Südwärts und über die Westalpen ans Mittelmeer

MB ist also reisefertig gepackt, die Eisheiligen sind vorüber – so machen wir uns auf den Weg. Anfangs springen wir wie unsere Hasen auf dem Land hinterm Haus in einem Familienbesuchs-Zick-Zack-Kurs südwärts durch’s frühlingsblühende Deutschland.
Während unsere heimischen Wallhecken in voller Schlehenblüte weiß überhaucht die maigrüne Landschaft durchziehen, sind die sanften Hügelketten am Habichtswald schon mit gelb leuchtenden Rapsfeldern geschmückt und in den Weinbergen des Südwestens blüht manch malerisches Wildkraut.

Auf dem Weg dorthin entdecken wir das Ausgrabungsfeld der „Keltenwelt am Glauberg“, eine 2400 Jahre alte Grabanlage mit weitläufigem Siedlungsgebiet.
Eine runde Verfärbung in einem Kornfeld, Ende der 1980er Jahre bei einem Überflug entdeckt, rief Anfang der 90er Archäologen auf den Plan und sie fingen systematisch an zu buddeln und haben doch tatsächlich zwei nicht geplünderte Grabkammern mit reichen Grabbeigaben in dem ehemals gewaltigen Grabhügel entdeckt. 6 Meter hoch und 50 Meter im Durchmesser maß er im 5. Jahrhundert vor Christus, als hier, wie die reichen Grabbeigaben rückschließen lassen, ein keltischer Fürst und ein Krieger beerdigt wurden.
Die in einer sehr aufwändigen, sorgsamen Ausgrabung geborgenen Funde sind ein wahrer Schatz der Keltenzeit! Ein Museum, ein Rundweg um den Glauberg und Tafeln an der wieder im Ursprungszustand hergerichteten, imposanten Grab- und Befestigungsanlage informieren über die Geschichte der Ausgrabung und historische Hintergründe.

Auf den Wiesen des großzügig angelegten Parkplatzes sind Camper willkommen und so genießen wir an diesem Abend die weite Aussicht über Berg und Tal auf geschichtsträchtigem Grund – und sollte heut Nacht ein Druide an MB klopfen, bekommt er etwas von unserem Zaubertrank ab…

Keltenwelt am Glauberg

Blick vom Grabhügel auf die "Prozessionsstraße"
Blick vom Grabhügel auf die "Prozessionsstraße"
Noch rätselhafte Holzpfosten
Noch rätselhafte Holzpfosten
Wälle und Gräben der einstigen Befestigungsanlage
Wälle und Gräben der einstigen Befestigungsanlage
Grabbeigaben des Keltenfürstens
Grabbeigaben des Keltenfürstens
Repliken gefundener Statuen halten Wache
Repliken gefundener Statuen halten Wache

Herzlichen Dank an Lars C. vom dortigen Museum, dass wir Euch hier auch das Foto des entdeckten Schmuckes zeigen können! www.keltenwelt-glauberg.de

Im Hochschwarzwald erwartet uns am nächsten Tag noch einmal der Frühling mit dottergelben Löwenzahnwiesen, eingebettet in den schwarzgrünen Hochwald, der die steilen Bergflanken soweit das Auge reicht überzieht.
Nach einem heftigen Donnerwetter mit Temperatursturz von 25° auf 12° dampft der ganze Wald und im Zwielicht des abziehenden Gewitters schweben über die Lichtungen mystisch stille Nebelschwaden. – Später erfahren wir von schweren Unwettern dort, denen wir wohl knapp davongefahren waren.

