Unser erster Winter mit MB. Die Heizung ist repariert und die Aufbaubatterie ausgetauscht – Zeit für den Praxistest als Wintercamper.
Für’s Christfest sind wir im Vogtland verabredet und wollen dann im Neuen Jahr weiter Richtung Süden: Alpen, Schnee und Frost – gucken, was geht.
Zwischen Weihnachten und Neujahr nehmen wir uns aber erst einmal Zeit für einige besonders charakteristische Ecken des Vogtlandes. Das herrliche Wetter läd geradezu ein, auf Tour zu gehen.
Dicht an der Böhmischen Grenze gibt es einen verschlafenen Ort, nur eine Hand voll alter Höfe, die unter Denkmalschutz stehen. Läuft man anderthalb Kilometer weiter, ist man schon in Böhmen.
Natürlich darf bei diesem Wetter, bei dieser grandiosen Fernsicht Schöneck, die Stadt meiner Kindheit und zugleich höchster Punkt des Vogtlandes, nicht fehlen. Der ‚Alte Söll‘, einst Burgfelsen, bringt es auf stolze 734 Meter. Von dort oben kann unser Blick ungehindert vom Hochwald der ‚Hohen Reuth‘ über die sanften Hügelketten des südlichen Vogtlandes schweifen. Dahinter am Horizont reihen sich in dunstverschleiertem Blau-Grün die bewaldeten Höhenzüge Böhmens aneinander, bis sie im Westen nahtlos in die fränkischen Wälder und Berge übergehen.
So schön sich das Vogtland in diesen Tagen mit klarem Frost und strahlendem Sonnenschein auch präsentiert, uns zieht es weiter.
Die Alpen im Schnee.
Unser erster Stopp auf dem Weg gen Südwesten liegt am ‚Kleinen Brombachsee‘. Die Heizung macht es bereits auf Stufe 2 mollig warm und läuft später problemlos und absolut ausreichend auf Stufe 1 während der ganzen Nacht.
Morgens liegt kalter Dunst, den das intensive Licht des Sonnenaufgangs leuchten lässt, über dem stillen See. Wir haben 2° unter Null.
Beim Kaffeekochen streikt der Herd nach kurzer Laufzeit. Fehlermeldung: Unterspannung. – Und tatsächlich ist unsere neue Aufbaubatterie im roten Bereich. Also starten wir diesen Tag mit herrlichen Winterfarben im Sonnenschein – und lauwarmem Instantkaffee. Währenddessen quittiert unsere Heizung den Dienst und sagt uns, dass wir losfahren sollten.
Aber nach 16 Stunden Laufzeit, inklusive Kühlschrank, Abendessen kochen und, der Jahreszeit geschuldet, langen Stunden Innenbeleuchtung ist diese Leistung für uns absolut ok, hat die neue Batterie diesen gezielten Crashtest bestanden.
Wie lange wird wohl der Ladezyklus dauern…?
15! Minuten! – Wow!
Dank Ladebooster ist diese riesige Batterie tatsächlich nach nur einer viertel Stunde Fahrzeit wieder im grünen Bereich. – Das begeistert – und beruhigt.
Bald ist das Land von Raureif bedeckt, Eisnebel verzaubert die Landschaft mit diffusem Sonnenlicht und legt sich dick um Zweig und Halm. Im Altmühltal haben wir noch immer -2°. Bei Oettingen wird der Nebel dann aber so dicht, dass er seinen Zauber und jegliche Sicht verliert. Vorsichtig tasten wir uns durch diese dichte, frostige Suppe, die uns mehr oder minder bis ins Ländle begleitet.
