Für die Nacht haben wir uns einen Campingplatz im Windschatten der Serra del Cadi gesucht. Sichelförmig zieht sich dieser Gebirgsriegel hier bei La Seu d’Urgell am westlichen Fuße der Pyrenäen hin. Wir stehen in einem nach Nordwesten offenen Talkessel und haben uns grad mal schlau gemacht, was das für ein eigenartiger, böiger Wind war, der uns gestern Abend so genial die Mückenschwärme verscheucht hat. Er trat kurz, kühl und mit echt ruppigen Böen auf, so schnell wie er kam, war auch wieder Ruhe. – Das passt am Besten zur Beschreibung des Tramontana, der kühl und rau, aber kurz aus Norden entlang der Gebirgsketten und durch deren Täler faucht…
Am Morgen fahren wir zurück durch die tiefe Schlucht, die der El Segre in diesen Gebirgsriegel gegraben hat. Auf engstem Raum laufen hier Fluss, Straße und jede Menge Versorgungstrassen in dieser Schlucht. Als wir auf einen kleinen Parkplatz fahren und dann auch noch anhalten, zieht der schöne Rehbock doch die Flucht durch den Fluss vor – wir hätten ihn im Hang unter uns nicht entdeckt…
Bei La Seu d’Urgell ändert der El Segre seine Richtung, aus Nordost kommend trennt er die Serra del Cadi von den Pyrenäen ab. Wir folgen seinem Lauf mit der N260 bis an die französische Grenze und wollen uns heute Zeit nehmen für die katalanischen Pyrenäen.
Dunkle Nadelwälder bedecken soweit das Auge reicht auch die steileren Bergflanken bis hinauf zu den runden Gipfeln, nur hin und wieder rangt einer kahl bis über die Baumgrenze hinaus. Die Straße folgt direkt dem Flusslauf durch grüne Täler zurück in die Hochpyrenäen. Nun zeigen sich die Gipfel als kahle Felsen, steigen bis an die 3000 Meter auf. In Puigcerda trennen sich Straße und Fluss, der El Segre fließt noch einige Kilometer bis zu seiner Quelle durch Frankreich. Hier auf spanischer Seite wird die N260 zu einer schmalen Bergstraße, die sich in endlosen Serpentinen an den Bergflanken auf- und abwärts ihren Weg nach Südosten sucht. In ihrer Vielfalt ist die Natur der Pyrenäen überaus reich an Blüten und Tieren – und über den Tälern kreisen mittags wieder die Gänsegeier. Auf der Passhöhe breitet sich dann über den ganzen Horizont ein malerisches Panorama dieser felsigen Gipfel mit ihren Altschneewächten aus, doch hier unten um uns herum blühen die Wildrosen.
Während unserer Rast an diesem schönen Ort hält ein britischer Biker an und wir kommen über geteilte Bifis ins Gespräch und machen das einzige Foto seiner Reise, auf dem er zusammen mit seiner Maschine zu sehen ist – das muss er gleich seiner Frau senden. Ganze 10! Tage hat er Zeit für seine Tour durch die Pyrenäen – hin und zurück. Ich frage ihn lachend, ob er verrückt ist, er überlegt einen Moment und antwortet dann tief überzeugt: „Yes!“ – Jetzt muss er aber erstmal nach Girona in die Werkstatt, seine Bremsen sind durch und die braucht er zwingend für eine sichere Rücktour…
Auf unserem Weg zurück zum Mittelmeer überrascht uns in der Mittagspause am Rande eines kleinen Dorfes plötzliche, wirklich laute Volksmusik. Der folgt eine lange, blechern klingende Bekanntmachung, nicht zu überhören, dann noch einmal diese Musik, danach brüten die vier Lautsprecher auf dem Kirchturm wieder stumm in der Mittagshitze…
In der Serra de Queralt sehen wir zum zweiten Mal sehr trockenes Land. Im Wurzelbereich von Bäumen gedeiht keinerlei Ackerfrucht mehr, dort liegt die ausgedörrte Erde weiter als die Kronen reichen brach. Und diese Erde ist in manchen Gegenden vom Eisengehalt so rot, dass die Landstriche Namen wie Serra de Rubió tragen.