Über Thonon-les-Bains am Genfer See steigen wir mit der Route de Grand Alps in die Alpen ein und finden abends jenseits des Col de la Columbière knapp unter der 1618 Meter hoch gelegenen Passhöhe einen ersten schönen Nachtplatz.
Der Blick schweift von den kahlen, grauen Gipfeln mit ihren Firnschneefeldern über die zartgrünen Almen des weiten Hochtales bis hinüber zur dunstblau-verschleierten Bergkette am fernen Horizont. Im Hang gegenüber pfeift ein Murmel, aber ich kann diesen knuffigen Fellsack selbst mit Fernglas einfach nicht entdecken! Auch die Geier, die hier heimisch sind, verstecken sich perfekt. Doch zwei Adler nutzen den späten Aufwind an der steilen Felswand und ziehen majestätisch segelnd ihre Kreise. Kaum sind sie über dem Gipfelgrat verschwunden, springt ein junger Steinbock in rasantem Tempo über den blanken Fels und durch lose Geröllhalten und spät am Abend, leider außerhalb der Belichtungsmöglichkeiten meiner Kamera, haben wir das Glück, in der steilen Wand direkt über uns ein ganzes Rudel Steinböcke beobachten zu können. 12 Tiere sind es, die langsam auf der Suche nach ihren Kräutern über uns dahinziehen – und wie aufmerksam und trittsicher sie sind! Aber sie bevorzugen ihre Alpenkräuter ja auch undestilliert…

Col de la Columbière

Genfer See, Einstieg in die Alpen
Genfer See, Einstieg in die Alpen
Nordanfahrt zum Col de la Columbière
Nordanfahrt zum Col de la Columbière
Ernstzunehmende Warnung ;-)
Ernstzunehmende Warnung 😉
Junger Steinbock
Junger Steinbock
Blick gen Süden
Blick gen Süden


Am nächsten Morgen liegt dichter, weiß im Sonnenlicht gleißender Nebel unten im Hochtal. Hier oben scheint die Sonne – bis dieser Nebel sich in Bewegung setzt, still und leise über die Hänge heraufgekrochen kommt und uns lautlos verschluckt…

Nebelspiele am Columbière

Dichter Morgennebel liegt im Tal,
Dichter Morgennebel liegt im Tal,
setzt sich lautlos in Bewegung,
setzt sich lautlos in Bewegung,
kommt über die Bergflanke emporgekrochen,
kommt über die Bergflanke emporgekrochen,
verhüllt Berg und Tal und
verhüllt Berg und Tal und
verschluckt dann stumm MB...
verschluckt dann stumm MB...


Doch nach einem gemütlichen Frühstück haben wir wieder soviel Sicht, dass es sich lohnt in diese herrliche Bergwelt hineinzufahren und so strolchen wir weiter durch die Alpen gen Süden. Entdecken dabei auf malerischen Nebenstrecken abgelegene Bergdörfer, deren ehemalige Karrensträßchen mit MB gerade noch machbar sind. Mal sind wir im düsteren Licht unter den Wolken, mal im Sonnenschein darüber – und oft genug auch mittendrin im dichten, nassen Grau, was dem dampfenden Bergwald mit seinen leuchtenden Moosen und langen, grauen Bartflechten einen mystischen Charme verleiht.

Während des ganzen Weges heute waren wir immer auch auf der Suche nach Trinkwasser – und konnten keines bekommen. An drei Servicestationen in den größeren Bergorten war es noch abgestellt, die beiden Campingplätze auf dem Weg noch geschlossen. Der dritte auch, aber da war die Crew vor Ort und hatte Erbarmen und ließ uns für eine kleine Gebühr bunkern.
Heute hatten wir auch kein Glück mit den Pässen auf unserer Strecke. Die Hochalpenpassstraße wird in Richtung Süden nach dem Winter gerade wieder instandgesetzt. Vollsperrung. Die Umgehungsstrecke ist sinnvoller Weise für Wohnmobile gesperrt, was man aber erst nach etlichen Kilometern erfährt…
Endlich finden wir am Rand eines tristen, menschenleeren Skiortes ein Fleckchen, wo wir uns für die Nacht verkriechen. Nun stehen wir an einem schmalen Flüsschen – und dann können wir in dessen lebhafter Strömung eine dieser waghalsigen, kleinen Wasseramseln bei der Jagd beobachten!

Nachts gibt es Schneeregen auf 2000 Höhenmetern, aber unsere Heizung bullert fleißig vor sich hin und macht MB gemütlich warm.

