nordpolerkundungen.

Heute halten wir uns in Varangerbotn westwärts, hier vereinigt sich die E75 mit der E6 und läuft mit dieser Doppelbezeichnung bis Tana bru und weiter nach Süden an der finnisch-norwegischen Grenze entlang.
Wir wechseln in Tana bru auf die 98 und folgen ihr am Westufer des großen Deatnu Tana nach Norden. Das weitläufigen Flussbett mit den breiten Sandbänken zwischen seinen verzweigten Flussarmen lässt uns ahnen, welche Wassermassen hier während der Schneeschmelze dem Fjord entgegenströmen.

Varangerfjorden bis Deatnu Tana

Vom steinernen Meer in die Tundra
Vom steinernen Meer in die Tundra
;-)
😉
Anfahrt auf Vadsö
Anfahrt auf Vadsö
Wie idyllisch kann man wohnen!
Wie idyllisch kann man wohnen!
Der breite Deatnu Tana
Der breite Deatnu Tana

Die Strecke von Tana bru bis Ifjord beträgt knappe 90 Kilometer. – Ohne Baustelle.
Aber dort ist eine…
Die Ausweichstrecke von Smalfjord zurück nach Tana bru würde dann mehrere hundert Kilometer erst entlang der norwegisch-finnischen Grenze nach Süden verlaufen, später über’s Fjell steigen und schließlich von Südwesten her zum Laksefjorden und bis Ifjord führen…

Noch während wir beratschlagen, fährt ein Norweger zwischen den Sperrschildern in die Strecke.
Oookay…
Er fährt Straßenkombi, wir Allrad… also los!
Und die Strecke belohnt uns mit herrlichen Aussichten über Küste und Fjorde, auch wenn heute noch immer die düsteren Wolken dem Tag das Licht stehlen und erste Schneeschauer drüben über das höhergelegene Fjell ziehen.

Wir sind übrigens nicht die einzigen auf der Strecke, vereinzelt kommen uns Fahrzeuge entgegen und in der kilometerlangen Baustelle arrangiert man sich mit den Baufahrzeugen, wir warten immer, bis Bagger und Raupen soweit sind, uns Platz zum Durchfahren zu geben. – Es geht wunderbar so!

Im Ifjordfjellet

Im Fjell schneit es
Im Fjell schneit es
Tiefe Schatten im Fjord
Tiefe Schatten im Fjord
Baustellen mit Durchfahrtsoption
Baustellen mit Durchfahrtsoption
... so sind sie halt...
... so sind sie halt...
Straßenverlauf eng am Fjord
Straßenverlauf eng am Fjord

Die Verkehrsführung ist so speziell wie die rauen Witterungsverhältnisse, die hier im hohen Norden diese schroffe, einzigartige Landschaft geformt haben. Straßen schlängeln sich aus dem Fels gesprengt eng am Fjord entlang und oben im Fjell stehen nun die Schlagbäume einladend offen an den Sammelparkplätzen für die Kolonnenfahrten.
In den langen Wintern sind viele der abgelegenen Orte nur per Schiff oder Flugzeug zu erreichen. Schneeverwehungen auf den offenen Hochebenen und Lawinen von den Felshängen machen die Straßen dann unpassierbar. Hauptstrecken werden geräumt, sind aber ausschließlich im Kolonnenverkehr hinter einem Räumfahrzeug befahrbar. Dann sind die Schlagbäume an den Sammelplätzen zu und die Räumfahrzeugfahrer kontrollieren jedes einzelne Kolonnenfahrzeug auf seine Tauglichkeit. Von Winterkleidung und heißen Getränken über Schneeketten bis zur Schneeschaufel muss alles griffbereit liegen.

Straßen im Fjell

Kolonnen-Sammelplatz
Kolonnen-Sammelplatz
Raues, grandioses Land
Raues, grandioses Land
Kjettingplass
Kjettingplass
Windoffene Hochebenen
Windoffene Hochebenen
Lawinengefahr auf vielen Strecken
Lawinengefahr auf vielen Strecken

Spannend ist die Strecke! – Und führt uns am Abend an einen wunderschönen Stellplatz. Hoch über dem Laksefjorden stehen wir auf einem offenen Plateau mit herrlicher Fernsicht, hier wäre ein perfekter Platz Polarlichter zu beobachten – nur leider verhindert das die immernoch geschlossene Wolkendecke.
Aber die Vegetation auf dem Plateau ist sehenswert! Zwischen knallroten Preiselbeersträuchern kriechen schwarze Krähenbeeren über den Boden und die betagte Birke mit ihren warmgelben Miniblättchen reckt ihren höchsten Zweig keine 10 Zentimeter in die Höhe, dafür breitet sie sich über mehr als 2 Quadratmeter aus. So trotzt sie den monatelang auf ihr lastenden Schneemassen und schiebt in den kurzen Vegetationsphasen ihre Zweige Blättchen um Blättchen weiter über den felsigen Grund…

Am Laksefjorden

Stellplatz mit Aussicht
Stellplatz mit Aussicht
Schwarze Krähenbeeren
Schwarze Krähenbeeren
Keine 10 Zentimeter hoch...
Keine 10 Zentimeter hoch...
... alte Birke in arktischer Wuchsform.
... alte Birke in arktischer Wuchsform.
Arbeitsschiff im Fjord
Arbeitsschiff im Fjord

Der Himmel ist auch morgens noch bedeckt über dem Laksefjorden, seine ruhige Oberfläche spiegelt dieses lichte Grau, kein Lüftchen regt sich. Mein Blick wandert suchend über die Oberfläche – aber auch kein Wal regt sich…
Am Laksefjorden entlang kommt die Baumgrenze dem Meeresspiegel beachtlich nahe. Streckenweise ist der Straßenverlauf dem schroffen Land regelrecht abgetrotzt.

Der Nordkynvegen, die einzige Straßenverbindung hinauf in den Norden, ist zweispurig ausgelegt und der Parkplatz zum „Oppstilling for kolonnekjöring“ mit einem Servicehäuschen mit beheiztem WC, Dusche und Miniküche bestens gerüstet für längere Wartezeiten. – Aber noch blieb der Schnee nicht liegen, ist der Schlagbaum offen und das Blinklicht aus. Noch ist das Slettfjellet und die Nordkinnhalvöya frei passierbar.
Oben in dieser arktischen Nordtundra erwartet uns eine gigantische Weite aus Stein, Wasser und Flechten. Allenfalls geschützt in Tälern können kleine Bäume und Sträucher die harten Witterungsbedingungen hier überleben.

Im Slettfjellet

Eine einzige Straße gen Norden...
Eine einzige Straße gen Norden...
Baumlose Hochebene
Baumlose Hochebene
Wasserfall im Torskefjordtalen
Wasserfall im Torskefjordtalen
Schroffe Mondlandschaft
Schroffe Mondlandschaft
Hinab zum Hopsfjorden
Hinab zum Hopsfjorden

Über lange Strecken ist da nur dieser dunkelgraue Fels und endlose Geröllfelder, manchmal mit Moosen und Flechten überzogen, die durch die hohe Feuchtigkeit satte Farben bekommen – wenn auch nicht so bunt wie die Gräser und Büsche in den Tälern und unten an den Fjorden.
Die Straße folgt vielfach kleinen Flüssen, die die Ebenen durchziehen. In den Senken breiten sich Wasserflächen aus – und durch diesen kargen Landstrich zieht gemächlich die größte Rentierherde, die uns bislang begegnet ist. – Ohne Scheu, dicht an der Straße, äsen sie in dieser spärlichen Vegetation…
Später sehen wir eines dieser Gattersysteme, in das die halb wilden Herden im Herbst zusammengetrieben werden, um sie zu zählen und ihren Besitzern zuzuordnen. Im Hintergrund der Gatter entdecken wir 2 Láavu’s, die traditionellen Zelte der Samen – die Pickups mit den 6×6 Polaris auf den Hängern parken etwas abseits…