Wir waren morgens in den Bergen bei 10 Grad mit Standheizung in den Tag gestartet. Spätnachmittags am Mittelmeer haben wir jetzt 31 Grad und mein Kreislauf fragt leicht gequält, ob ich sie noch Alle hab – ja, schon, nur die Reihenfolge halt… 😉
Aber wir haben es mit dem Campingplatz so gut getroffen, dass wir spontan übers Wochenende bleiben. Nur eine Sandpiste liegt zwischen uns und dem herrlichen Strand, die Luft ist südländisch weich, die Palisanderbäume sind ein riesiges, hellblaues Blütenmeer und die Farbe des Mittelmeeres im Sonnenschein ist ein Traum. Wir leben nur noch draußen und bleiben bis weit in die Nacht vor MB sitzen, genießen den farbenprächtigen Sonnenuntergang und die ruhige Stimmung der Blauen Stunde und diese warme, südländische Nacht.
Ganz früh morgens blitzt und donnert es dann vom Küstengebirge bis weit übers Meer und man hört förmlich die durstigen Pflanzen genüsslich schlürfen…
Als wir zum ersten Kaffee vor MB sitzen, auf dem Campingplatz herrscht noch Ruhe, kommt ein Wiedehopf! geflogen und sucht sich inmitten der Camper sein Frühstück – nie vorher hatten wir einen in natura gesehen!
Schwimmen zu gehen gestaltet sich später allerdings schwierig, der Strand ist wohl aufgeschüttet, denn unter Wasser liegen flächendeckend runde Steine, mit Herz- und anderen Muscheln bewachsene Steine, die einem reell die Sohlen aufschneiden können. Zum Glück hab ich meine Tauchschuhe dabei.
Der große Ebro hat sich seinen Lauf durch das Küstengebirge gegraben und mit den Sedimenten eines der drei größten Deltas (mit Po und Rhône) vor seiner Mündung hinaus ins Mittelmeer geschaffen, 2000 Quadratkilometer umfasst es insgesamt. Er bewässert durch ein ausgeklügeltes Kanalsystem frischgrüne Reisfelder, die bis zu den riesigen Stränden das Delta bedecken. Die kleinen Seidenreiher und Schwarzen Ibisse sind auch hier weit verbreitet, wir entdecken an den Reispflanzen Bündel kräftig rosafarbener Eigelege – vielleicht die des grün-schwarz-gescheckten Marmormolches? Das Schutzgebiet im Delta ist eines der größten Feuchtgebiete Spaniens und bietet so vielen wassergebundenen Tieren einen sicheren Lebensraum.
Die endlosen Sandstrände umschließen mehrere Seen des Parc Natural del Delta de l’Ebre. Heimat unzähliger Vögel und Rastplatz bzw. Überwinterungsgebiet nordeuropäischer Zugvögel. Den größten dieser Seen sehen wir uns an. Leicht befremdlich empfinden wir, dass die Straße hinaus zum Schutzgebiet uns über die Hinterhöfe der Küstenbebauung lotst… Sei’s drum. Dort angekommen, verbergen den See größtenteils weite Schilfgürtel, doch als wir ihn sehen können, zeigt er uns eine außergewöhnliche, kräftig grüne Farbe!
Wir fahren weiter bis Riumar hinaus und wollen diese Strände erleben. Gelbbrauner Sand, soweit das Auge reicht, weit entfernt am Horizont der Brandungssaum…
Aber wir sehen auch einen LKW, der in diesem Sand feststeckt – und fahren hin, soweit der Boden trägt. Der so nützliche Regen hat den Sand stellenweise tiefgründig gemacht und als der Fahrer den Strandkiosk mit Frischwasser beliefern wollte, stak er plötzlich fest und hat sich bei Befreiungsversuchen fast bis auf die Achsen eingegraben. Der junge Mann läuft grübelnd um seinen Laster und erzählt uns, dass sein Chef schon das HB-Männchen macht. Es ist seine erste Woche – klar, versuchen wir, ihn da rauszuholen. Erst schaufeln die Männer abwechselnd – wir haben ja nur unseren einen Klappspaten mit – die Räder frei. Mit unserem Snatch-Strap, einem dynamischen Strech-Bergegurt, der sanft enorme Kraft aufbaut, könnte es gehen. Aber der Laster ist zu schwer, also versickert das kostbare Trinkwasser notgedrungen im Sand. Zum Glück sind die Versorgungsschläuche so lang, dass wir es weit genug vom Laster ableiten können. Jörg spricht mit dem Fahrer das Bergemannöver noch einmal detailliert durch – es ist sein erstes –, denn ohne seine Mithilfe könnte es sowieso nicht klappen. Unsere Autos haben schwer zu tun, aber am Ende ist der Laster frei – und sein Fahrer von seiner sorgenvollen Last befreit…
Und ich bin echt stolz auf unseren MB und meinen Jörg, der das so professionell gemeistert hat!
