Sonntag, 11. September 2016 – Flusscamp im Valle di Rochemolles, 1974m

Camp Fort Foens & Bardonécchia & Flusscamp im Valle di Rochemolles, 1974m

Ein wahrer Sonntagmorgen – viel zu schön, um eilig aufzubrechen!
Noch verhüllen weiße Dunstschleier das Tal, während hier oben schon die Sonne scheint. Bergketten reihen sich wie Kulissen, in immer schwächer werdendem Blau, aneinander – bis sie sich am fernen Horizont verlieren…
Das frühe Licht begeistert jeden Fotografen!
Wir frühstücken ausgiebig in diesem strahlendem Sonnenschein und strolchen dann mit den Kameras noch einmal um’s Fort – nur keinen dieser heute so klaren Ausblicke versäumen!

Morgen am Camp

Morgenstimmung am Camp
Morgenstimmung am Camp
Viel zu schön, um eilig aufzubrechen!
Viel zu schön, um eilig aufzubrechen!
Camp am Fort Foens - Aussicht inklusive
Camp am Fort Foens - Aussicht inklusive
Ausblick über der Ruine
Ausblick über der Ruine
Berge!
Berge!
Blick über die Wiese am Fort
Blick über die Wiese am Fort

Der weiße Hauch von gestern ist wieder von den Bergflanken verschwunden, doch der alte Firnschnee hält sich das ganze Jahr in diesen Lagen.
Wir spüren den Herbst hier oben schon deutlich!
Immerhin haben wir auf mehr als 2000m ü. NN übernachtet und es hat schon ein bisschen Überwindung gekostet, bei diesen niedrigen, einstelligen Temperaturen aus unseren kuscheligen Schlafsäcken in die gut gekühlten Kneippjeans zu steigen…
Mit zusammengebissenen Zähnen ging’s dann aber doch!

Heute ist Versorgung angesagt. Wir brauchen Vorräte für die Touren und unsere treuen Kameraden haben Durst.
Die haben gestern aber auch geschafft, Leute!!
Also folgen wir vom Fort aus der westlichen Anfahrt zum Jafferau abwärts Richtung Bardonécchia. Kurz unterhalb des Forts ist die Strecke mit Mauern aus verschachtelten Stämmen gesichert, hier gab es immer wieder Bewegung im Hang und der Weg war wiederholt verschüttet. Jetzt aber haben wir freie Fahrt.
Über teils sehr enge Serpentinen nähern wir uns rasch dem Tal und grinsen, als wir das wohlmeinende Tempo-30-Limit entdecken. – Wir sind deutlich langsamer!
Jörg bremst Noah bei dem starken Gefälle von mehr als 20% hauptsächlich über den Motor und hat die Untersetzung drin – aber dann will unser Großer geradeaus.
Und das beharrlich!
Also ist in jeder Kehre Zurücksetzen angesagt…

Bevor wir den Bergwald verlassen, sammeln wir wieder Brennholz für den Abend – hier unten scheint es keinen Tropfen geregnet zu haben! – und entdecken dabei eine Waldwiese mit wunderschönen Silberdisteln und Herbstzeitlosen in vielen Farbschattierungen – bis hin zu fast Weiß! Dutzende Bläulinge gaukeln über dieser ganzen Wiese im Sonnenschein!
Marion und ich fotografieren und fotografieren – bis unsere Männer zu drängeln beginnen…

Abstieg Camp Fort Foens

Schutzwall aus Baumstämmen
Schutzwall aus Baumstämmen
Wunderschöne Ausblicke
Wunderschöne Ausblicke
Silberdistel - Wehrhafte Schönheit
Silberdistel - Wehrhafte Schönheit
Seltenes Farbspiel bei Herbstzeitlosen
Seltenes Farbspiel bei Herbstzeitlosen
Gar nicht einfach, die harten Knüppel zurechtzubrechen!
Gar nicht einfach, die harten Knüppel zurechtzubrechen!
... und ab auf's Dach!
... und ab auf's Dach!

Sobald wir die Schotterpiste verlassen, puhlen wir die gröbsten Steine aus unserem ebenso grobem Profil und geben Gas – und ziehen eine blaue Wolke hinter Noah her.
Verdächtig blau!
Sofort stopp!
Martin dreht um. Wir beratschlagen, überlegen, die Männer checken den Motor, dann hat Martin – Kfz-Mechaniker-Meister mit Spezialgebiet Geländewagen – die Lösung: Alles spricht für unseren in die Jahre gekommener Turbolader.
Noah ist jetzt zehn Jahre jung, dieses Teil ist halt zehn Jahre alt und hat auch runde 250.000 Kilometer auf der Uhr. Erfahrungsgemäß ist dann die Welle ein bisschen ausgeschlagen und drückt bei diesen langen Talfahrten, bei denen keine Leistung abgefragt wird, etwas Oel in den Ansaugtrakt. – Und das wird Noah dann auf den ersten Strecken mit Gaspedal wieder los.
Entwarnung!
Nachdem Noah letztes Jahr mit seinem Zweimassen-Schwungrad-Gag unseren weit fortgeschrittenen Nordkap-Vorbereitungen ein jähes Ende gesetzt hatte, sind wir wohl doch noch etwas dünnhäutig unterwegs…
Erleichtert bunkern wir jetzt, was wir brauchen und lassen uns eine köstliche Pizza schmecken. Dann wird es aber echt Zeit, der Zivilisation wieder den Rücken zu kehren!