Auf der Nordkinnhalvöya

Hopseidet an seinem Hopsfjorden
Hopseidet an seinem Hopsfjorden
Rentiere grasen ohne Scheu
Rentiere grasen ohne Scheu
Gattersystem zum Fangen und Zählen
Gattersystem zum Fangen und Zählen
Gigantische Weite
Gigantische Weite
Anfahrt auf Mehamn
Anfahrt auf Mehamn

Mehamn mit seinem ausgedehnten Hafen am gleichnamigen Fjord, mit der Fischereiwirtschaft, mit seinem Versorgungsflugplatz und den bunten Holzhäusern um die Bucht, wirkt da schon sehr belebt.
Wir folgen der einzigen Straße, die diesen weit abseits gelegenen Ort noch verlässt, nach Nordosten. Steil führt sie auf eine urtümliche Hochebene, deren archaische Wirkung von den dunklen Wolken, die schnell darüber hingetrieben werden, noch verstärkt wird. Wenige Kilometer durch diese einsame Weite, die anmutet wie aus längst vergangenen Zeiten, dann sind wir in Gamvik.
Gamvik überrascht uns in dieser entlegenen Einsamkeit mit seiner schieren Größe. Bunten Häuser drängen sich auch hier dicht um die Bucht und gegenüber auf dem Hügel thront eine respektable, weiße Kirche. Den Hafen dominiert das Gebäude der Fischereiwirtschaft, das auf seinen massiven Pfählen in die Bucht hinaus gebaut ist. Ein alter Fischkutter steht malerisch aufgepallt auf dem hohen Ufer und im Hintergrund reihen sich die Stockfisch-Gestelle aneinander…
Aber uns treibt es weiter, so dicht vor unserem Sehnsuchtsziel Slettnes fyr.

Mehamn bis Slettnes fyr

Bunte Häuser in Mehamn
Bunte Häuser in Mehamn
Urtümliches Hochland
Urtümliches Hochland
Gamvik
Gamvik
Fischereiwirtschaft am Hafen
Fischereiwirtschaft am Hafen
Slettnes fyr
Slettnes fyr

SLETTNES FYR – auf dem Festland das nördlichste Leuchtfeuer der Welt!

Weithin sichtbar thront der hohe, runde Turm auf seinen Klippen, überragt in klassischem Rot-Weiß eine handvoll weißer Häuser. Heute ist dort eine Wetterstation untergebracht und im ehemaligen Leuchtturmwärter-Häuschen kann man zwei urige Zimmer zum Übernachten buchen.
Stabil gebaut sind die Häuser, trotzen in ihrer massiven Bauweise mit den verblendeten Fassaden jahrein, jahraus den schweren Winterstürmen, die lange Monate über diese offene Ebene fegen. Kein Dachüberstand bietet dem Sturm eine Angriffsfläche und Messtürme wie -hütten sind mit starken Stahlseilen nach allen Richtungen im Fels verankert…

Slettnes fyr

Slettnes fyr
Slettnes fyr
Der Sápmi-Stander weht am Turm
Der Sápmi-Stander weht am Turm
... gut verankert
... gut verankert
Sommer-Messhäuschen
Sommer-Messhäuschen
Abend am Slettnes fyr
Abend am Slettnes fyr

Slettnes fyr – das ist mein ganz persönliches Sehnsuchtsziel auf dieser Reise!
Am nördlichsten (Festlands-)Leuchtturm weltweit zu stehen, zu Füßen die kalt blaugrüne Barentssee. Die abenteuerlichen Erkundungen von Amundsen und Nobile im Hinterkopf. In der Nase den würzigen Geruch von Bergen von Tang, die aufgewühlte Wogen in die Klippen geworfen haben.

Von Horizont zu Horizont dieser endlos weite Himmel – kein Baum, kein Berg, der den Blick verstellt – und auf dem herbstbunten Plateau oberhalb der Klippen zieht gelassen eine kleine Herde Rentiere dahin…
Majestätische Tiere. – In dieser ursprünglichen Natur. – Unvergesslich!

Majestätische Rentiere

:-D
😀
:-D
😀
:-D
😀
:-D
😀
:-D
😀

Pfade, von Tier wie Mensch genutzt, geben uns die Möglichkeit, guten Gewissens, auch weil wir weit außerhalb der Brutsaison unterwegs sind, das sanftwellige Plateau zu erkunden. Denn der gesamte Norden der kleinen Halbinsel von Slettnes fyr steht als angestammtes Brutgebiet für Wat- und Wasservögel unter besonderem Schutz. Auch Zugvögel schätzen das artenreiche Nahrungsangebot auf ihren langen Wanderungen.
Wir sehen einem Rotfuchs zu, der sich in aller Ruhe seinen Fisch schmecken lässt und als Nachtisch Beeren von den Sträuchern nascht. Clever stellt er sich dabei an: Beißt mit schräg gelegtem Kopf in die Sträucher und streift mit leicht offenem Maul die Beeren zwischen seinen Zähne ab. Kaut. Schluckt. Und beißt in den nächsten Strauch…
Mit scharfkantigen Zacken durchbrechen immer wieder kleine Felsen die niedrige Vegetation, geben uns Deckung, um ungestört Tiere beobachten zu können. Zum Meer hin werden es mehr und mehr, hier ändert sich ihre Farbe in ein fahles Grau und aus dem groben, schwarz-weißen Sand am Brandungssaum ragen sie auf wie Haifischzähne.

Manch eine Rentierspur sehen wir hier zwischen dem angespühlten Tang, sie wissen um die enthaltenen Mineralien…

Klippen vom Slettnes fyr & Plateau

Klippen wie Haizähne
Klippen wie Haizähne
Spuren im Sand
Spuren im Sand
Haufenweise Tang
Haufenweise Tang
Beerendessert
Beerendessert
Blaue Stunde
Blaue Stunde

Die ganz eigene Stimmung der Blauen Stunde breitet sich still über das weite Plateau. Slettnes fyr nimmt seinen Dienst auf und mit sinkender Dämmerung bekommen wir hier an diesem entlegenen Fleckchen Erde einen außergewöhnlich reichen Sternenhimmel. Die bauschigen Cumulus säumen weiter dezent den fernen Horizont und wir gehen mit unserem Feierabendbier erwartungsvoll auf Nordlichtwache.
Wieder ziehen graue Schleier über den Himmel, heute wissen wir, dass auch sie Nordlichter sind. Wir freuen uns auch an ihnen, sehnen uns aber tief im Inneren doch nach den richtigen, den grünen…
Es bleibt bei den grauen.

Aber Ruhe kann ich in dieser Nacht nicht finden und als ich wieder einmal nach draußen spähe – sind sie da!!!
In meiner Begeisterung remple ich gegen Jörg’s Bett: „Raus, Schatz! Sie sind da! Die richtigen! Die großen! Die grünen!!“ Wir springen aus den Betten in unsere Jeans, stopfen die Füße barfuß in die Trekkingschuhe, Jacke an, Kamera und Handys schnappen und nix wie raus!!

Über diesen ganzen weiten, offenen Himmel tanzen geisterhaft leuchtend grüne Nordlichter. Von Horizont zu Horizont bewegen sie sich in lautlosem Reigen, bauen sich aus einem Leuchtpunkt oder einer Leiste auf bis sie weit über den Himmel reichen, beschreiben Kurven, bleiben stehen und malen neue Leuchtbahnen in die Nacht…
Wir wissen kaum, wohin wir sehen sollen. Beobachten wir eines vor uns, wie es sich aufbaut, seine Intensität ausprägt, durch die Dunkelheit schwebt und dann allmählich wieder in sich zusammensinkt – verpassen wir die in unserem Rücken…
Mehr als eine Stunde währt dieses unbeschreibliche Naturschauspiel.
Und zu beschreiben ist es wirklich kaum! – Dieses magische Phänomen ist wahrlich nicht von dieser Welt!
Berührt einen tief im Innersten. Allein die den ganzen Himmel umfassende Größe erweckt Ehrfurcht. Die Intensität der Farben macht Staunen. Und diese geisterhafte Lautlosigkeit erhöht nur noch seine Magie…

Was für eine mystische Nacht! ! !

