Freitag, 16. September 2016 – Assietta – Kammstraße, Colle dell’Assietta 2472m

Flusscamp im Vallone di Preit & Assietta-Kammstrasse & Gran Bosco

Wieder so eine mit Traumstraßenpotential – wenn sie einen denn lässt…
Aber seht selbst:

Traumstraße Assietta - Kammstraße

Aufstieg zur Assietta
Aufstieg zur Assietta
Zwischen Himmel und Erde
Zwischen Himmel und Erde
In den Wolken...
In den Wolken...
... oder darüber.
... oder darüber.
Impossante Strecke
Impossante Strecke
Ende Gelände!
Ende Gelände!

Morgens hatte uns Petrus den Abschied vom letzten wilden Camp mit dickem Nieselregen und als lausig empfundenen acht Grad erleichtert. Der Himmel zeigte flächendeckend Regengrau, so dass wir die Dachzelte nur tropfnass zusammenklappen konnten und erst unterwegs Dank Noah’s Heizung endlich trocken und warm wurden.

Mit einer kleinen Runde durch die sommerlich warme Poebene, durch weite Obstplantagen und fruchtbares Ackerland, fahren wir in Richtung Nordosten zur Assietta-Kammstraße. Von dort aus wollen wir entlang der Gipfelgrate zurück ins Susatal.
Der Himmel zeigt nun erst kleine Schäfchenwolken, dann wieder sind sie zu langgezogenen, walzenförmigen Altocumulus zusammengeballt. Über dem Gürtel der Westalpen, der die Ebene malerisch mit seinen schneebedeckten Gipfeln im Halbrund umschließt, türmen sich stattliche Cumulus in den blauen Himmel auf.

Am Beginn der Assietta klärt dann wieder das kategorische Hinweisschild zur Strecke auf: Geöffnet vom 1. Juni bis 30. Oktober – rein theoretisch! Jörg’s LKW muss draußen bleiben. Die maximale Breite von 2m – lassen wir mal auf uns zu kommen. Natürlich besteht Überholverbot (grins!) und Steinschlaggefahr. Wilde Tiere kreuzen unkontrolliert die Piste – und für die Murmels dürfen wir nicht schneller als 30 Stundenkilometer sein und fragen uns, ob die dann wirklich schneller sind? – Also alles wie gehabt, auf geht’s! 😉

Aufstieg zur Assietta

Bald werden die Hänge steiler.
Bald werden die Hänge steiler.
Lawinenbollwerk
Lawinenbollwerk
... wohnen mit grandioser Aussicht!
... wohnen mit grandioser Aussicht!
Weit einsehbare Serpentinen am Hang
Weit einsehbare Serpentinen am Hang
Zwischen zwei Wolkenschichten
Zwischen zwei Wolkenschichten
Der Grat leitet die Wolken um.
Der Grat leitet die Wolken um.

Von Dépot aus steigt das Sträßchen aus dem Tal auf und bald schon werden die Berghänge steiler, die Ausblicke imposanter und wir staunen nicht schlecht über den Einfallsreichtum dieses Bergvolkes!
Eine kleine Siedlung, wenige Häuser nur – frei am Hochalpenhang gelegen, ist mit einem massiven Bollwerk in Form eines Dreieckes gegen heranrollende Lawinen geschützt. Verlässlich leitet es wohl die Gewalt der Schneemassen von den Häusern ab, denn die sehen aus, als stünden sie schon recht lange dort. Wenig später entdecken wir das Örtchen Pequerel, dessen Hand voll Häuser sich entlang eines bewaldeten Grades aufreihen. Einzig über eine hohe, bogige Steinbrücke ist die Siedlung zu erreichen. Was müssen diese Menschen für eine Aussicht haben!

Unsere Aussicht hingegen wird mehr und mehr von Wolken umlagert, die schnell über die Hänge ziehen – je höher wir kommen, desto dichter! Bald finden wir uns zwischen zwei Wolkenschichten wieder und haben nur noch hin und wieder durch ein Wolkenfenster umso spektakulärere Blicke auf die umliegenden Gipfel oder die Täler tief unter uns.