Unterwegs durch die Alpen

Auf malerische Nebenstrecken...
Auf malerische Nebenstrecken...
... abgelegene Bergdörfer entdecken.
... abgelegene Bergdörfer entdecken.
Wasseramsel in ihren Revier
Wasseramsel in ihren Revier
Dampfender Nebelwald
Dampfender Nebelwald
Wir sollten unsere Reisegeschwindigkeit überdenken...
Wir sollten unsere Reisegeschwindigkeit überdenken...


Wir wachen in tristem, nasskalten Nebel auf, doch höher in den Alpen fahren wir dann in strahlendem Sonnenschein durch üppig blühende Almwiesen aufwärts – wunderschön!
Später auf dem Weg zum Col de la Madeleine wird es noch einmal eng. Durch die Reste einer großen Lawine, die in einer Senke das Sträßchen blockierte, ist eine schmale Spur gefräst. Höher als MB steigen die senkrechten, schmutzig-weißen Firnschneewände direkt links und rechts neben uns auf, wir könnten sie mühelos mit den Händen streifen.
Die Passhöhe des Col de la Madeleine liegt auf 2000 Höhenmetern und bietet ein großartiges Panorama – ohne Wolken wäre es grandios. Doch zwischen den ziehenden Wolken haben wir gute Fernsicht heute. Bis zum Mont Blanc-Massiv weit im Norden reiht sich Gipfelkette an Gipfelkette, nach Süden ein ähnlich beeindruckendes Bild.

Wir beschließen, hier Mittagspause zu machen – und dann gewährt uns eine große Wolkenlücke doch noch einen Blick auf den weißen Riesen am nördlichen Horizont!
Letzte Schneefelder liegen auf den durchweichten Hängen, dort, wo sich die eisige Decke zurückzieht, recken bald weiße und blassblaue Krokusse ihre Kelche der wärmenden Sonne entgegen.

Die Nordrampe zum Pass ist eine schön gewundene Bergstraße durch die erwachende Frühlingsbergwelt, die Südrampe ist ein schrecklich verbautes, mit eng stehenden, mehrstöckigen Gebäuden verschandeltes Opfer ausufernden Skizirkusses. Restaurants geschlossen, kein einziger Laden geöffnet, über lange Monate ausgestorben…

Col de la Madeleine

Zurück im Spätwinter
Zurück im Spätwinter
Ohne Wolken ein grandioses Panorama
Ohne Wolken ein grandioses Panorama
Ein Blick auf das Mont Blanc-Massiv
Ein Blick auf das Mont Blanc-Massiv
Erste Frühlingsboten
Erste Frühlingsboten
Nett gemacht
Nett gemacht


Nachts finden wir in einem kleinen Bergdorf einen stillen Campingplatz hinter dem frisch geweißten Kirchlein, an dessen Turm eine handvoll Männer gerade noch das Gerüst abbauen – mit typisch italienischer Fröhlichkeit und Lautstärke – und genauso winken sie uns zu…
Vielleicht wisst Ihr, dass Rentiere sich u.a. deshalb in Herden sammeln, damit sich nicht alle Milliarden Mücken aus dem Umkreis auf ein einzelnes Tier stürzen? – Wir sind die einzigen Camper hier – und alle aus der Winterstarre aufgewachten, ausgehungerten Fliegen aus weitem Umkreis finden uns.
Draußen sitzen? Ungemütlich. Permanent müssen wir unser Feierabendbier verteidigen. An Abendessen nicht zu denken…
Leicht genervt – wir stehen inmitten eines herrlichen Bergpanoramas im warmen Abendsonnenschein – ziehen wir uns auf MB zurück. Doch den haben sie auch schon geentert. Scheuchen wir einen Brummer raus, kommen drei rein und schauen nach, warum wir das getan haben…

Es hilft alles nichts. Also alle Luken unserer Rettungskapsel dicht und dann absolvieren wir den Abendsport der anderen Art und haben fast eine viertel Stunde lang 50… 55… ich hab aufgehört zu zählen… dieser aufdringlichen Plagegeister an und um uns und in MB erlegt!
E Rua is!! – Nix krabbelt mehr, nix fliegt mehr, nix summt mehr… Ach, welch himmlischer Frieden!