Auf dem Weg zum Feldberg hoch tauchen wir dann endlich wieder aus diesem Nebel auf, haben blauen Himmel und Sonnenschein. Während in den Tälern unter uns noch bauschig-weiße Wolkenberge liegen und von hier oben betrachtet ganz friedlich und harmlos in der Sonne strahlen…
Der Titisee zeigt mit einem Hauch von Treibeis guten Willen und hoch oben lockt der Feldberg mit weißem Haupt. – Er ist dann auch zugeparkt und von Skifahrern überlaufen, die sich selbst im Flutlicht noch geballt auf den wenigen Schnee der Nordhänge stürzen. – Und wir verwerfen die Idee, heute Nacht hier oben stehenzubleiben…
Weiter talwärts entdecken wir ein idyllisches, historisches Gasthaus. Im traditionellen Schwarzwaldstil erbaut, lockt es uns mit uriger Gemütlichkeit und, obwohl die Familie das Haus als Hotel betreibt, bekommen wir von Johann You, dem Junior-Chef, so freundlich wie selbstverständlich das Okay, über Nacht auf dem Parkplatz stehenbleiben zu können. Wir genießen ein Abendessen, das eine Klasse für sich ist. Seither ist der Adler in Bärental ein fest verzeichneter Wegpunkt auf unseren Touren.
Am nächsten Morgen hat sich das Bild verkehrt, der Feldberg hüllt sich in dichten Nebel und wir machen uns auf in die Schweiz.
Auf dem Weg zum Walensee tauchen die erste weißen Gipfel auf. Ab der Baumgrenze aufwärts hat sich der Winter behauptet, Baum- und Schneegrenze gehen fließend ineinander über. Und der Alpenzug jenseits des Sees zeigt in beeindruckender Weise mit welch enormen Kräften dieses Faltengebirge emporgehoben und ge- – oder vielleicht besser: verformt wurde.
Wir wenden uns wieder gen Osten und wollen uns das kleine Fürstentum Liechtenstein ansehen. Es ist wenige Kilometer lang und noch viel weniger Kilometer breit, hat aber beeindruckende Burgen und Landschaften zu bieten – die wollen wir sehen.
Hoheitsvoll grüßend passieren wir den Fürstensitz Schloss Vaduz in der gleichnamigen Hauptstadt des Minireiches. Dieses Schloss ist eher eine massige Trutzburg, eine absolut sehenswerte.
Wir fahren durch sanft hügelige Landschaft, in der verstreut Höfe liegen, die durch Sträßchen verbunden sind, die keine Geraden kennen – oder am Fuße steil abfallender Almwiesen entlang, deren Heuschober bemerkenswert der Schwerkraft trotzen – nettes, kleines Ländchen!
Schnell sind wir zurück in der Schweiz und auf dem Weg zum Säntis. Den möchte ich gerne mal wiedersehen – mehr als 30 Jahre sind seit meinem letzten Besuch vergangen…
In den Tälern kein Hauch von Winter, aber von Ferne strahlt das Säntis-Massiv weiß im Sonnenschein. Auf der Passhöhe der Schwägalp, auf 1300 Metern, haben wir dann Winter. Einen halben Meter Schnee, die Alp begrenzt von den hoch aufragenden, verschneiten Gipfeln und darüber spannt sich ein blauer Winterhimmel, über den der Wind ein paar zerzauste Zieren schiebt.
Wir aber werden aufmerksam von diesem prächtigen „Wächter der Passhöhenstube“ beoachtet. Er bellt nicht rum oder zerrt am Halsband, er hat sich ganz ruhig aufgesetzt und begleitet unsere Mittagspause mit freundlichem Interesse. – Tolles, wunderschönes Tier!
Abends sind wir zurück in Deutschland und übernachten am Bodensee. Mit sanften Farben verabschiedet sich dieser abwechslungsreiche Tag. Schneeweiß grüßt noch einmal über den ganzen fernen Horizont der langgestreckte Alpenzug mit seinen schroffen Gipfelketten, bevor sich die Nacht schwarz über den See und seine Ufer senkt.
Feurig gleißend weckt uns morgens die aufgehende Sonne. Durch Süddeutschland geht es heute zurück Richtung Norden.
Unser Fazit dieses Test-Wintercampings gefällt uns gut. Für die in unseren Breiten vorherrschenden Wintertemperaturen ist MB gut gerüstet und zuverlässig. Ein besonderes Augenmerk sollte man auf die Tanks, besonders den Grauwassertank unterm Fahrzeug, behalten, so gab es auf unserer Reise keinerlei Probleme.