Am Pian dell’Alpe gewährt uns das sympolische Portal Einlass auf die Kammstrecke. An Feiertagen und einer Reihe anderer Tage, setzt es Streckensperrungen um, die dann aber über die Hinweistafeln im Tal frühzeitig bekanntgegeben werden.
Wir halten uns jetzt nach Norden, dem Colle delle Finestre zu.

Colle della Finestre

Der steht schon einen Tag länger hier...
Der steht schon einen Tag länger hier...
Wasserspiele am Pass
Wasserspiele am Pass
Gerahmte Ausblicke
Gerahmte Ausblicke
Interessante Darstellung der Aussichtspunkte!
Interessante Darstellung der Aussichtspunkte!
Richtung Colle dellAssietta ziehen Wolken auf...
Richtung Colle dellAssietta ziehen Wolken auf...

Als sehenswerte Gratwanderung zwischen herrlichen Ausblicken ist die Assietta-Kammstraße als ein Höhepunkt für Alpenfahrer berühmt – soweit die Theorie.
Für uns hüllt sich das Kammsträßchen in Wolken, lockt hin und wieder mit einer beeindruckenden Aussicht ins Tal oder dem Blick durch ein Wolkenfenster zu einem sonnigen, verschneiten Gipfel…
Es ist trocken, also fahren wir!
Die Strecke ist breit genug, teils sogar mit Randbegrenzung an besonders exponierten Stellen und in gutem Zustand. Der sandig-erdige Untergrund wird bei Regen mit Vorsicht zu genießen sein, jetzt aber stehen hier nur dicke Pfützen auf der Piste und es lässt sich entspannt fahren.

Der Colle delle Finestre ist liebevoll mit einem Steinbrunnen gestaltet, auch hat ein Bildhauer die umliegenden Aussichtspunkte künstlerisch in Szene gesetzt. Wir sehen uns in Ruhe um, dann geht es zurück zur Pian dell’Alpe, wo wir uns jetzt nach Südwesten der Kammstrecke zum Colle dell’Assietta zuwenden. Über zwei Kehren hoch über dem Chisonetal geht es bergan und wir können hier sogar den Blick ins Tal genießen.

Finestre - Colle dellAssietta

Assietta in dichten Wolken...
Assietta in dichten Wolken...
... Pfützenhupfen macht trotzdem Spaß!
... Pfützenhupfen macht trotzdem Spaß!
Ausblick auf Strecke und Tal...
Ausblick auf Strecke und Tal...
... bevor wieder Wolken aufziehen.
... bevor wieder Wolken aufziehen.
Rückblick, noch möglich!
Rückblick, noch möglich!
Wilder Wettermix!
Wilder Wettermix!
Die Wolken ziehen schneller als wir.
Die Wolken ziehen schneller als wir.
Majestätische Revierkontrolle!
Majestätische Revierkontrolle!
Von Wolken verfolgt...
Von Wolken verfolgt...
Aus dem Fels gesprengte Passage...
Aus dem Fels gesprengte Passage...
Steinschlag - nichts geht mehr!
Steinschlag - nichts geht mehr!

Noch eine ganze Weile begleiten uns Wolkenbänke, die rasch bergwärts ziehen, uns dicht einhüllen und den Weg vor unseren Augen stehlen – oder aber immer wieder mit diesen herrlichen Ausblicken zum Weiterfahren verlocken.
Je höher wir kommen, desto freier wird die Sicht. Sogar Sonnenschein hat Petrus jetzt im Programm!
Wir rollen vorsichtig durch eine Schafherde, deren Tiere völlig entspannt dicht an unseren Autos entlangziehen. Ein kleiner Nachzügler trottet furchtlos direkt auf Noah zu – weder Größe, noch Motorgeräusche scheinen ihn zu stören. Jörg grinst und fährt immer langsamer und gewährt dem kleinen schließlich Vor… – naja, irgendwie schon Vorfahrt…

Am oberen Vallone dell’Assietta sind die Passagen teils roh aus dem Fels gehauen, wir nähern uns der Gratstrecke und die Umgebung wird rauer. Passend dazu hängen jetzt schwere, dunkle Regenwolken über uns, unter denen ein Steinadler majestätisch durch sein Revier kreist.
Wir folgen dem Kammsträßchen um eine weitere Kurve – und dann das!!
Steinschlag!
Über die ganze Spurbreite.
Wegräumen ist nicht. Ausweichen auch nicht.
Nichts geht mehr – die Assietta sperrt uns aus!

