Etwa 120 Kilometer liegen zwischen Olderfjord und Alta und auf den letzten davon folgt diese abwechslungsreiche Strecke der Uferlinie des großen Rafsbotn mit ersten Ausblicken auf Randgebiete von Alta. – Seit Kirkenes, gefühlt einer halben, aber wunderbaren Ewigkeit, die erste große Stadt.
Wir wollen die Nordlyskatedralen sehen und heute gibt sie ihrem Architektenteam recht, das sie mit Titanplatten verkleidet hat, damit sie im Sonnenschein weithin strahlen möge…
Die Region um Alta ist seit der Steinzeit besiedelt und diese frühen Siedler, die Ur-Sami, gewähren uns noch heute in Form von gut erhaltenen Felszeichnungen interessante Einblicke in ihr damaliges Leben.
Am Rand der Stadt gelegen, in Hjemmeluft, zieht sich ein kilometerlanges Feld mit tausenden Felszeichnungen am Ufer des Altafjorden hin. Heute gehört es zum Alta-Museum, wurde sorgsam freigelegt und restauriert, teils farblich zur Verdeutlichung hervorgehoben und ist nun über einen Holzbohlenweg gut zugänglich.
Mit aufmerksam beobachteten, erstaunlich detailgetreuen Darstellungen der vielfältigen Tierwelt, die die frühen Siedler umgab, mit lebensnahen Szenen aus ihrem Alltag, von Fischfang und Jagd sind die Felsen ein Bildband der Frühgeschichte mit Dokumentationscharakter.
Doch das Museum birgt, neben vielen Informationen über das Leben der hiesigen Sami, einen weiteren Schatz: Die heimischen Raubtiere in ihrem natürlichen Jagdverhalten sind in erstaunlich lebensechten Szenen und Bewegungen dargestellt, in einer Qualität der Tierpräperate, wie wir sie bislang nirgends sonst gesehen haben! Auch die Idee, die Tiere und ihr Verhalten aus verschiedenen Blickwinkeln zu beschreiben, ist eine Klasse für sich. So kommen ein Same, ein Tierschüzter, ein Jäger und weitere Menschen, die mit diesen Tieren zusammenleben, zu Wort und geben Einblicke in Licht- und Schattenseiten dieses Zusammenlebens. – Richtig toll gemacht!
Mit ihrer Erlaubnis, Euch diese tollen Fotos hier zeigen zu dürfen, machte Anita T. mich darauf aufmerksam, dass gerade diese Ausstellung der jagenden Tiere eine zeitlich begrenzte war, die nun schon nicht mehr im Museum zu sehen ist.
Tusen takk, Anita T. fra Verdensarvsenter for fjellkunst – Alta Museum, for tillatelse til å bruke bildene her! www.altamuseum.no
Nach diesen spannenden Stunden im Alta-Museum folgen wir der hier als Sightseeing-Strecke beschriebenen E6 entlang des Altafjorden nordwärts bis Isnestoften und von dort aus entlang des landschaftlich sehr schönen Langfjorden westwärts. Der Rest des Tages ist stürmisch und regenreich, doch das Abendlicht am Botn dieses schmalen Fjordes lukt dann verheißungsvoll durch das dichte, graue Gewölk.
Und wirklich zieht das Tiefdruckgebiet über Nacht ab und wir bekommen oben im Fjell und entlang des in viele kleine Fjordarme zerklüfteten Ufers des Kvaenangen wieder Sonnenschein, der uns die Entscheidung zu einem kleinen Abstecher auf unbefestigter Straße leicht macht. Um den Kvaenangenbotn zeigt unsere Karte ein kleines, vielversprechendes Sträßchen, das sich teils als schmale Sandpiste mit ordentliche Steigungen herausstellt. Aber die Ausblicke sind wunderschön und der Navitfoss einen Abstecher wert.
Am westlichen Ufer des Badderfjorden fahren wir wieder Richtung Norden und kommen am 1051 Meter hohen Storbukttinden an einen Aussichtspunkt mit gigantischer Weitsicht!
Über den südlichen Kvaenangen mit seinen Inseln schweift unser Blick weithin über die tief zerklüftete Ostküste dieses Meeresarmes. Lachsfarmen liegen im tiefblauen Wasser, eine Fähre zieht ruhig ihre Bahn und am gegenüberliegenden Ufer reiht sich Berg hinter Berg. Ihr Blaugrau verschwimmt im Dunst des Sommertages, doch der Gletscher im Nevernesfjellet krönt auf 1092 Meter Höhe weiß leuchtend den Berg. – Der erste Gletscher, die wir mit eigenen Augen sehen!