Am nächsten Tag zeigt sich am Lac de Cenis wieder farbenfroher Frühling, die Sonne strahlt vom blauen Himmel und die zarten Blüten scheinen mit diesen Farben wetteifern zu wollen. Doch der See zeigt, trotz der Schneeschmelze, einen erschreckend niedrigen Wasserstand! Das gibt uns zu denken…
Später führt unser Weg über malerische Serpentinen mit Fahrspaß pur hinab ins Susatal.

Frühling am Lac de Cenis

Niedrigwasser im Lac de Cenis
Niedrigwasser im Lac de Cenis
Kriechender Hahnenfuß
Kriechender Hahnenfuß
Reichblättriges Läusekraut
Reichblättriges Läusekraut
Frühlingsenzian
Frühlingsenzian
Malerische Serpentinen ins Susatal
Malerische Serpentinen ins Susatal

Unser Ziel ist einer meiner Lieblingsplätze auf dieser lieben, alten Eumel – das wunderschöne Valle di Rochemolles. Dieses malerische Hochtal, das Tor zum Monte Sommeiller, hat es mir angetan seitdem ich es vor langen Jahren zum ersten Mal betreten habe.
Das Streckenschild an der einzigen Zufahrt in Bardonecchia weist eine Sperrung für LKW über 12 Tonnen aus – okay, die haben wir nicht, erleichtert klettern wir mit dem schmalen Sträßchen über Serpentinen aufwärts durch Bergwald und blühende Almen. In Rochemolles scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, nichts hat sich an der handvoll grauer Steinhäuser seit 2016 verändert. Wir bleiben diesseits des Flüsschens und steigen weiter zum Hochtal auf. Noch etliche Serpentinen, dann schimmert das intensive Türkis des Stausees Lago di Rochemolles durch die noch lichten, mit erstem Maigrün überzogenen Lärchen. Wenig später überqueren wir den kleinen Fluss – und dann breitet sich mein geliebtes Valle di Rochemolles in strahlendem Sonnenschein vor uns aus…
Sichelförmig zieht es sich vom Lago di Rochemolles im Westen von knapp zweitausend Höhenmetern hinauf bis zu dem grünen Hang, der Pforte zum Monte Sommeiller, dessen enge Spitzkehren wir mit MB nicht mehr bewältigen könnten – aber wir waren ja mit Noah damals auf dem Col de Sommeiller und erinnern uns hier nun besonders intensiv an dieses eindrucksvolle Erlebnis. Falls Jemand von Euch mehr darüber wissen möchte, schaut gerne mal unter Noah/Westalpentour.
Das Valle di Rochemolles ist derzeit ein einziges Blütenmeer! Tief eingeschnitten zwischen seinen umgebenden Dreitausendern sind die steinigen Bergwiesen im geschützten Tal übersät mit zartgelben Himmelschlüsselchen, mit dem intensiven Blau der Frühlingsenzian, mit hellblauen Vergissmeinnicht und leuchtend gelben Teppichen des Kriechenden Hahnenfuß‘, mit kleinen, blassvioletten Bergveilchen und vereinzelten Alpenkühchenschellen – ich kann mich einfach nicht sattsehen daran!
Nahezu wolkenlos wölbt sich der blauer Himmel von den schneebedeckten Gipfeln im Norden zu den südlichen Bergflanken, die Sonne wärmt im windstillen Tal schon gut und so beschließen wir, einen Genießer-Urlaubstag hier einzulegen – und während Jörg gemütlich die Füße hochlegt, wandere ich talaufwärts und freue mich einfach nur, wieder hier zu sein…