Südwärts zum Golf de Valencia
Wegen der hier dichten Bebauung um die Ballungszentren Castello und Valencia machen wir einen ordentlichen Schritt vorwärts über die Autobahn – und fahren kilometerweit durch blühende Oleanderhecken, Seiten- und Mittelstreifen sind ein einziges Blütenmeer!
Für die Nacht weichen wir ins Hinterland aus und finden einen schönen Campingplatz, der wie ein botanischer Garten angelegt ist und jeden Baum, jede Pflanze mit Schildchen erklärt. Die unterschiedlichsten Blüten locken viele Insekten und Schmetterlinge an, überall krabbelt und summt es – auf angenehme Art – und auf den Trockenmauern sonnen sich kleine Eidechsen. – Und Geckos gibt es hier. Knapp 15 Zentimeter lang. Sie sind süß und frech und unglaublich gewandt – und sie haben einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert! Ihr glaubt nicht, in welchen Tonlagen und Lauten eine temperamentvolle Spanierin kreischen kann, wenn einer mal im Bungalow knapp neben ihren Füßen über den Boden flitzt…
Knapp hinter Gandia sind wir zurück an der Küste, wollen uns das Cabo de San Antonio ansehen. Der kleine, weiße Leuchtturm gibt ein Postkartenidyll ab, doch kein Parkplatz weit und breit, die – an der Küstenstraße stilvolle – Bebauung ist auch hier so dicht gedrängt, dass wir weiterfahren.
Mit dem Campingplatz abends am Golf de Valencia haben wir noch einmal richtig Glück, neben vielen Parzellen unten auf ebener, heißer Fläche – die Luft steht und das bei knapp 40 Grad – gibt es eine handvoll auf den Dünen im leichten Seewind und einer ist für die nächsten zwei Nächte noch frei! – Öhm, war frei…
Der Strand ist weitgehend naturbelassen und übersät von Blüten. Riesige Mittagsblumen breiten sich in großen Teppichen über dem Sand aus, öffnen ihre 10 Zentimeter Blüten und strahlen mit der Mittagssonne um die Wette. Filigrane Pflänzchen mit tausenden lilaer Miniblüten überziehen weite Flächen und dazwischen stehen vereinzelt wilde Amaryllis mit zarten, weißen Blüten, dafür aber unglaublich viele auf einem Stiel!
Allein die verschiedenen Farben des Meeres im wechselnden Licht des Tagesverlaufs, schwimmen, wann immer wir Lust dazu haben und abends die Augen schließen und mit sanftem Meeresrauschen einzuschlafen…
Weil es so schön ist, haben wir die ganze freie Zeit gebucht, wer weiß, wann wir wieder solche einen schönen Stellplatz bekommen können…
Die erste Nacht hatte noch eine sehr spezielle Überraschung für uns: Zog doch der Trainsatelite von Elon Musk über den nächtlichen Sternenhimmel! – Wir hatten bislang noch nicht einmal von ihm gehört und wussten erst überhaupt nicht, was das ist. Unseren spanischen Platznachbarn ging es genauso…
Die meisten kostenlosen Fotos sind so schlecht wie unsere eigenen – ein heller Strich am Nachthimmel –, daher könnt Ihr ihn besser selbst googlen oder stellt Euch einen weit entfernten, langen Zug mit einzelnen, beleuchteten Abteilen vor…
Gibt es unter Euch auch so romantisch veranlagte Seelen, die von einem Sonnenuntergang am Meer nicht die Augen lassen können? Nicht die Finger von der Kamera?
Unser nächstes Ziel ist ein Höhepunkt dieser Reise für mich: Wir besuchen meinen alten Freund Chris und seine Susan auf ihrer Finca. Chris und ich kennen uns seit Jugendtagen und haben uns viel zu lange nicht gesehen!
Die Finca ist eine wahre Oase inmitten karger Berge. Ringsum bedecken hartkrautige Pflanzen die Hänge der Hügel, sie müssen mit sehr viel Sonne und sehr wenig Regen zurechtkommen.