Entlang der Küste eines weiteren Fjells geht es westwärts bis an den Lyngen. Beeindruckend zieht sich das malerische Lyngsfjellan – die Lyngalpen – auf der langgestreckten Landzunge gen Norden bis ins Eismeer. Zwischen dem Lyngen im Nordosten, dem schmalen Storfjorden in südlicher Verlängerung davon und dem Ullsfjorden im Westen erheben sich diese schroffen Berge bis über 1800 Meter Höhe. Durchschnitten von tiefen, grünen Tälern, gekrönt von weißleuchtenden Gletschern, aus denen sich Wasserläufe über die Stufen vieler Wasserfälle ihren Weg zum Lynen suchen. – Was für eine grandiose Landschaft!
Hier finden wir einen traumhaften Stellplatz vor einem imposanten Panorama, von dem wir unsere Augen bis spät in den Abend hinein nicht lassen können!
Im milder werdenden Licht der Abendsonne verändern sich die Farben der Gipfel und Gletscher. Runde Linsenwolken zeigen eine Wetterfront weit draußen über dem Eismeer an, bevor sich die hier wirklich wieder dunkle Nacht über Berg und Fjord senkt.
Morgens lassen die frühen Sonnenstrahlen dieses wunderschöne Panorama erstrahlen, modelieren die Berge zum Greifen plastisch, leuchten die Täler aus und verraten Details, die uns gestern in den Schatten des Abendlichtes verborgen blieben.
Das Sommerwetter bleibt uns treu, so dass wir auf unserem Weg um Kal- und Storfjorden diese beeindruckende Landschaft in vollen Zügen genießen können.
Von Olderdalen nach Lyngseidet kürzt eine Fähre den Weg um die Fjorde ab – aber das wäre echt schade gewesen! So kommen wir von Süden mit der 868 ins kleine Lyngseidet und folgen von hier der 91 entlang des Kjosen an den Ullsfjorden, über den uns eine Fähre übersetzt.
Von hier aus geht es durch ein grünes Tal zur E8, die uns nach Tromsø bringt.
Tromsø ist viel größer, als gedacht. Die Stadtteile klettern weit an den Flanken der umliegenden Berge empor. Im Hafen herrscht reges Treiben, Hochseetrawler am Bunkerkai, die Nordnorge an der Hurtigroutenpier, viele Firmenterminale bei den Fischfabriken – und soviel mehr.
Wir nehmen uns Zeit für die berühmte Eismeerkathedrale und haben das Glück, dass der Sonnenschein durch die große Fensterfront flutet und die bunten Farben des Glases zum Leuchten bringt. Mit ihrer von Fensterleisten durchbrochenen Architektur ist sie ohnehin, aber gerade in solchem Wetter, eine Kirche des Lichts. Ihr zu Füßen erstreckt sich die hohe Rundbogenbrücke, die wir von so vielen Karten und Filmbeiträgen kennen, über sie setzen wir nach Tromsøya über. Die engen Gassen der Altstadt mit ihren bunten Holzhäusern kuscheln sich am Hafen entlang des schmalen Sundes. Leider sind beide Parkmöglichkeiten für einen Spaziergang dort und den Besuch des hochinteressanten Polarmuseums viel zu weit weg für meine kaputten Fußgelenke und auf dem Vorplatz des Museums dürfen wir leider nicht stehen – verstehen kann ich das schon, aber halt schade…
Tromsø hat eine irre Seite, besser gesagt: Eine irre Unterwelt! Um die Straßen der dichtbebauten Insel vom Durchgangsverkehr zu entlasten, ist dieser ins Inselinnere verbannt. Hier gibt es ein unterirdisches Straßennetz mit Abzweigungen, Ampeln und – einem Kreisverkehr! Der erste seiner Art, der uns auf all unseren Touren unterkam…
Takk Egil J.P. fra Tromsø kommune, om tillatelse til å bruke disse bildene her! – Og tusen takk for at du inviterte meg til å komme tilbake til Tromsø! www.visitnorway.de/reiseziele/nordnorwegen/tromso
Nach Tromsø bleibt nicht mehr viel vom Tag übrig, die Akkus unserer Handies sind platt, die Akkus von uns Vagabunden sind platt, so entscheiden wir uns, für die Nacht nur noch kurz hinaus nach Sommerø auf Hillesøya zu fahren. Dort gibt es einen kleinen Hafen mit Stellplatz. Denn schon hier holt uns die Zivilisation ein, die Ufer sind dichter besiedelt…
Sommarø – Unser erster Nachplatz am Nordatlantik.
Wenn ich in unsere Karte schaue, stehen wir genau genommen am Malangsgrunnen, einem Randgebiet des Norskehavet, dem Randmeer des Nordatlantik…