Wunderschönes Valle di Rochemolles

Lago di Rochemolles
Lago di Rochemolles
Aus eisigen Höhen
Aus eisigen Höhen
Tief eingeschnittenes Hochtal
Tief eingeschnittenes Hochtal
Kriechender Hahnenfuß
Kriechender Hahnenfuß
Almidylle!
Almidylle!
Murmelbau mit Hausgarten
Murmelbau mit Hausgarten
Zum Knuddeln süß!
Zum Knuddeln süß!
Stilleben mit Bergveilchen
Stilleben mit Bergveilchen
Der Weg zum Monte Sommeiller
Der Weg zum Monte Sommeiller
Auf den Gipfeln noch Winter
Auf den Gipfeln noch Winter


Vom späten Nachmittag an schauen wir dann stundenlang bezauberndes Murmelkino. Ihre grellen Pfiffe schallen durch’s Tal, sie futtern emsig und spielen und balgen übermütig über die blühenden Hänge – richten sich aber immer wieder aufmerksam auf und spähen rundum und gen Himmel. Daran tun sie gut, Jörg entdeckt Steinadler, die hoch oben entlang der Geröllflächen patrouillieren. Die beiden ausgewachsenen Gämsen, die dort oben über den Hang ziehen, stören die großen Raubvögel nicht.

... mit ultimativem Knuddelfaktor!

Mahnwache für einen Verunglückten
Mahnwache für einen Verunglückten
Immer aufmerksam
Immer aufmerksam
I'm walking...
I'm walking...
Hey, wer seid ihr denn?
Hey, wer seid ihr denn?
Schwanz aufgestellt heißt Aufregung
Schwanz aufgestellt heißt Aufregung
Mal gucken, wer ihr seid.
Mal gucken, wer ihr seid.
Vorsichtiges Anpirschen
Vorsichtiges Anpirschen
Na, ihr?
Na, ihr?
Neugier befriedigt
Neugier befriedigt
... und tschüss!
... und tschüss!

Als es nach Stunden stiller wird im Tal, kommt aus dem niedrigen Strauchwald am Südhang vorsichtig prüfend ein älterer Rehbock zum Fluss herab. Er ist keine hundert Meter von uns entfernt und wir verhalten uns ganz still, um ihn nicht zu stören. Spät abends wechseln dann weiter oben im letzten Dämmerlicht des schattigen Tales eine Hirschkuh und ein Hirsch durch den Fluss auf die Almwiesen hinüber. Beeindruckende Tiere – würdevoll trägt der stattliche Kerle sein mächtig ausladendes Geweih! Wir haben unsre Freude dran, sie mit den Ferngläsern noch eine Weile zu begleiten.

Am nächsten Morgen wandere ich talabwärts zum Stausee. Je höher die Sonne steigt, desto mehr Schmelzwasser schütten die vielen Wasserfälle aus felsiger Höhe herab. Über die Bergflanken bis auf den Talgrund, bis ins breite Bett des Rochemolles haben sie grobes Geröll verteilt. Beachtliche Brocken sind dabei, die die Wucht der Schneeschmelze erahnen lassen.
Die kahlen Gipfel weit oben strahlen schneebedeckt in den blauen Himmel, während auch hier die Bergflanken von tausenden Frühlingsblümchen übersät sind – ein Traum aus Farben und Formen und Duft. Das empfinden die Schmetterlinge und Wildbienen wohl ebenso, überall summt es und gaukelt sonnenhungrig durch die klare Bergluft.

Bilder, die in Erinnerung bleiben…
Doch es heißt Abschiednehmen von diesem wunderschönen Fleckchen Erde, ein Teil von mir möchte so gerne noch bleiben, aber wir sind auch neugierig, an welch schöne Plätze uns unsere Reise noch führen wird.

Wir folgen wieder dem unbefestigten Sträßchen vorbei am türkis leuchtenden Lago di Rochemolles durch den Bergwald hinab zum Örtchen Rochemolles. Dort gibt es am Ufer des Flusses eine sehr alte, sehr eigenwillig rustikale Interpretation von ‚Steinhaus‘. 😉
Der strahlende Sonnenschein setzt die gelb getupften Almwiesen und steilen Bergflanken fotogen in Szene – was für ein Abschiedsgeschenk!