Dass wir Frost haben bemerkte ich erst als ich die Kamera nicht mehr still halten kann, weil meine Feinfrosthände so arg zittern. Für’s Frieren hatten wir einfach keine Zeit…
Später tauen wir uns bei einem ordentlichen Grog im warmen MB allmählich wieder auf. An Schlaf ist eh nicht zu denken, so aufgewühlt, wie wir beide sind…

Beim Bildercheck merke ich, dass ich mein Objektiv nicht angepasst hatte :-(!! – Zum Glück hat Jörg Handyfotos gemacht und – wir haben sie tief in unseren Seelen fotografiert, gefilmt, verewigt…

Aurora Borealis

Beeindruckend
Beeindruckend
Mystisch
Mystisch
Imponierend
Imponierend
Magisch
Magisch
Intensiv
Intensiv

Slettnes fyr liegt, nur wenige Strich südlicher, auf der gleichen Halbinsel wie das geografische Nordkap, die Landspitze Kinnarodden zwischen dem Sand- und dem Mehamnfjorden.
Das touristische Nordkap geht auf das Versehen eines englischen Kapitäns zurück, der die Insel Mageröya für die nördlichste Festlandsspitze hielt.
Kinnarodden ist einzig durch einen 23 Kilometer langen Wanderweg zu erreichen, der durch Geröll und Sümpfe führt. 6 Stunden, eine Strecke, wenn man gut zu Fuß ist.
Das bin ich nicht mehr. – Vielleicht werden wir uns einmal von Mehamn aus ein Boot chartern und es uns von See aus ansehen…

Für uns ist Slettnes fyr der nördliche Wendepunkt unserer Reise. Von hier aus wenden wir uns gen Süden. Der lange Heimweg beginnt.
Wieviele wunderbare Steps wird er für uns bereithalten? Welche grandiosen Landschaftsbilder… ?

Und das fängt bereits hinter Gamvik an, als wir wieder ins Fjell aufsteigen. Heute, im Sonnenschein, präsentiert es sich in seiner ganzen beeindruckenden Einzigartigkeit.

Sonnenschein präsentiert das Fjell

Karke Weite
Karke Weite
Am Sandfjorden
Am Sandfjorden
Schroffe, schwarze Klippen
Schroffe, schwarze Klippen
Ebbe am Fjord
Ebbe am Fjord
Raues Land
Raues Land

Auch die bunten Häuser von Mehamn leuchten heute förmlich im Sonnenschein. Wir bunkern am Hafen Frischwasser und schauen ein bisschen dem geschäftigen Treiben im Fischereihafen zu, bevor wir am Flugplatz vorbei den Rückweg über’s Fjell antreten.

Mehamn

Anfahrt auf Mehamn
Anfahrt auf Mehamn
Hafenblick
Hafenblick
Der Fischereihafen
Der Fischereihafen
Mehamns Versorgungsflugplatz
Mehamns Versorgungsflugplatz
Adé Mehamn
Adé Mehamn

Wieder nimmt uns dieses raue, von Eis und Wasser geformte Land gefangen. Beeindruckt mit der Vielfalt seiner archaischen Erscheinungsformen, mit seinem spröden Charme.

Impressionen von der Nordkinnhalvöya

Wasserfall direkt aus dem Berg
Wasserfall direkt aus dem Berg
Indian Summer im Fjell
Indian Summer im Fjell
Wasserläufe durchziehen die Senken
Wasserläufe durchziehen die Senken
Steinwüste
Steinwüste
Geformt von Wasser und Eis
Geformt von Wasser und Eis

Ist Euch etwas aufgefallen?
Auf keinem der Bilder ist auch nur ein einziges Rentier zu sehen – und auch wir haben stundenlang nicht ein einziges entdecken können. Wo doch auf dem Weg nach Norden so viele über das Land zogen…
Und als wir endlich eine Hand voll Tiere sehen, stürzen sie in panischer Flucht davon… ?!

Fliehende Rentiere

Warum so plötzlich?
Warum so plötzlich?
Flotte Schwimmer!
Flotte Schwimmer!
Und dann müssen wir,
Und dann müssen wir,
obwohl sie uns leid tun,
obwohl sie uns leid tun,
doch über den Anblick lachen.
doch über den Anblick lachen.

Kilometer weiter sehen wir hunderte dieser stolzen Tiere in den Gattern.
Nun wissen wir, warum sie so unerwartet vor uns geflohen sind…

Aus der Mondlandschaft des nördlichen Slettfjellet empfangen uns weiter im Süden wieder die im Sonnenschein leuchtenden Indian-Summer-Farben – so unterschiedlich diese Landschaften, so beeindruckend sind sie in ihren Eigenheiten!

Impressionen aus dem Fjell

Mondlandschaft
Mondlandschaft
Zurück an der Baumgrenze
Zurück an der Baumgrenze
Am Laksefjorden
Am Laksefjorden
Bunter Herbst
Bunter Herbst
Blick über den Tanafjorden
Blick über den Tanafjorden

… und ich hatte Euch gewarnt, dass dieser Reisebericht ein Bildband werden könnte…

Auf dem Weg nach Tana bru

Erdgeschichtliche Steinskulptur
Erdgeschichtliche Steinskulptur
Traumstraßen zwischen Fjord und Fjell
Traumstraßen zwischen Fjord und Fjell
Kampf um's Überleben
Kampf um's Überleben
Steinschlaggefahr...
Steinschlaggefahr...
Eigenwillige Straßenverläufe
Eigenwillige Straßenverläufe

Genial! – Was soll ich dazu weiter sagen!? 😉

Die Box, die begeistert

Camper clean
Camper clean
Auf`s Knöpfchen drücken...
Auf`s Knöpfchen drücken...
... Kassette rein...
... Kassette rein...
... Jalousie runter und es rappelt gewaltig...
... Jalousie runter und es rappelt gewaltig...
... aprilfrisch duftende Box zurück!
... aprilfrisch duftende Box zurück!

Von Tana bru aus folgen wir dem Unterlauf des Deatnu Tana Richtung Tanafjorden. Jetzt in diesem trocken-sonnigen Spätsommer führt der Fluss extrem wenig Wasser und zeigt ein Labyrinth von Wasserläufen und Sandbänken. An seinem östlichen Ufer steigen steile Bergflanken auf, die dazwischenliegende Straße ist zu beiden Seiten abgesichert.
Gegenüber, am anderen Ufer des Tanafjorden liegt in den nach Osten weisenden Senken des Duolbagáisá mit seinen immerhin 637 Metern Höhe noch Firnschnee. Hier unten auf Meeresniveau haben wir 6,5 Grad – aber einen eisigen Wind!

Høyholmen ist einzig mit dem Boot zu erreichen und so liegt eine ganze handvoll davon hier am anderen Ufer der Meerenge im vielfarbigen Sand. Unten am Wasser zeigt sich der Sand fast schwarz, gefolgt von einem rötlichen Band, das weiter Richtung Dünen in ein fahles Sandbeige übergeht. Alle Farben finden sich auch im umliegenden Fels – vermutlich sind die Gesteine verschieden schwer… Davon müsste man jetzt Ahnung haben! – Grrrr….