Auf Susan und Chris‘ wunderschöner Finca reifen Feigen am Hausbaum neben der riesigen Terrasse, Dattelpalmen blühen und der Pool wäre in jedem Katalog der Hingucker! Es stecken so viele liebevoll kreative Ideen in Haus und Garten und von Außendusche und -küche, ganzjährig mit allen Elektrogeräten könnten wir im feuchtkühlen Norden nur träumen…
Die Beiden teilen dieses schöne Fleckchen Erde mit Katzen, einer kleinen Ziegenherde, Schweinen und einer bunten Hundemeute, allesamt aus Tierheimen gerettet – einen der Hunde fanden sie als Welpen in einer zugebundenen Plastiktüte auf dem Müll – so etwas macht sprachlos, wütend und zutiefst traurig!
Doch jetzt geht es allen Vierbeinern rundum gut und sobald Susan das Futter zubereitet, kommt Leben in die Rasselbande… 😉
Zu Besuch bei unseren Freunden
Susan betreibt eine feine, kleine Seifensiederei – und dazu bedarf es mehr als nur eine Erwähnung im Nebensatz. – Ihr ganzer Werkraum riecht angenehm nach den edlen Zutaten, mit denen sie ihre handgemachten Naturseifen verfeinert. Mit schweizer Akribie werden die einzelnen Substanzen zusammengestellt und verarbeitet. Dabei steht nicht allein der Wellnessfaktor im Vordergrund, Susan bietet auch Spezialseifen für Hautprobleme, fettendes Haar etc. an und die Erfolge ihrer Kunden geben ihr Recht. Trotzdem fühlt es sich auch einfach nur gut an, wie seidenweich dieser Seifenschaum auf der Haut – und diese danach – ist und die dezenten Düfte komplettieren das Wohlgefühl beim Duschen.
Nein, ich schreibe das nicht nur, weil Susan unsere Freundin ist, sondern weil wir von ihren Seifen überzeugt sind – macht Euch gerne selbst ein Bild davon. Unter www.seifenkiste.eu findet Ihr alle Hintergrundinformationen und das gesamtes Sortiment.
Susans Seifenkiste
www.seifenkiste.eu
Susan und Chris zeigen uns von einem Aussichtspunkt in den Hügeln von Aguilas aus ihr Stückchen Spanien. Wir haben Glück, durch die späten, aber ergiebigen Regenfälle, die es noch im Mai hier gab, grünt und blüht es in den Hügeln. Der heiße Wind ist voller Duft von Lavendel, Rosmarin und Thymian, die hier wild wachsen – jeder Atemzug ist ein Genuss!
Feste Schuhe haben wir für unseren Ausflug angezogen, wir sind in Schlangenland unterwegs und die großen, gelben Skorpione, die einen auf direktem Weg ins Krankenhaus befördern, gibt es hier auch…
In den Ebenen an der Küste sieht man über weite Flächen die Dächer und Planen der Gewächshäuser. Hier wachsen also unsere Südfrüchte und noch viel mehr. Klar, die Gewächshäuser verhindern, dass das Wasser gleich wieder verdunstet – aber schön ist das nicht…
Auf dem Rückweg sehen wir Oleanderbüsche, die in voller Blüte den Lauf einer Rambla begleiten. Als Ramblas werden in Spanien Trockenflussbetten bezeichnet, die nur bei Regen Wasser führen, längst nicht in jedem Jahr. In der langen, übrigen Trockenzeit dienen sie als kurze Verbindungswege zwischen Orten und Fincas im Hinterland.
Auch zu Susan und Chris‘ Finca führt der unbefestigte Weg durch eine Rambla als Verbindung zweier Wege. Als wir Abschied nehmen, fahren wir hinunter nach Aguilas durch abgeerntete Melonenfelder, doch da liegen noch so viele gute Melonen, die wohl nicht den Anforderungen genügten und später untergepflügt werden. Man darf sie sich nehmen – und natürlich haben wir Beute gemacht, frische, kühle Melone bei diesen heftigen Temperaturen…
Chris hat uns ein kleines Sträßchen direkt an der Küste entlang empfohlen und das bietet uns sehr schöne Aussichten auf das azurblaue Mittelmeer. Auch hier liegt weit draußen eine Fischfarm vor der Küste – was mag wohl darin heranwachsen?
Wir sind unterwegs zur Tabernas, der Strauchwüste im Süden Andalucías.