Assietta im Rückwärtsgang

Steinschlag über die ganze Spurbreite
Steinschlag über die ganze Spurbreite
Wolken steigen aus dem Tal
Wolken steigen aus dem Tal
Zu schmal, um zu wenden...
Zu schmal, um zu wenden...
... also, die Assietta im Rückwärtsgang
... also, die Assietta im Rückwärtsgang
Kurve um Kurve,...
Kurve um Kurve,...
... bis sie breit genug zum Wenden wird.
... bis sie breit genug zum Wenden wird.

Wir sehen uns die Bescherung aus der Nähe an. Die Scharte im Hang ist frisch und Marion entdeckt, dass hin und wieder noch Steinchen herunterkullern – lange ist das noch nicht her!
Weiter unten kam uns ein kurzer Landy entgegen, nun sehen wir seine Reifenabdrücke vom Wenden. Er musste ordentlich rangieren! Mit den langen Radständen unserer beiden Reisegefährten brauchen wir keinen Gedanken daran zu verschwenden, die Spurbreite des Sträßchens misst hier vielleicht 3m und Noah’s Abstand zwischen den Radnaben 2,80m…
Also: Die Assietta im Rückwärtsgang!
Unsere beiden XXL-Lausbuben grinsen abenteuerlustig und manövrieren souverän Kurve um Kurve zurück, bis das Sträßchen die nötige Breite aufweist und wir wieder Motorhaube voran bergab fahren können.
Zwischendurch kommt uns die örtliche Behörde in einem Mini-Allradler, einem Fiat-Panda, entgegen. – Ja, wir haben auch erst gegrinst, als sich die beiden Männer aus dem Blech gefaltet haben – aber dieses wendige, kleine Gefährt kommt auch dort noch hin, wo wir längst aufgeben müssen! – Wir halten an und zeigen ihnen unsere Fotos vom Steinschlag, einer winkt kopfschüttelnd ab und greift zu seinem Handy – hier braucht es schwereres Gerät…

Petrus hat indes ein sehr spezielles Showprogramm für uns parat: Mit echt spektakulären Wetterbildern versüßt er uns den so früh erzwungenen Abschied von dem alpinen Highlight Assietta-Kammstraße!

Wetterbilder beim Abstieg

Die Sonne bricht durch die Wolken...
Die Sonne bricht durch die Wolken...
Lässt uns die grandiose Landschaft ahnen,...
Lässt uns die grandiose Landschaft ahnen,...
und dieser Sonne-Wolken-Mix...
und dieser Sonne-Wolken-Mix...
...begleitet unseren Abstieg...
...begleitet unseren Abstieg...
...und spendiert uns spektakuläre Wetterbilder!
...und spendiert uns spektakuläre Wetterbilder!
... baut Brücken...
... baut Brücken...
... und Fenster,...
... und Fenster,...
...bis die Wolken wieder alles einhüllen,...
...bis die Wolken wieder alles einhüllen,...
... die Landschaft verschlingen...
... die Landschaft verschlingen...
.. und sporatisch wieder herzeigen.
.. und sporatisch wieder herzeigen.
Auf halber Höhe der Sonne eine Chance geben...
Auf halber Höhe der Sonne eine Chance geben...
...und uns gebührend von der Assietta verabschieden.
...und uns gebührend von der Assietta verabschieden.

Assietta-Kammstraße Karte

Assietta bis zum Felsrutsch
Assietta bis zum Felsrutsch

http://www.openstreetmap.org/copyright

Von Dépot aus begannen wir den Aufstieg zur legendären Assietta-Kammstraße, der erste Wegepunkt markiert diese Strecke. Der zweite steht für den Colle delle Finestre mit seinen wunderschönen Panoramen, von dem aus wir zurück in Richtung Colle dell’Assietta fuhren. Der dritte Wegepunkt zeigt auf Höhe des obersten Vallone dell’Assietta in etwa die Stelle, an der uns der Felsrutsch den Weg versperrte. Die Rückfahrt führte dann über ein kleines Sträßchen Richtung Pourriéres und von dort über Sestriere ins Susatal.