Am Deatnu Tana

Farbspiel im Fels
Farbspiel im Fels
Am Deatnu Tana
Am Deatnu Tana
Am Tanafjorden
Am Tanafjorden
Blick auf Høyholmen
Blick auf Høyholmen
Abendstimmung am Fjord
Abendstimmung am Fjord

Früh am Morgen herrscht reges Treiben in der Meerenge. Kegelrobben sind eilig auf dem Weg in den Leirpollen unterwegs – vielleicht knurrt der Magen?
Und dann kommt er tatsächlich bei ablaufend Wasser noch einmal zurück – der junge Finnwal!! 😉
Ruhig zieht er seine Bahn durch die Meerenge, taucht mit seinem mächtigen Kopf auf und bläst, bevor er ihn in einer ruhig fließenden Bewegung wieder eintaucht, dann wölbt sich sein schwarzblauer Rücken aus den Wellen, die kleine, hakenförmige Finne taucht auf und wieder ab, bis sich schließlich die Wellen über ihm schließen. – 50 Meter weiter taucht der mächtige Kopf wieder aus den Fluten auf…

Wanderer in der Meerenge

Die Kegelrobben...
Die Kegelrobben...
... haben's eilig.
... haben's eilig.
Ein junger Finnwal...
Ein junger Finnwal...
... zieht gelassen...
... zieht gelassen...
... durch die Meerenge.
... durch die Meerenge.

Während ich mit der Kamera am Strand entlangegehe, setzt ein Mann aus Høyholmen mit seinem Boot über und zieht es auf den Strand. Kritisch checkt er mich, deshalb spreche ich ihn mit einem Lächeln an. Vorsichtig versuche ich, den Grund seiner Skepsis herauszufinden. Erzähle ihm, dass wir aus Deutschland kommen, sein wunderschönes Land für ein paar wenige Wochen genießen und erzähle ihm begeistert, dass ich mir schon mein Leben lang gewünscht habe, einen Wal aus der Nähe beobachten zu können.
Wir kommen gut ins Gespräch und bummeln zurück zu Jörg, der auf MB geblieben ist.
Der Mann hat sein Auto in einem der beiden Schuppen, die am Weg gegenüber stehen und er erzählt uns, dass sie hier so viele Probleme mit Touristen haben. „Sie kacken überall in die Dünen und verbuddeln es noch nichtmal wie jedes Tier und dann spielen unsere Kinder dort.“, klagt er. Die Høyholmer haben neben den Garagenschuppen extra ein Klohäuschen gebaut, aber die Touristen nutzen es nicht, meint er frustriert. – Das können wir sehr gut verstehen! Und das sagen wir ihm auch und versichern ihm, dass, wenn wir diesen schönen Ort verlassen, nur unsere Reifenspuren zu finden sein werden. Dann verabschieden wir uns.
Wir machen MB abfahrbereit, da klopft er an unsere Tür. Mit dem großen Plastikballon, den er vorhin aus seinem Boot gehievt hatte, steht er draußen und erzählt uns, dass ein alter Same aus Høyholmen ihm jedes Jahr diesen Krähenbeerensaft ansetzen würde. Der sei sehr gut für die Gesundheit im Winter und wir sollten ihn doch probieren. Neugierig bitte ich um ein kleines Glas des Saftes. Er ist unfiltriert und die gemörserten, holzigen Beerenstückchen schwimmen darin. Er schmeckt… sehr natürlich…
Aber diese freundliche Geste nach seiner anfänglichen Skepsis berührt uns sehr!

Von seiner Mündung am Tanafjorden folgen wir dem Deatnu Tana nach Süden ins Landesinnere, müssen uns nun doch leider von dieser wilden, so eindrucksvollen Eismeerküste verabschieden…
Seinem Ruf nach ist der Tana der lachsreichste Fluß Skandinaviens und wir können uns an seinen ursprünglichen Ufern jagende Braunbären sehr gut vorstellen. Aber die Zeit scheint noch nicht gekommen.
Dafür kommen wir in diesen sonnig leuchtenden Indian-Summer zurück. – Wunderschöne Landschaftsbilder.
Beim kleinen Örtchen Polmak wird der Fluß zur Grenze zwischen Norwegen und Finnland und wird nun Teno genannt.
Je weiter wir ihm nach Süden folgen, desto mehr Nadelbäume setzen kontrastreiche Akzente im gelbbunten Laubwald. Seine Ufer steigen höher und zeigen in den Flußbiegungen Spuren seiner ungezähmten Kraft.

Südwärts am Tana

Idylle am Fluß
Idylle am Fluß
Der große Deatnu Tana
Der große Deatnu Tana
Am Fluß
Am Fluß
Spuren seiner Kraft
Spuren seiner Kraft
Romantischer Rastplatz
Romantischer Rastplatz

Und allmählich klingt hier in den Wäldern und Mooren der Indian Summer aus, sein leuchtendes Gelb hat sich zu orange und rötlich-braunen Tönen gewandelt. Die Birken verlieren schon ihr Laub. Wir sind ins Landesinnere unterwegs, in die ausgedehnten Bergwälder.

Am Teno in die Wälder zurück

Rentiere im bunten Wald
Rentiere im bunten Wald
Traumhafter Stellplatz
Traumhafter Stellplatz
Idyllische Wege
Idyllische Wege
Abseits unterwegs
Abseits unterwegs
Im Herbstmoor
Im Herbstmoor

Stundenlang folgen wir einer staubigen Waschbrett-Schlaglochpiste und stundenlang begegnet uns niemand. Dann sehen wir weit voraus auf einer langen Geraden ein Auto stehen. Es ist ein liegengebliebener BMW-Kombi, sein Notrad hat einen Plattfuß. Das Originale liegt hinten drin.
Natürlich halten wir an und fragen, ob wir helfen können. Der junge Finne, der mit seinem Bruder auf Fototour ist, erzählt uns, dass ihm der Stoßdämpfer gebrochen ist und das rechte Hinterrad beschädigt hat, mit dem Notrad kamen sie dann gerade mal zwei Kilometer weiter bis zum nächsten Plattfuß…
Aber der Abschlepptruck wird in ein oder anderthalb Stunden bei ihnen sein, meint er zuversichtlich. Decken und etwas zum Trinken haben sie, also fahren wir weiter. Wir hatten unseren Luftdruck vorsorglich etwas reduziert und sind recht komfortabel unterwegs, obwohl wir oft nur noch langsam durch die unzähligen Schlagöcher rollen können, weil kein Ausweichen mehr möglich ist.

Eine gute Stunde später kommt uns dann der Assistenzkarren, wie die finnischen Abschlepptrucks heißen, entgegen – okay, die Jungs sind sicher.

Nach ein paar Fehlversuchen finden wir einen guten Platz für die Nacht am Ufer des Loukinen. Kaum merklich schiebt er sich an uns vorbei, wären die gelben Birkenblätter auf seiner Oberfläche nicht, könnten wir keinerlei Fließbewegung ausmachen.
Das Camp am Fluss ist wohl ein Anglercamp, mit einer kleinen Slipanlage, überdachter Grillhütte, einer Hütte mit dem speziellen Herzchen in der Tür und einer anderen – voller vorbereiteter, handfester Holzscheite für’s Feuer… frei zugänglich… kostenlos… Finnland eben! 😉

Camp am Loukinen

Offizielle Straße
Offizielle Straße
130 km Fahrwerkmörderpiste ;-)
130 km Fahrwerkmörderpiste 😉
Manchmal ein bisschen groß...
Manchmal ein bisschen groß...
Anglercamp
Anglercamp
Ruhig ziehender Loukinen
Ruhig ziehender Loukinen

Beim Frühstück beschließen wir, zum Stora Sjöfallet im gleichnamigen Nationalpark zu fahren. Wir müssen hinüber nach Schweden und ins Fjell hinauf kraxeln, der Nationalpark liegt an der norwegischen Grenze. Zwei Tage, dann müssten wir da sein…
Hinter Kittilä ist die Straße 80 für einige Kilometer zur Notlandebahn ausgebaut. Wir haben seit dem Eismeer zum ersten Mal wieder Sonne – zwischen dicken Wolken, aber schön sieht’s aus!
Immer wieder stehen Rentiere direkt an der Straße, heben kurz mal den Kopf, Lage peilen – und dann in aller Ruhe weiter äsen. Hier sind sie noch ohne Scheu.
Wieder kreuzen die blau markierten Motorschlittentrassen aus dem Wald vielfach die Piste.
Mit Überqueren des Torneälven sind wir zurück in Schweden und folgen dem Fluss etliche Kilometer an seinem Lauf. Je höher wir ins Gebirge aufsteigen, desto intensiver kommt der Indian Summer zurück und verwöhnt uns noch einmal mit seiner unglaublichen Farbenpracht, hier stehen die Bäume noch in vollem Laub.
Unterwegs entdecken wir ein großes Areal mit Gattern, Lauframpen und Scheinwerfertürmen, eine Verladeanlage für Rentiere, zwischen Straße und Eisenbahn.