Eingebettet zwischen vier Gebirgszügen ist hier eine trocken-heiße Region entstanden. Im Norden bildet die Sierra de los Filabres mit Gipfeln um die 2000 Höhenmetern einen Halbkreis um die Wüste. Südöstlich schirmt die Sierra Alhamilla vom Mittelmeer aufziehenden Wolken ab. Im Südwesten übernimmt das die Sierra de Gádor wieder mit Gipfeln über 2000 Metern Höhe. Doch die meisten Niederschläge, vom Atlantik kommend, stoppt die Sierra Nevada, wie ein Bollwerk steigen deren Gipfel auf knapp 3500 Meter auf, an ihren bewaldeten Flanken regnet sich jede Wolken ab…
Doch bevor wir in die Wüste fahren, wollen wir uns die landschaftlich reizvolle Sierra de los Filabres ansehen. Erst fahren wir kilometerweit durch einen riesigen Olivenhain und dort kommt uns doch tatsächlich ein neugieriger, kleiner Fennek entgegen, stellt fragend seine großen Ohren auf und beobachtet uns aufmerksam. Als wir langsam anhalten, wird ihm die Sache aber zu ungeheuer und er sucht Deckung in den Büschen am Wegesrand. – Unser erster Wüstenfuchs!
Höher in den Hügeln winden sich die kleinen Sträßchen oft sehens- und fahrens!wert über locker bewachsene Bergflanken. Führen uns in die hier im heißen Süden so typischen weißen Dörfer mit ihren roten Tonziegeldächern. Die meisten sind wirklich schön instandgehalten, Fensterläden oder Türen in den intensiven Farben Südspaniens setzen lebhafte Akzente und jede Menge sorgsam gehegter Blümchen verbreiten bei diesem strahlenden Sonnenschein pure Urlaubslaune. In der Nähe dieser Orte breiten sich auch hier Oliven- und Mandelhaine auf Terrassen aus. Strauchartige Kräuter stehen noch in Blüte und verströmen ihren Duft…
Durch die Sierra de los Filabres
Abends finden wir in der Nähe des Ortes Tabernas einen netten, kleinen Campingplatz, morgen wollen wir in die Wüste und sind natürlich schon mächtig gespannt!
Auf dem Weg zur Wüste ergänzen wir unsere Vorräte in Tabernas – und dabei entdeckt Jörg, zum Glück, dass unsere Achsmanschette undicht geworden ist. So fahren wir definitiv nicht in die Wüste!
Also das Internet nach Mercedes-Werkstätten im Umkreis befragen, im Übersetzungsprogramm unsere Bitte um Hilfe ins Spanische übersetzen lassen und auf in Richtung Almería.
Kurz hinter Tabernas mündet die N 340 in die von Nordwesten kommende A 92 nach Almería. Kurze Zeit später entdecken wir direkt an dieser Strecke eine Werkstatt auch für Mercedes, leider erst nach der Ausfahrt. Aber das lässt sich schnell korrigieren, die nächste Ausfahrt ist nicht weit. Kurze Zeit später zeigen wir der Mitarbeiterin, die uns freundlich lächelnd entgegenkommt, unser Handy mit der Bitte um Hilfe und ein Foto der kaputten Achsmanschette. Ein Kollege von ihr schaut im Lager nach und schon haben wir für den nächsten Morgen einen Termin zur Reparatur – auch auf Handy im Übersetzungsprogramm…
Den Rest des Tages und die Nacht verbringen wir im nahen Ford Bravo, der einzigen noch genutzten Westernkulisse, gleich am Zugang zur Tabernas. Wir wollen die kaputte Achsmanschette und damit das eigentlich von ihr geschützte Gelenk so wenig wie möglich Staub und Sand aussetzen.
Die Tabernas ist eine Halb- oder auch Strauchwüste und durch ihre Ähnlichkeit mit den Wüsten Nordamerikas, Nordafrikas und Arabiens bis heute immer wieder Drehort auch so berühmter Filme wie Lawrence von Arabien oder Indiana Jones. Direkt in Ford Bravo wurden Szenen für Vier Fäuste für ein Halleluja und Der Schuh des Manitu gedreht – und als wir im Saloon einchecken wollen, hören wir eine wilde Schießerei, Geschrei und ein Cowboy rettet sich mit einem beherzten Sprung durch die Saloontür – direkt vor unsere Füße…
Durch die alte Westernstadt zu schlendern, hat schon Charme, man muss heute nur gut aufpassen, wo gerade Kameras laufen, nicht dass wir uns plötzlich in einer Filmszene wiederfinden – oder die in unserem unpassenden Outfit verderben…
Wüstentypisch brennt die Sonne gnadenlos vom tiefblauen Himmel – auch auf die wenigen Stellplätze, die ungeschützt und offen im heißen Sand hinter den Kulissen liegen. Da suchen selbst die Katzen vom Set Schatten unter MB...