Abschied vom Valle di Rochemolles

Morgensonne durchleuchtet das Tal
Morgensonne durchleuchtet das Tal
Unsere Murmel verabschieden uns...
Unsere Murmel verabschieden uns...
Traumhaft schöner Stellplatz!
Traumhaft schöner Stellplatz!
Beeindruckende Bergwelt
Beeindruckende Bergwelt
Steinhaus rustikal interpretiert
Steinhaus rustikal interpretiert

Über hohe, dem Wetter ausgesetzte Pass-Straßen, durch roh in den Fels gehauene Tunnel und entlang tiefer Schluchten geht es für uns auf kurvenreichen Bergstraßen mit spektakulären Passagen zurück in die französischen Alpen. Wir wollen der Rue de Napoléon weiter nach Süden folgen.

Zurück in die französischen Alpen

Karge Alpenpässe
Karge Alpenpässe
Grob in den Stein gehauen
Grob in den Stein gehauen
Tief in den Fels gegraben
Tief in den Fels gegraben
Aufwärts am Rande der Schlucht
Aufwärts am Rande der Schlucht
Passt das?
Passt das?


Doch auch hier wirken viele der Orte unterwegs wie ausgestorben und erwachen wohl erst zum Skizirkus im Winter wieder zum Leben – naja, so hat die geschundene Natur wenigstens im Sommer eine kleine Verschnaufpause. Es ist mehr als befremdlich und schmerzt, zu sehen wie unbegreiflich viel dieser herrlichen Bergwelt solcher Fehlplanung zum Opfer fällt! Und so kurzsichtig gedacht! Lawinen wälzen sich nun ungebremst durch die vielen kahl abgeholzten Schneisen in den Bergflanken, reißen alles, ob Haus, ob Tier, mit sich in die Tiefe und bei stärkerem Regen rutschen ganze, nicht mehr von Wurzeln befestigten Hänge ab und verschütten Orte wie Äcker und Wiesen…
Die Menschen sollen gerne beim Skifahren ihren Spaß haben und die Einheimischen ihren Lebensunterhalt in ihrer Heimat verdienen können – doch bitte mit mehr Augenmaß und mehr Einfallsreichtum…

Und noch etwas ist mir wichtig zu sagen: Diese kurzsichtige Vorgehensweise ist länderübergreifend ein handfestes Problem in den gesamten Alpen und betrifft keineswegs nur Italien und Frankreich – aber da sind wir halt jetzt grad unterwegs und sehen das Dilemma…

Am nächsten Morgen machen wir uns aus der Nähe von Vars bei einem Grad, immerhin im Plusbereich, auf zur Maira-Stura-Kammstraße – einem Traumsträßchen auf dem Dach der italienischen Hochalpen. – Und hoffen, dass es nicht wie die Assietta auf 3,5 Tonnen beschränkt und Wohnmobile ausgesperrt sind…
Wieder bezaubert uns die herrliche Frühlingslandschaft, reichblühende Blumenwiesen, wie ich sie nur aus meiner Kinderzeit im oberen Vogtland erinnere. So vielfältige Schattierungen von Grün im jungen Austrieb der Bäume auf unserem schönen Weg hinauf zum Einstieg der Maira-Stura.
Doch dann, nach den ersten 12 Kilometern, stehen wir auch hier vor dem Aus. – Auch von diesem Traumsträßchen sind wir nun ausgesperrt… 🙁
Das macht uns jetzt wirklich traurig. Wir haben diese außergewöhnliche Panoramastrecke bei unserer Reise mit Noah befahren und hätten sie so gerne wiedergesehen! – Aber nicht nur unser Gewicht über 3,5 Tonnen sperrt uns aus, Camper generell sind verboten… – Gut, wir bringen aktuell etwa 3,7 Tonnen auf die Waage und wir sind kein klassisches Wohnmobil mit langem Radstand und weiten Überhängen – fahren könnten wir sie, doch aus Respekt vor der Gastfreundschaft unserer Reiseländer achten wir ausgesprochene Verbote – auch wenn es in diesem Fall wirklich schwer fällt…
So trollen wir uns zurück über den Col de Larche mit seinen weit ausholenden Serpentinen nach Frankreich. Hier, mitten in den Serpentinen ist doch tatsächlich ein Rotfuchs unterwegs und bettelt nach Leckerli – ungünstiger konnte er sich nicht positionieren!