Im Fjell nach Schweden

Zutrauliche Rentiere
Zutrauliche Rentiere
Behelfslandebahn
Behelfslandebahn
Der Torneälven
Der Torneälven
Rentier-Verladestation
Rentier-Verladestation
Indian Summer auf dem Fjell
Indian Summer auf dem Fjell

Noch weiter oben reißen die Wolken auf und die Sonne lässt die Landschaft wieder erstrahlen.
Und dann sind wir doch noch am gleichen Tag abends am Ufer des Stora Lulevatten auf der einzigen Straße in den Nationalpark unterwegs. Diesmal hatten wir keine Schotterpisten im Fjell und kamen schneller voran, als erwartet.
Stunde um Stunde führt uns die Straße am Ufer des langgestreckten Lulevatten in den Park, gibt immer wieder herrliche Ausblicke auf beeindruckende Bergmassive frei, gekrönt von in der Sonne gleißenden Gletschern, zu Füßen die farbenprächtigen Laubwälder des Indian Summers – eine wirklich außergewöhnliche Strecke! Dies wunderschöne Land ist völlig zu Recht unter Schutz gestellt!

Wir übernachten im Stora Sjöfallet-Camp beim Wasserfall – die Kameraakkus lechzen nach Strom. Rezeption und Restaurant sind nordisch rustikal und urgemütlich, die junge Crew ausgesprochen freundlich und es gibt sogar eine kleine Tankstelle! Der Platz bietet im Abendsonnenschein malerische Ausblick auf die umliegenden Berge. Von Ferne hört man das leise Rauschen des Wasserfalls.

Am Stora Lulevatten

Erste Gletscher in Sicht
Erste Gletscher in Sicht
Der Stora Lulevatten
Der Stora Lulevatten
Jörg's Sehnsuchtsbild
Jörg's Sehnsuchtsbild
Aussicht vom Camp
Aussicht vom Camp
Traumhaft schön...
Traumhaft schön...

Der Park hat in seiner Weitläufigkeit nur rutimentäre Infrastruktur, bedingt durch schwierige Landschaftsverhältnisse mit ausgedehnten, schroffen Geröllfeldern zwischen den Gletschern und breiten, sumpfigen Tälern, die mehrarmige Flussläufe durchziehen.
Zum Stora Sjöfallet führt ein Pfad, 2,6 Kilometer eine Strecke – schaffen meine angeschlagenen Füße das? – Wir fragen nach den Kanus, die wir am Camp haben liegen sehen, aber der junge Mann winkt ab. Viel zu spät, zu kalt für eine Kanutour, die Boote sind auf dem Weg ins Winterlager. – Aber ich möchte unbedingt diesen großen Wasserfall sehen! Deshalb sind wir hier.
Und dann erzählt er uns, dass es einen Heli-Service für Angler und Wanderer gibt, weil der Park eben kaum zugänglich ist. Für erschwingliches Geld kann man sich an einem beliebigen Ort im Park absetzen lassen und wird nach ausgemachter Zeit wieder abgeholt. – Das klingt doch spannend!
Wir sprechen mit dem Hubschrauberpilot, ein kleiner Rundflug ist durchaus möglich. Er sagt uns aber auch, dass es ruppig werden wird wegen dem böigen Wind, der schon die dicke Wolken über die Gipfel treibt. Wir beratschlagen kurz, aber nachdem er keine Gefahr für den Flug an sich sieht…

HEBEN WIR AB!! 🙂 – Das ist eine absolut würdige Art, unseren 10. Hochzeitstag zu feiern!
Der Wasserfall ist eine echte Enttäuschung. Vattenfall hat ihm mit zwei Staudämmen im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgegraben…
Als Trost bietet unser netter Pilot einen Flug zum höchsten Berg des Parks und wir erleben traumhafte Einblicke in dies herrliche Fleckchen Erde! Fliegen wir gegen die Sonne, gleißen die Wasserarme und Seen grellweiß in der herbstlichen Landschaft. Haben wir die Sonne im Rücken, zeigen sie ein milchiges Kalkblaugrün, wie die junge Isar und die Wasserflächen liegen tiefblau im bunten Moor…

Viel zu schnell landen wir wieder auf dem Holzdeck auf der Wiese am Lulevatten. – War das schön!!
Später folgen wir der Straße tiefer in den Park. Vom Akkajaure, wie der See nach dem Stora und dem Lilla Sjöfallet heißt, führt sie auf über 1000 Meter hinauf zum Kätjaive – und dort stehen wir vor dem Betriebstor von Vattenfall…
Trotzdem lohnt sich der Weg dorthin, uns bieten sich wieder wunderschöne Aussichten auf die tieferen Regionen des Parks.

Die schmale Straße wird regelmäßig vom Schmelzwasser in den See gewaschen – und genauso regelmäßig in jedem Jahr wieder repariert…

Impressionen aus dem Stora Sjöfallet Nationalpark

Malerische Aussichten...
Malerische Aussichten...
... und Einblicke
... und Einblicke
Wetter zieht auf
Wetter zieht auf
Fiskflyg-Helikopter
Fiskflyg-Helikopter
... oben links! ;-D
... oben links! ;-D
Gletscher am Akka
Gletscher am Akka
Farbenpracht
Farbenpracht
Im Gegenlicht erstrahlt
Im Gegenlicht erstrahlt
Sonne über dem Akkajaure
Sonne über dem Akkajaure
Vom Licht verzaubert...
Vom Licht verzaubert...
Wildromantisch
Wildromantisch
Schmelzwasser gegen Straße
Schmelzwasser gegen Straße
...
...
Traumstraße
Traumstraße
Abschied vom Park
Abschied vom Park

Dann beginnt der stundenlange Weg zurück entlang der Ufer der beiden durch die Wasserfälle verbundenen Seen. Als wir an der Flugplatzwiese vorbeikommen, sind die Rotorblätter der beiden Hubschrauber schon sturmsicher am Boden verzurrt…
Wir wollen nach Jokkmokk, aber das ist heute nicht mehr zu schaffen. Abseits des Lulevatten finden wir einen schönen Stellplatz an einem kleinen See. Das aufziehende Wetter hat uns allmählich eingeholt. Der Himmel umzieht sich mehr und mehr und die Böen zaußen in den Flechtenbärten der Kiefern.
Morgens liegt auf den Bergen, über die wir gestern noch im Sonnenschein geflogen sind, der erste Neuschnee, es weht immernoch ordentlich bei 2,5 Grad hier unten am Wasser. Hin und wieder finden die Sonne ein Wolkenloch und lässt die weiß überhauchten Gipfel leuchten.
Weiter südöstlich fallen uns wieder diese cleveren, blauen Postkästen auf, die sturmsicher festgemacht die winterlichen Schneemassen einfach abschüttel können. Auf Hüfthöhe angebracht, braucht der Postbote auch hier nirgends auszusteigen, den die blauen Postautos sind allesamt Rechtslenker. 🙂

Zurück entlang des Stora Lulevatten

Abends am See
Abends am See
Böen in den Bärten der Kiefern
Böen in den Bärten der Kiefern
Neuschnee im Park
Neuschnee im Park
Nordischer Postkasten
Nordischer Postkasten
Schlank gegen die Schneelasten
Schlank gegen die Schneelasten

Bei Porjus haben wir das Ende des Stora Lulevatten erreicht, unser Sträßchen biegt auf die E45 ein. Hier, wo sie dem tief in den Fels geschnittenen Luleälven folgt, wird sie Strömgatan genannt.
Den steil abfallenden Uferwald durchziehen malerisch kahle, graue Felsen, in deren Senken Beerensträucher wie kräftig rote Farbbänder liegen. – Wieder so ein Wald, in dem es wohl niemand wundern würde, wenn er einem Troll begegnete…
Kilometer weiter öffnet sich das Tal und der Luleälven ist zum See aufgestaut.