Wir folgen dem malerischen Valle di Rochemolles Richtung Nordosten. Haben den Stausee, den wir gestern vom Jafferau aus gesehen hatten, direkt am Sträßchen unter uns und wollen ganz in seiner Nähe unser nächstes Camp aufschlagen.
Ein Camp, wie aus einem Abenteuerbuch!!

Abenteuercamp

Furt zum Camp
Furt zum Camp
Flusscamp im Schutz der Bergflanke
Flusscamp im Schutz der Bergflanke
Von Wassermassen gefällter Riese
Von Wassermassen gefällter Riese
Traumhafte Stunden am Lagerfeuer!
Traumhafte Stunden am Lagerfeuer!
Erinnerungen aus Kindertagen...
Erinnerungen aus Kindertagen...
Talblick vom Lago d'Rochemolles aus
Talblick vom Lago d'Rochemolles aus

Wir sind vom ersten Augenblick an regelrecht verschossen in dieses idyllische Hochtal!!
Gletscherbäche haben breite Geröllflächen auf dem Talgrund verteilt. Wasserfälle graben tiefe Rinnen in den Felshang des Aiquille de Scolette gegenüber und tragen Jahr für Jahr mehr Geröll in das schale Tal, das sich eng zwischen den Steilhängen beeindruckender Dreitausender hindurchzieht.
Übrigens verläuft auf deren Gipfelkette im Westen schon die italienisch-französische Grenze.
Auf der Straßenseite beginnt der Bergwald mit Lärchen, die der Herbst schon gelb färbt, anzusteigen und wir werden lautstark verpfiffen, kaum dass wir den ersten Reifen ins Tal gesetzt haben. – Murmelwachen entgeht nichts!

Unser Camp soll auf einer Geröllbank, unmittelbar am Flussbett liegen, beschließen wir nach kurzer Ortsbesichtigung. Durchfahren die nach den Sommermonaten leider flache Furt und schlagen im Schutz der bewaldeten Bergflanke unsere Zelte auf.
Wie gut, dass wir heute morgen Holz gesammelt haben! Um diese Jahreszeit ist oft an den Campgründen alles leergeräumt.
Als wir dann Feuer machen wollen, regnet es aber erst einmal. Das scheint derzeit Petrus‘ Abendprogramm zu sein…
Was soll’s. Die Zelte stehen, die Markisen sind schnell ausgeklappt und unsere Dachzeltplane über’s Feuerholz geworfen. So lümmeln wir gemütlich auf unseren warmen Schaffellen und wettern den Schauer in aller Ruhe bei einem Feierabendbier ab.
Vielleicht frustet unsere Gelassenheit Petrus, denn er lässt es bald wieder gut sein mit dem Regen.
Schnell ist Feuer gemacht und Marion bäckt Brötchen im Feuertopf!
Frische, duftende, heiße Brötchen im Abenteuerland…

Schon während des Grillens versuchen wir im Geröllfeld Murmeltiere auszumachen. Ihre Pfiffe schallen von verschiedenen Seiten durch’s Tal, aber keines dieser niedlichen Moppel will sich uns zeigen!
Dafür entdeckt Marion weit oben im Fels Gämsen!
Ruhig ziehen sie über uns entlang, leider außerhalb der Reichweite unserer Zooms – der Scolette steigt auf überzeugende 3506m hoch.
Auf einem Felsvorsprung stellen sie sich auf und beobachten uns, wie wir sie – sie nur ohne Fernglas.

Bald nützen uns aber unsere Gläser auch nichts mehr, Dämmerung sinkt allmählich auf den Talgrund. Wir hören zu, wie sich die Murmel aus verschiedenen Richtungen ‚Gute Nacht‘ zupfeifen – ein ganz anderer Ton, als vorhin der Alarm – dann wird es still im Tal.
Erstaunlich rasch breitet sich Dunkelheit aus und eine Wolkendecke hüllt es zusätzlich in tiefe Finsternis. Der Rio di Rochemolles vor uns rauscht verhalten in der Nacht, unser Feuer knistert friedlich vor sich hin und Martin probiert später ein paar Tricks, um das Lagerfeuer stimmungsvoll auf’s Foto zu bannen – mit überzeugenden Ergebnissen!

Abend im Flusscamp

Wie aus einem Abenteuerbuch...
Wie aus einem Abenteuerbuch...
Fachsimpeleien
Fachsimpeleien
Petrus' Abendvorstellung
Petrus' Abendvorstellung
Campleben
Campleben
Kochen im Lagerfeuer
Kochen im Lagerfeuer
Es wird ein langer Abend am Feuer...
Es wird ein langer Abend am Feuer...

Viel später kämpft sich der Mond durch die Wolken und setzt den Hang gegenüber romantisch in Szene: Die vereinzelten Lärchen zeichnen sich als tiefschwarze Silhouetten plastisch gegen den helleren Hang ab. Wasserrinnen liegen in undurchdringlicher Finsternis, wogegen die Geröllbrocken hell das fahle Mondlicht reflektieren.
Es wird ein langer, langer Abend am Lagerfeuer…

Valle di Rochemolles Karte

Im Valle di Rochemolles
Im Valle di Rochemolles

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Unser Weg ins Abenteuercamp im Valle di Rochemolles: Start im Camp Fort Foens über einen Waldweg, den die Karte nicht kennt, zum erster Wegpunkt und Versorgungsstopp in Bardonecchia bis zu unserem Ziel: Dieses unvergessliche Flusscamp im malerischen Valle di Rochemolles!