Versuch der Maira-Stura

Maigrüne Laubwälder
Maigrüne Laubwälder
Reichblühende Wiesen
Reichblühende Wiesen
Nein, wir dürfen auch hier nicht... :-(
Nein, wir dürfen auch hier nicht... 🙁
Schöner Rastplatz
Schöner Rastplatz
Nachtlager der anderen Art
Nachtlager der anderen Art


Wir schauen mal, ob wir einen schönen Nachtplatz im Vallée de l’Ubaye finden können. Über St-Paul-sur-Ubaye fahren wir in dieses schöne Hochtal, das sich dem Lauf der Ubaye folgend von Südwest nach Nordost bis an die italienische Grenze, zum Col du Longet auf 2646 Höhenmetern hinaufzieht. Im mittleren Tal entdecken wir eine schwindelerregende Steinbrücke über dem Fluss, der sich dort mit einer engen, tiefen Schlucht in die Felsen eingegraben hat.
Bei dem uralten Bergdörfchen La Barge ist dann doch Schluss für uns. Diesmal ist es kein Verbot, das uns den Weg versperrt, es sind die kleinen, verwinkelt um den einstigen Karrenweg gebauten Häuschen, deren tief herabgezogenen Dächer kaum 2,50 Meter hoch in den ohnehin schmalen Weg ragen und die vorgebauten Steinstufen zu den höher gelegenen Eingängen…
Ich spaziere durch diese malerische Kulisse und werfe zumindest einen wehmütigen Blick in Richtung des Hochtals, in dem wir auf unserer Reise 2016 ein so malerisches Highlandercamp bezogen hatten, denn ganz im Nordosten wird auch dieses Tal sehr eng und tief und einsam – ein Ort, so still und friedvoll wie aus der Zeit gefallen…

Vallée de l’Ubaye

Schwindelerregende Steinbrücke
Schwindelerregende Steinbrücke
Das obere Vallée de l’Ubaye
Das obere Vallée de l’Ubaye
La Barge, ...
La Barge, ...
... ein uraltes Bergdorf
... ein uraltes Bergdorf
Unteres Tal der Ubaye
Unteres Tal der Ubaye


Am nächsten Vormittag klettern wir auf den Cime de la Bonette, MB bringt uns einmal mehr verlässlich auf diese 2860 Höhenmeter. Wir sind zurück im Winter, haben herrlich klares Wetter und damit einen grandiosen Panoramablick über die Hochalpen der Provence!
Die letzte Strecke hinauf zum Gipfel blockiert noch der Schnee, doch der Pass ist schon komplett frei.

Wohin wir auch schauen, überall zeichnen sich scharf gezackt die grau-weißen Gipfelketten gegen den blauen Himmel ab. Schneefelder liegen in den schattigen Senken, Bäche gurgeln munter talwärts, aber die Kälte hat noch nicht viel neues Leben auf den nasskalten, schneefreien Erdflecken zugelassen.
Nach einer kleinen Schneeballschlacht genießen wir diese unglaubliche Fernsicht und lassen uns mit unserer ausgedehnten Mittagspause reell Zeit. Dabei entdecken wir 3 quicklebendige Murmel, die sich kalte Pfötchen in den Schneeresten holen. Die vom eisigen Schmelzwasser durchweichten Flächen dazwischen sind nicht besser. Unten im Tal ist schon Frühling, die Wiesen übersät mit jungen Kräutern und Blüten – aber hier oben!? Doch die kleinen Flauschepelze sind clever, wir beobachten, dass sie sich oft zum Aufwärmen auf die abgetrocknete Straße in die Sonne legen!