Auf der Strömgatan nach Jokkmokk

Trollwald
Trollwald
Tief eingegrabener Luleälven
Tief eingegrabener Luleälven
Wetterwechsel über Sápmi
Wetterwechsel über Sápmi
Fahren durch den Märchenwald
Fahren durch den Märchenwald
Nordland pur
Nordland pur

Kurz vor Jokkmokk nehmen wir rechts ab das kleine Sträßchen Richtung Kvikkjokk, wir wollen uns die historische Holzkirche dort ansehen.
Landschaftlich sehr reizvoll führt die Strecke weit mehr als 100 Kilometer an verschiedenen, miteinander verbundenen Seen entlang. Typisch für diese Gegend im Fjell füllen die Seen die Senken des Skandinavischen Faltengebirges mit ihren dunklen Wassern. Jetzt bei diesem düsteren Schauerwetter wirken sie unergründlich…
Die Holzkirche mit ihren vom Alter dunklen Schindeln gefällt uns sehr und der spitze, massive Glockenturm erzählt eine Menge vom Land, auf dem er steht.

Kvikkjokk und Saggat

Reizvolle Wege zu den Seen
Reizvolle Wege zu den Seen
Die historische Kirche von Kvikkjokk
Die historische Kirche von Kvikkjokk
Wetterpatina
Wetterpatina
Sturm- und schneesicherer Glockenturm
Sturm- und schneesicherer Glockenturm
Idyllisch Wohnen im See
Idyllisch Wohnen im See

Nach einer ruhigen, aber regnerischen Nacht am Saggat wollen wir heute Jokkmokk erreichen. Das zweckmäßige Städtchen hat sich mit seinen bunten Häusern etwas Charme bewahrt.
In der Vilt Butik, in der die Einheimischen kaufen, decken wir uns mit Elch- und Rentierfleisch ein, dazu ein paar Dosen Noorlands Guld und ab in den Sareks Nationalpark. Er gehört, wie der Stora Sjöfallet, zu den großen Nationalparks des Nordens, die mit mehr als 9000 Quadratkilometern Gesamtfläche das Gebiet „Lapponia“ ausmachen. Diese riesige, unberührte Wildnis gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe… und sie ist unglaublich schön! 🙂

Es schüttet. Die Berge sind wolkenverhangen, das Wetterradar sagt Dauerregen bis Freitag. Also planen wir heute einen Fahrtag ein, gen Süden, zurück über den Polarkreis, der hier zum Glück nicht so rummelig touristisch aufgemacht ist. Hier ist gut beschrieben, wie er sich durch den Einfluss von Sonne, Mond und Planeten nord- und südwärts verschiebt. Erstaunlich weit verschiebt, aber nächstes Jahr ist er bestimmt noch hier zu finden… 😉

Über den Polarkreis nach Süden

Im Rentierzüchterland
Im Rentierzüchterland
MB direkt auf den Polarkreis
MB direkt auf den Polarkreis
Interessant
Interessant
Der Polarkreis
Der Polarkreis
Verkehrszeichen mit Fernwehpotential...
Verkehrszeichen mit Fernwehpotential...

Also auf Wiedersehen wunderschönes Lappland, Lappi, Laponia – ganz bestimmt!
Tschüss ihr stolzen Rentiere, unsere liebgewordenen täglichen Gefährden…

Jetzt im kalten Dauerregen verändern sich die Herbstfarben täglich und der böige Wind wirbelt den Indian Summer von den Bäumen.
Je weiter uns die E45 südwärts führt, desto mehr wechselt das Landschaftsbild von den malerisch bunten Laubwäldern hin zu tief dunkelgrünem Nadelwald. Aber entlang der Straßenschneisen bleiben Birken und Beerensträucher noch unsere farbenfrohen Begleiter.

Wir kommen allmählich wieder in dichter besiedeltes Gebiet, so dass ein Lotsenfahrzeug die – immernoch sehr überschaubaren – Konvois wechselseitig durch die kilometerlangen Baustellen führt.
Von Avaviken aus bietet sich eine Rundtour um den Storavan und Uddjaure an. Momentan ist es trocken, also biegen wir ab und finden nach einigen Fehlversuchen abends auf einer Landzunge am See einen unserer schönsten Stellplätze! Auf drei Seiten umgeben von Wasser, ein lichter Wald, der zur Straße hin abschirmt und eine romantische Feuerstelle mit Blick über den See. – Hier wollen wir doch später unsere Elchsteaks über dem Lagerfeuer grillen!
… wollen wir nicht…

… weil es jetzt schüttet, dass kein Lagerfeuer eine Chance hätte…
Also gibt es in unserer beheizten Rettungskapsel Spirelli mit Bärlauchpesto und Pamesan. Lecker. Macht satt und keiner holt sich eine Erkältung…

Seenrundtour

Bunte Straßenschneisen
Bunte Straßenschneisen
Über den Pitälven
Über den Pitälven
Baustellen-Lotsenfahrzeug
Baustellen-Lotsenfahrzeug
Wunderschöner Stellplatz...
Wunderschöner Stellplatz...
... mit Seeblick
... mit Seeblick

Das Tiefdruckgebiet hat uns fest im Griff. Die Wolken hängen tief über dem See, weiter weg steht der Wald als grau verwaschene Sihouette, die Landschaft löst sich in den Wolken auf…
Jetzt zeigt sich der Herbst von seiner nasskalten, düsteren Seite.
Das Tiefdruckgebiet kommt als massives Band aus Südwesten gezogen, die nächsten beiden Tage soll es regnen. Unser Wetterradar zeigt großflächig über ganz Skandinavien, vom Skagerrak bis zum Eismeer, dunkelblauen Regenwolken…
Okay, dann fahren wir eben drunter durch und kürzen die Regenzeit für uns ab. So macht unsere Fjell-Seen-Tour keinen Sinn mehr. Bei erster Gelegenheit wenden wir uns in Mellanström gen Süden, dem Westufer des Dväljan, später des Storavan folgend, bis wir bei Slagnäs wieder auf den Inlandsvägen stoßen und mit dieser Haupttrasse zügig nach Östersund vorankommen.
Der Inlandsvägen, wie der Riksväg 45, die E45 genannt wird, weil er ausschließlich im Landesinneren verläuft, beginnt in Göteburg und führt knapp 1700 Kilometer bis hinauf in den Norden nach Kaaresovanto an die norwegische Grenze.

Mittagszeit. Unsere Bäuche melden sich. Und dann stolpern wir völlig unbedarft, weil es so einladend rustikal gemacht ist, direkt am Inlandsvägen in Vilhelmina in eine kleine, aber hochprämierte Vilt & Laxbutik mit Imbiss…
Leute!…

Hinfahren!!…
Mit leerem Magen und großer Kühlbox oder leerem Kühlschrank!!
Diese Viltburger mit mildem Rotkrautsalat… Jammerschade, dass ich nur einen einzigen schaffen kann!
Die Bergmans, räumen bei internationalen Räucherwettbewerben immer wieder höchste Auszeichnungen ab. Der, bei dem wir kaufen, ist ein aufgeschlossener, lustiger junger Mann, der erst auf Nachfrage, dann aber mit Stolz von ihren Erfolgen erzählt.