Früh sind wir am nächsten Morgen wieder in der Werkstatt neben der Autobahn – vielen Dank, dass wir so spontan einen Termin bekommen haben!
Wir besprechen mit den beiden Mechanikern, die MB übernehmen noch einmal kurz den Auftrag, besonders im Hinblick auf die Einstellung unserer Koni-Stoßdämpfer – besser gesagt: Unsere Handys besprechen das…
Für die Stunden der Reparatur werden wir in den Aufenthaltsraum der Werkstatt eingeladen, können uns mit frischem Kaffee bedienen und bekommen gegen Mittag sogar ein Stück leckeren Zitronenkuchen, den ein Mechaniker aus der Werkstatt mitgebracht hatte.
Mittags ist MB wieder okay und wir können in die Tabernas aufbrechen – diese Werkstatt in Rioja und ihre so freundliche wie kompetente Crew ist absolut empfehlenswert!
¡Gracias por su ayuda espontánea y competente!
Talleres Indasur,S.L., Tfno.+34 950 31 04 98
Brütende Mittagshitze liegt in der Rambla im Desierto de Tabernas, diese auch hier außerhalb der Schutzzonen offiziell befahrbaren Trockenflussläufe geben uns eine sehr gute Möglichkeit, die Halbwüste näher zu erkunden.
Strauchsavanne begleitet die Ramblas und zieht sich auf den sanfter geneigten, flussnahen Hängen aufwärts. Derzeit durch die späten Regenfälle wenig wüstenhaft grün – sogar Oleanderbüsch blühen vereinzelt und setzen intensive Farbtupfer im vielfarbigen Graubeige der von der Erosion tief zerfurchten Hügelketten. Die vor Jahrmillionen auf dem damaligen Meeresboden abgelagerten Ton- und Gipssedimente, Sand und eingeschlossener Kalkstein zeichnen farbige Bänder über die hohen, steileren Hänge, auf denen sich keinerlei Vegetation behaupten kann. Der Boden der Ramblas ist meist wieder steinhart ausgedörrt und zeigt scharfe Abbruchkanten, teilweise ist die Strecke aber geebnet, um auch Nichtallradlern diese schöne Möglichkeit zu eröffnen.
In dieser heiß-trockenen und doch so abwechslungsreichen – und erstaunlich vielfältig belebten – Landschaft achtsam fahren zu dürfen, sie uns in Ruhe ansehen und erleben zu können, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Und wir freuen uns sehr, dass hier keinerlei Spuren von Vandalismus auf vier Rädern zu bemerken ist!
Auf unserem Rückweg spät nachmittags steigt die Hitze noch immer flirrend über den nackten Hängen auf, was die herrlich bunten Bienenfresser nicht davon abhält, auch jetzt emsig für ihren Nachwuchs in den dort gegrabenen Brutkammern zu sorgen. Bachstelzen – ja wirklich! – trippeln geschäftig an den letzten verbliebenen Wasserresten und in der Nähe der Ramblas beobachten wir iberische Wildschafe – und die uns…
Impressionen aus der Tabernas
Nach der Hitze der Wüste geht es für uns am nächsten Tag in die Berge der östlichen Sierra Nevada – dort wird es wohl etwas kühler sein…
Auch dieser hohe Gebirgszug ist sehr abwechslungsreich in seinen Landschaftsformen. Von der heißen, offenen Steppenzone mit ihrer kargen, harten Vegetation geht es aufwärts zu ausgedehnten Oliven-, Mandel- und Zitrushainen, die sich von Weinbergen unterbrochen weit über die Hügel hinziehen. Darüber erstreckt sich lockerer Kieferwald über den Fels, gelber Ginster bringt Farbe in die von dunklem Grün und Felsgrau dominierten Hänge. Noch weiter aufwärts dann ausgedehnte Fichtenwälder – mit herrlich kühlem Schatten, 28 Grad haben wir hier oben und von manch einem hohen Felsgipfel leuchtet der Firnschnee herüber.
Zurück an der andalusischen Küste mildert der Seewind die für uns ungewohnte Hitze. Öfter thronen malerische Ruinen der alten Küstenwehrtürme aus der Zeit der Piratenüberfälle auf Felsvorsprüngen. Diese Wehrtürme konnten die Warnung vor nahenden Piraten in kurzer Zeit über weite Strecken weitergeben und so die kleinen Dörfer und Städtchen schützen. Tags gaben sie Rauch-, nachts Feuerzeichen.