Col & Cime de la Bonette

Wieder so ein malerischer Alpenblick
Wieder so ein malerischer Alpenblick
Frühling am Col de la Bonette
Frühling am Col de la Bonette
Der Pass ist frei
Der Pass ist frei
Ab in den Winter!
Ab in den Winter!
Der Weg zum Gipfel noch unpassierbar
Der Weg zum Gipfel noch unpassierbar
Hochalpengipfel...
Hochalpengipfel...
... bis zum Horizont
... bis zum Horizont
Über karge Hänge abwärts
Über karge Hänge abwärts
Atemberaubende Passagen
Atemberaubende Passagen
2860 Höhenmeter
2860 Höhenmeter


Der Abstieg Richtung Süden bringt uns über teils atemberaubende Passagen zurück in den Frühling.
Beim Miniörtchen La Pra (Saint-Dulmas-le-Selvage) führt eine kleine Steinbrücke über den Salso-Moreno, der Berghang dahinter ist vor Jahren abgerutscht und hat die handvoll Häuser arg in Bedrängnis gebracht. Das Flussbett ist weitgehend geräumt, die Passstraße wieder hergestellt, doch das kleine Örtchen ist heute nahezu aufgegeben.
Nach Mitternacht fängt es an zu regnen, wenn man sich aber die leeren Seen und Rinnsale in ihren mächtigen Geröllbetten anschaut, ist das schon okay und nachdem dies ein ausgedehntes Tiefdruckgebet ist, wird es uns später tief im Süden hoffentlich vor Wald- und Buschbränden schützen.

Unser Weg führt uns aus den imposanten Alpes-de-Haute-Provence weiter südwärts in das französische Departement Alpes-Maritimes. Das Landschaftsbild ändert sich merklich. Die Gipfel der Seealpen steigen weniger als nackter Fels hoch in den Himmel, oft sind sie bis weit hinauf von dichten Wäldern überzogen, insgesamt runder und erreichen kaum mehr 2000 Höhenmeter, viele weit darunter.
Bei Entrevaux sehen wir massive Überbauungen, die die Haupttrasse und Bahnstrecke im Tal der Var vor den Geröllmassen, die die Flüsse während der Schneeschmelze aus den Bergen mitbringen, schützen. Wir nutzen nun große Straßen, wollen Strecke machen und heute Abend ins Mittelmeer springen. So wenden wir uns am malerisch gelegenen Lac de Castillon in Richtung Cote d`Azur.

Aus den Alpes-de-Haute-Provence südwärts durch die Alpes-Maritimes

Bergrutsch an der Le Pra
Bergrutsch an der Le Pra
Bedrohlich nah am Ort
Bedrohlich nah am Ort
Geröllüberbauung der Haupttrasse
Geröllüberbauung der Haupttrasse
Lac de Castillon
Lac de Castillon
Bizarre Bruchkante am Straßenrand
Bizarre Bruchkante am Straßenrand


Bei Castellane lockt uns dann aber doch der Einstieg zur Verdonschlucht und wir folgen dem Fluss ein paar wenige, aber sehr eindrucksvolle Kilometer – und das ist erst der Anfang!
Ab dem Pont-de-Soleils wenden wir uns aber endgültig südwärts – und erleben ein ganz spezielles Schauspiel in den Lüften: Wir entdecken einen Gänsegeier, so nah, dass wir ihn gut beobachten können. Natürlich halten wir an! Und dann kommen immer mehr dieser riesigen Greife, versammeln sich und lassen sich vom Aufwind am Südrand der Seealpen in der Thermik tragen. Kaum ein Schlag der weit ausladenden Schwingen ist zu sehen und am Ende kreisen 18 dieser imposanten Vögel über uns, kommen teilweise sehr nah zu uns herab. – Nein, nein, wir haben beide heute Morgen geduscht und es liegt auch keine tote Kuh am Straßenrand… 😉

Gänsegeier an der Gorges du Verdon

... und das ist erst der Anfang der Schlucht
... und das ist erst der Anfang der Schlucht
Wir sichten einen Gänsegeier...
Wir sichten einen Gänsegeier...
... und dann immer mehr!
... und dann immer mehr!
Beachtlich nah
Beachtlich nah
In den Seealpen
In den Seealpen