Leckeres bei Bergmans

Herbst...
Herbst...
Bergmans Imbiss
Bergmans Imbiss
Die Bergmans
Die Bergmans
... hmmm...
... hmmm...
Anglerauto mit Fischwanne
Anglerauto mit Fischwanne

Es regnet und schüttet durch, bis es dunkel wird.
Hier ist die Siedlungsdichte schon so hoch, dass jeder Platz an den Seen, die wir anfahren, mit Häuschen und Schranke oder „Privat“-Schild abgesperrt ist. Also verkrümeln wir uns letzendlich müde nach Hammerdal auf den – noch nicht geschlossenen – Route45-Campingplatz.
Es regnet…

Es ist trocken! Am nächsten Morgen. Wir haben einen Regenwolken – nette Wolken – blauen Himmel – Mix und machen uns auf zum Tännforsen, der sich spektakulär in den Nordjön stürzen soll. – Mal sehen, wieviel Wasser man diesem noch gelassen hat…
… soviel, dass er ungezähmt und ohrenbetäubend in die Tiefe donnert und ich meinen Schatz ausnahmsweise mal anschreien muss, nur damit er mich hört. Selbst aus nächster Nähe. 😉
Der Tännforsen gehört zu den größten Wasserfällen Schwedens und seine Schützer haben erreicht, dass sich niemand an seinen Wassermassen vergriffen hat. Er liegt in einem kleinen Naturschutzgebiet, auch, weil sein permanenter Nebel eine einzigartige Flora in seinem Umfeld gedeihen lässt.
Der Wasserfall ist mit einem gut anderthalb Kilometer langen Rundweg erschlossen, der so angelegt ist, dass er auch für Kinderwagen wie Rollis taugt. Auf verschiedenen Ebenen führt dieser Weg vom Auslauf des Tännforsen mit tollen Aussichten auf die gewaltigen Wassermassen bis hinauf, dort, wo er sich über die Felskante stürzt. Seine Kraft spüren wir auch in unseren Füßen, unter denen der Boden bebt.
Ein sehr beeindruckendes Naturschauspiel! – Wie schön, dass es ihn in seiner Urgewalt noch gibt!!

Der große Tännforsen

Gesamtbild am ersten Wegepunkt
Gesamtbild am ersten Wegepunkt
Zweiter Wegepunkt
Zweiter Wegepunkt
Dritter Wegepunkt aus nächster Näher
Dritter Wegepunkt aus nächster Näher
Vierter Wegepunkt
Vierter Wegepunkt
Letzter Wegepunkt von oben
Letzter Wegepunkt von oben

Auf unserem Weg nach Süden entdecken wir in Älvros eine schmucke Kirche, der Kyrkegard ist für uns so seltsam karg, wie im Norden oft gesehen. Meist bestehen die Gräber nur aus dem Grabstein in der Wiese und die meisten Steine sind mit einer zusätzlichen Stütze gegen die heftigen Winterstürme im lockeren Moorgrund verankert.
Der Boden des lichten Fichtenhochwaldes ist bedeckt mit Preiselbeeren und Rentierflechte… und keiner frisst sie hier mehr ab…

Heute haben wir den Indian Summer überholt. Im Süden ist das Laub immernoch zumeist grün, das Gelb der Birken und das Rot vereinzelter Ahornbäume in den Höhenlagen ist noch sehr verhalten.
Abends finden wir noch einmal einen schönen, ruhigen Platz am Rätansjön und später bricht die Sonne mit einem feurigen Untergang durch die düsteren Wolken. – Haben wir das Tief jetzt endlich hinter uns?

Südwärts auf dem Inlandsvägen

Beeindruckender Glockenturm
Beeindruckender Glockenturm
Idyllisches Nachtlager
Idyllisches Nachtlager
Wetterwechsel?
Wetterwechsel?
Karger Friedhof
Karger Friedhof
Rentierflechte soweit das Auge reicht...
Rentierflechte soweit das Auge reicht...

Sonne! Tatsächlich. Und seit Wochen zum ersten Mal wieder Temperaturen im zweistelligen Plusbereich.
So lässt sich Dalarna genießen!

Unterwegs zum Siljansee

Sonnendurchfluteter Wald
Sonnendurchfluteter Wald
Natur pur
Natur pur
Auf kleinen Wegen
Auf kleinen Wegen
Seenland
Seenland
Sonnige Aussichten
Sonnige Aussichten


Wir nehmen uns Zeit für das Herz dieser sanfthügeligen Landschaft, den Siljansee. Eingebettet in ausgedehnte Wälder ist er Teil eines Meteoritenkraters. Jörg ersteht ein neues Dalapferdchen – war seines aus Kindertagen doch bei einem seiner Umzüge verschollen…
Auf Sollerön, der größten Insel im See, finden wir einen gemütlichen Campingplatz und bleiben für die Nacht. Mückenfrei zu dieser Jahreszeit! Kaum, dass der Motor aus ist, kommt ein knuffiges Begrüßungskomitee vom Ufer heraufgewatschelt und fragt laut schnatternd an, wann es den Abendessen gäbe…

Die Campingsplatzcrew sind alles Männer 70+, die mit ihren Caddies über den Platz düsen, sich gegenseitig auf den Arm nehmen und dabei schlapplachen… cool! … natürlich wurden wir zu unserem Stellplatz mit einem Caddy geleitet… das ist doch mal ein Rentnerdasein! 😉

Am Siljansee

Draußen kochen können...
Draußen kochen können...
Schnatterndes Begrüßungskomitee
Schnatterndes Begrüßungskomitee
Jörg's Dalapferdchen
Jörg's Dalapferdchen
Seeungeheuer?
Seeungeheuer?
Malerischer Morgennebel
Malerischer Morgennebel

Der Sonnenaufgang unterstreicht den Morgennebel über dem See mit seinem zarten Rosa. Ich beobachte diese lautlos ziehenden Schleier ein zeitlang, wie sie die Halbinsel gegenüber vor dem dunklen Wald im Hintergrund freistellen und dann wieder komplett verschlucken…
Noch herrscht Stille auf dem Platz – ein herrlicher Morgen!

Vom Siljan zum Vänern ist es nicht weit und so bleibt uns genügend Zeit, Schwedens größten See zu erkunden. An seinen steinigen Ufern finden wir zwei alte Bootsschuppen, die wortwörtlich um die großen Findlinge herumgebaut wurden. Im seichten Wasser tummeln sich über den aufgewärmten Steinen Schwärme von Jungfischen. Ein hölzerner Badesteg führt einladend hinaus ins tiefere Wasser – bei 2 Grad plus heute morgen belassen wir es aber bei einem Erkundungsgang auf dem Trockenen…

Am Vänern

Der Vänern
Der Vänern
Kindstube im flachen Uferwasser
Kindstube im flachen Uferwasser
Historische Bootsschuppen...
Historische Bootsschuppen...
... um die Findlinge gebaut.
... um die Findlinge gebaut.
Gut geschütztes Haus ;-)
Gut geschütztes Haus 😉

Abends finden wir einen kleinen Campingplatz direkt am Ufer des Klarälven, familiengeführt und urgemütlich mit Grillhütte und freiem Holzvorrat…
Am Morgen verzaubert der Herbstnebel auch heute das Landschaftsbild, der Klarälven fließt gemächlich zu unseren Füßen und spiegelt die Bäume des Ufers auf seiner glatten Oberfläche wie eine optische Täuschung.

Auf Selma Lagerlöfs Gut Marbacka ist das Museum leider schon geschlossen, dafür haben wir den großzügig angelegten Gartenpark für uns. – Und wenn wir die Dimensionen des dazugehörenden Parkplatzes betrachten, sind wir darüber gar nicht so traurig. Außerhalb der Saison muss man halt immer damit rechnen, vor verschlossenen Türen zu stehen…
Auch Nils Holgerson und seine Gänse kann ich weder im blassblauen Himmel entdecken, noch höre ich sie auf den angrenzenden Weiden schnattern… schade.