Doch auch hier sehen wir entlang der Straßen und Parkplätze leider wieder Unmengen an Müll – einfach in die Klippen geworfen. Wie kann man nur eine so schöne Küste derart brutal vermüllen!?! – Über Land ist diese Unsitte genauso verbreitet, leere Glasflaschen liegen im ausgedörrten Gras der Straßengräben inmitten von Plastikmüll und Papier in der sengenden Sonne – für uns unfassbar und frustrierend! Und über die vielen Busch- und Waldbrände hier im tiefen Süden wundern wir uns nun nicht mehr…
Wir hatten uns schon zu Hause entschlossen, die rummelige Enklave von Gibraltar zu umfahren und so führt unser Weg weiter um die Bucht von Algeciras (von La Linea bis Algeciras stop and go…) hinunter zum Faro de Punta Carnero. Von diesem Leuchtfeuer aus haben wir einen herrlichen Blick auf den berühmten Felsen und können dies in aller Ruhe genießen. In der Bucht liegen etliche Frachter vor dem Hafen von Algeciras auf Reede, Fähren kreuzen dazwischen und das zum Ufer ansteigende Meer zeigt herrliche Blau- und Türkistöne…
Tarifa! Südlichster Ort des europäischen Festlandes – das ist mein persönlicher Wendepunkt dieser Reise. Nachdem uns unseren letzten beiden Reisen an den nördlichsten Rand des europäischen Festlandes geführt haben, stehen wir nun am südlichsten Festlandspunkt – ganze 14 Kilometer von Marokkos Küste entfernt. Mehrmals täglich verkehren hier Fähren zwischen Europa und Afrika.
Diese besondere Lage hat nicht nur zu einer sehr frühen Besiedlung, rund 60000 Jahre zurück, geführt, sie bringt auch für Flora und Fauna manche Besonderheit mit sich. Die Meerenge ist eine Hauptroute des Vogelzuges zwischen Afrika und der Arktis. In der Straße von Gibraltar treffen die Fluten des Atlantik auf die Ströme aus dem Mittelmeer, vermischen sich und schaffen so ein einzigartiges Ökosystem im Meer.
Tarifa - südlichster Ort des europäischen Festlandes
Daher lassen sich hier auch verlässlich Wale und Delfine beobachten, abhängig von den Jahreszeiten sogar die ganz großen: Orcas, Finn- und Pottwale…
… und mein Schatz schenkt mir vorgezogen zum Geburtstag eine Whale-watching-Tour! 🙂 Weiß er doch, wie sehr diese intelligenten, sozialen Tiere mich faszinieren!
Unter den verschiedenen Anbietern fällt uns die 1998 von der Schweizerin Katharina Heyer gegründete Stiftung firmm – foundation for information and research on marine mammals – auf. Zweck dieser Stiftung sind Information und Forschung zum Schutz der stark lärmbelasteten Meeressäuger in der Straße von Gibraltar. Sie bieten respektvolles Whale watching an – genau unser Ding!
So fahren wir hinaus auf’s Meer und halten Ausschau, ob und wer sich zeigt. Unsere Handies haben wir in Flugmodus umgestellt, wir kommen so dicht unter die Küste von Marokko, dass sie sich glatt ins marokkanische Netz einloggen würden…
Es dauert nicht lange, da sind die ersten Meeressäuger ausgemacht, das Boot nähert sich langsam mit respektvollem Abstand, die Tiere werden auch nicht verfolgt. Neugierig kommen sie ganz von allein zum Boot, umkreisen es, tauchen darunter hindurch – ein einzigartiges Erlebnis!!
Faszinierend!!!
Wir können bei unserer Tour eine Schule von vier Pilotwalen und einige große Tümmler beobachten, die sich fast eine Stunde in der Nähe unseres Bootes aufhalten und immer wieder zeigen…
foundation firmm, www.firmm.org, respektvolles Whale-watching mit Wertschätzung für die Tiere
Am nächsten Tag verhüllt Saharasand die Berge Marokkos und färbt die Luft orange-grau. Der stürmische Wind von gestern hat ihn aufgewühlt und trägt ihn noch immer über die Meerenge herüber.
Unsere Tour gestern war die letzte, bevor die Fahrten wegen des Wetters eingestellt wurden. Wir hatten schon zweieinhalb Meter See, die das kleine Boot ordentlich hin- und her warf – und uns mit. Bei den meisten Fotos musste ich die Horizontlinie später geraderücken…
Seit heute, 1. Juli, haben Spanien und Portugal Sommerferien und am Meer wird es temperamentvoll laut und quirlig, das heißt für uns: Wir ziehen weiter. Campen ohne Reservierung ist hier nun eh vorbei.
Östlich von Sevilla, in Carmona gibt es eine Aloe-Plantage, die soll heute unser Ziel sein. Wir haben sie im alternativen Stellplatzführer España Discovery entdeckt und machen uns auf den Weg ins glühende Herz Andalucía’s. Die Sonne hat das Land ausgedörrt, über abgeerntete Felder tanzen Sandteufelchen, das Gras auf den Weiden steht fahlgrau und spröde auf dem rissigen Grund. Die Luft steigt flirrend heiß vom Asphalt auf und wir prallen gegen eine Wand aus Hitze, sobald wir MB verlassen. Wie Brennglas fühlen sich die Sonnenstrahlen auf unserer wirklich längst nicht mehr weißen Haut an. – Trotz unserer guten Klimaanlage macht diese Hitze mir permanent Kopfweh und Schwindel und lähmt meinen sonst so lebendigen Entdeckungsdrang…
Am Jahresende wird dieser Sommer als einer der heißesten in Spaniens Wetteraufzeichnungen eingehen.
Weite Olivenhaine und graugrüne Lavendelfelder – für deren Blüte wir hier nun längst zu spät sind… –, ziehen sich über die sanften Hügel auf unserem Weg nach Las Coronas. Die Finca empfängt uns dann mit üppig südländischem Flair: Dichte, reich blühende Oleanderhecken säumen das schnurgerade, rote Band des Sandweges, darüber rascheln im leichten Wind die Wedel blühender Dattelpalmen vor tiefblauem Himmel. Ganz am Ende dieses Weges lassen von Blüten umrahmte, weiße Mauern die Finca ahnen.
Traditionelle Gebäude strahlen uns wenig später blendend weiß zwischen dem Blaugrün mediteraner Pflanzen und einem herrlichen Blütenmeer entgegen. Ein schwarzer Hahn stolziert vorüber und kräht seinen Revieranspruch vorsichtshalber noch einmal deutlich in unsere Richtung. Heute ist Sonntag, dennoch wollen wir uns wenigstens kurz anmelden und vorstellen.
Unseren Nachtplatz sollen wir im lichten Schatten des jungen Eukalyptushaines wählen und bleiben auf einem von trockenem Eukalyptuslaub bedeckten Wirtschaftsweg stehen.
Bei meiner Erkundungstour später raschelt es immer wieder wenige Meter um mich herum im dürren Laub, aber bei aller Achtsamkeit kann ich niemanden entdecken, der sich da vor mir verbirgt…
Ich habe mein festes Schuhwerk an und schaue mir genau an, wohin ich trete, denn auch hier ist Schlangenland. Der leichte Windhauch kann diese für uns ungewohnte Hitze kaum kühlen und ich verstehe die zackenbewehrten Aloepflanzen nur zu gut, die am besten im lichten Schatten der Eukalyptusbäume gedeihen. Morgen erfahren wir mehr über sie!
¡Gracias Lola G. por permitirnos mostrar aquí esta hermosa finca! www.aloeveralascoronas.com
Am nächsten Vormittag nimmt uns Lola G. im Schauraum der Plantage herzlich in Empfang und wir kommen schnell mit ihr in ein sehr interessantes Fachgespräch, hat doch seit ich denken kann schon unsere Großmutter uns von Halsschmerzen bis Verbrennungen mit dieser wertvollen Heilpflanze kuriert – bis zum heutigen Tag möchte ich sie aus meinem Alltag nicht missen!
Lola weiß manches über Aloe, was ich bislang noch nicht wusste und gibt uns einen Überblick über die überraschend umfangreiche Produktpalette, die neben Aloe auch auf Eukalyptus und Lavendel basiert. – Und dass wir den hausgemachten Aloegin unbedingt mitnehmen müssen, steht außer Frage! 😉
Während Lola unseren Einkauf zusammenstellt, schaut eine etwa 30 Zentimeter große Echse neugierig durch eine der offenen Türen herein und genießt minutenlang die Wärme der Steinstufen, bevor sie blitzschnell verschwindet. – Nun ahne ich, wer am Eukalyptushain im dürren Laub raschelt…
Wir verlassen die Gluthitze Andalucía’s und wollen heute nach Faro, nach Portugal in die kühle Brise des Atlantik überwechseln.