Selma Lagelöfs Marbacka

Morgenstimmung am Fluss
Morgenstimmung am Fluss
Postkästen auf Sitzhöhe des Postboten
Postkästen auf Sitzhöhe des Postboten
Selma Lagerlöfs Marbacka
Selma Lagerlöfs Marbacka
Das Gutshaus, ihr Wohnsitz
Das Gutshaus, ihr Wohnsitz
Haus im Park
Haus im Park

Der Vänern ist riesig, steht man an seinem Ufer, wähnt man sich am Meer – Wasser bis zum fernen Horizont…
Auf der Halbinsel Värmlandsnäs, die tatsächlich wie eine Trollnase von Nordwesten in den Vänern ragt, wollen wir zum Leuchtfeuer Staviks fyr. – Und mit dieser Wahl haben wir ein sehr gutes Händchen!
Staviks fyr ist seit langem abgeschaltet, aber die Familie, zu deren Grund er gehört, kämpft um seine Wieder-in-Dienst-Stellung. Sie haben den Turm restauriert, das Leuchtturmwärterhäuschen mit viel Liebe zum Detail wieder aufgebaut und einen einladenden Badeplatz geschaffen.
Am Ende des Waldweges, der auf die kleine Landzunge zum Feuer führt, läd eine Infotafel an einem Baum vertrauensvoll zur Besichtigung ein: Wenn jemand zu Hause ist, solle man doch eben Hallo sagen und wenn niemand da ist, trotzdem gerne bleiben, sich aber bitte so benehmen, als wäre es das eigene Zuhause. – Und tatsächlich liegt nirgendwo Abfall rum, es gibt keinerlei Schmierereien oder Zerstörungen – geht doch! – Wie schön!!
Dieses Vertrauen, das ästhetische Feingefühl für diesen historischen Ort und dieses jahrelange Engagement der Familie beeindrucken uns sehr – das wollen wir sie wissen lassen und stellen eine Flasche Wein mit einem kleinen Gruß unter’s Dach an die Haustür.

Staviks fyr

Groß ist der Vänern
Groß ist der Vänern
Staviks fyr
Staviks fyr
Liebevoll restauriert...
Liebevoll restauriert...
... und ausgebaut.
... und ausgebaut.
Erdkeller
Erdkeller

Wir folgen dem Westufer des Vänern gen Süden, wollen uns die Ruine der Dalaborg ansehen, die im Mittelalter große politische und wirtschaftliche Bedeutung für die Region hatte.
Nur die Grundmauern und ein paar steingefasste Zuwege haben die Zeit überlebt, doch die Aussicht vom Burgberg über den weiten See ist beeindruckend.

Dalaborg

Weit gereist...
Weit gereist...
Diese urgemütlichen Häuschen
Diese urgemütlichen Häuschen
Historie der Dalaborg
Historie der Dalaborg
Wenige Überreste
Wenige Überreste
Weitblick vom Burgfels
Weitblick vom Burgfels

Abends gehen wir am Südufer des Vänern im Naturreservat Halle-Hunneberg auf Elchsafari. Die beiden Tafelberge, die sich teils mit Steilhängen von 100 Metern Höhe aus dem Umland erheben, sind berühmt für ihren Elchreichtum.
Ferngläser, Kamera und Handies liegen griffbereit im Armaturenbrett – so gerüstet gehen wir auf den befahrbaren Rundkurs im Hunnepark. Jörg lässt MB fast in Schrittgeschwindigkeit möglichst leise über das schmale Natursträßchen rollen… dann hören wir schwere Maschinen bei Baumfällarbeiten… das war einmal garnix mit Elch…

Nachdem Feierabendruhe im Park eingekehrt ist, starten wir mit letztem Tageslicht einen zweiten Versuch – ebenso vergeblich… 🙁
... und nachts feiern dann Jugendliche lautstark am anderen Ufer des kleines Sees, an dem wir stehen dürfen…

Naturreservat Halle-Hunneberg

Unberührter Wald
Unberührter Wald
Abendnebel über der Aue
Abendnebel über der Aue
Der Ryklevsfallet
Der Ryklevsfallet
Wildschweine gibt's auch!
Wildschweine gibt's auch!
... Hauptwaschgang
... Hauptwaschgang

Nachdem sich das Wetter immer weiter eingetrübt hat, wollen wir Strecke machen. Da kommt es uns grade recht, dass die E45 ab Trollhättan zur Autobahn ausgebaut ist, denn wir haben jetzt leider nur noch die eine Möglichkeit, auf dem Weg nach Hause unter diesem neuen Tiefdruckgebiet durchzufahren. – Und enden bei Göteborg im Hauptwaschgang. Selbst auf höchster Geschwindigkeitsstufe schaffen die Scheibenwischer das Wasser nicht mehr von der Frontscheibe und wir tasten uns halb im Blindflug mit den anderen vorsichtig voran… Strecke machen geht definitiv anders…

Es schüttet bis Seeland. Auf der Øresundbrücke rempeln heftige Böen gegen MB, der rot-weiße Windanzeiger steht quer. Wir verkrümeln uns nach diesem anstrengenden Fahrtag in Korsör auf den Stellplatz direkt am Storebælt und drehen MB’s Schnute in den Wind, so dass wir nachts erst verschaukelt werden, als der dreht.

Der Morgen bringt wilde Wolkenbilder, Seevögel driften im Starkwind und die Welt sieht schon wieder anders aus. Wir kommen mit einem Fischer ins Gespräch, der seine Netze auf einer Wiese nahe des Hafens flickt und beschließen, uns noch ein bisschen auf Seeland umzusehen.

Impressionen von Seeland

Regen bis Seeland
Regen bis Seeland
Morgens Sonne am Storebælt
Morgens Sonne am Storebælt
Wilde Wolken im stürmischen Wind
Wilde Wolken im stürmischen Wind
Fischer in Korsör
Fischer in Korsör
Traumhäuser...
Traumhäuser...

Ganz im Nordwesten von Seeland streckt sich die Halbinsel Røsnæs in die Ostsee. Das historische Leuchtfeuer dort wollen wir uns ansehen. Vom Parkplatz aus führt, abseits des Hauptweges, ein schmaler Fußpfad entlang der Steilküste durch einen wildromantischen Küstenwald und gibt immer wieder Ausblicke auf das graugrüne, aufgewühlte Herbstmeer und den steinigen Strand frei. Die Abbruchkante der Sandklippen liegt schon echt nahe beim Leuchtfeuer. Bis dorthin komme ich einigermaßen trocken, doch auf dem Rückweg beginnt es wieder zu schütten – und Jörg empfängt mich mit einem vielsagend mitleidigen Achselzucken im warmen MB…
Doch dieser Pfad durch den Küstenwald war es wert!
Jetzt geht es aber endgültig heim…

Røsnæs fyr bis NOK

Trutzige Kirche auf Seeland
Trutzige Kirche auf Seeland
Die Steilküste beim Leuchtfeuer
Die Steilküste beim Leuchtfeuer
Røsnæs fyr
Røsnæs fyr
Herbstliches Meer
Herbstliches Meer
Nord-Ostsee-Kanal
Nord-Ostsee-Kanal



Reiseinformationen

Das Übersetzen über den Nord-Ostsee-Kanal ist eine kostenlose Serviceleistung.
Für die Storebæltbrücke werden 245,00 DKK, knapp 35,00 € berechnet, die per Kassenautomat auch in bar an der Brücke bezahlt werden können.
Für die Øresundbrücke waren 395,00 DKK = 54,38 € Maut direkt an der Brücke per Karte fällig.
Vejers Strand Camping kostete für eine Nacht ohne Strom mit 2 Erwachsenen (die jedenfalls meist so tun, als ob… 😉 ) 209,00 DKK, alternativ kann man problemlos 31,00 € zahlen.

Ende Oktober kamen die Mautabrechnungen der Swedish Transport Agency für September: Citymaut Stockholm 0,90 €, Infrastrukturmaut Motala-Brücke und Sundsvall-Brücke ebenfalls 0,90 €. 😉